Selbsttest: Diakonie bringt Pandomat heraus
17. November 2021
Welcher Pandemie-Typ bist du? Die Diakonie hat dazu kürzlich einen digitalen Selbsttest veröffentlicht. Zugrunde liegt eine qualitative Langzeitstudie mehrerer Partner, die den gesellschaftlichen Umgang mit der Corona-Krise analysiert hat. Im Ergebnis lassen sich acht verschiedene Corona-Typen ableiten – vom Empörten bis zum Achtsamen.
Hier geht‘s zum Selbsttest (Pandomat)
Die in dieser Woche veröffentlichte qualitative Langzeitstudie mit dem Titel „Lebensgefühl Corona“ solle auch dazu beitragen, wirksame Beratungs- und Hilfsangebote zu entwickeln, sagte Diakoniepräsident Ulrich Lilie. Von September 2020 bis Juli 2021 fanden für die Studie drei Befragungen unter insgesamt 50 Personen statt.
Pandemie bewirkt das Lebensgefühl „Mütend“
„Mütend“, eine Wortschöpfung, die eine Mischung aus müde und wütend kennzeichnen soll, gibt nach Auffassung des Präsidenten der Diakonie den Gefühlszustand der meisten Menschen in der Pandemie zutreffend wieder. In dieser „stillen Katastrophe“ seien sie müde und wütend darüber, dass sie aufgrund der Kontaktbeschränkungen ihre Beziehungen nicht mehr wie gewohnt aufrechterhalten konnten und können.
Der Studie zufolge sind in der Pandemie bestehende soziale und Bildungsunterschiede besonders deutlich hervorgetreten. So seien beim Homeschooling Kinder und Jugendliche aus einem gutsituierten Bildungshaushalt mit dem Fernunterricht gut zurechtgekommen, während sich Kinder aus bildungsfernen Milieus sehr schwertaten.
Einige Befragte beschreiben ihre veränderte Lebenslage in der Pandemie sogar als positiv. Sie hätten sich über die gewonnene Zeit für Privates gefreut. „Es ist ein Verdienst der Studie, dass sie die Ambivalenzen dieser Zeit klar aufzeigt“, sagte Lilie.
Studie zeigt acht unterschiedliche Typen
Insgesamt haben sich in der Untersuchung nach den Worten des Studienleiters Daniel Hörsch acht unterschiedliche „Corona-Typen“ herausgebildet: die Achtsamen, die Ausgebrannten, die Denkerinnen und Denker, die Empörten, die Erschöpften, die Genügsamen, die Mutmacherinnen und Mutmacher und die Zuversichtlichen. Die Studie, bei der im Kern „Wie geht es Ihnen?“ gefragt worden sei, gebe „einen unverstellten Blick auf das Lebensgefühl der Menschen in allen Phasen der Pandemie“, sagte Hörsch.
Abgefragt wurde in der Studie auch, was den Menschen in der Krise Halt gegeben hat – und in wie weit sie sich von der Kirche und Diakonie aufgefangen gefühlt haben. Dabei kam nach Auffassung von Christian Albrecht, Theologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München, deutlich heraus, dass die Erwartungen der Menschen an die Kirche stärker auf Alltagsbedürfnisse gerichtet sind, als die Kirche oft annehme.
Diakoniepräsident Lilie fordert, dass die Angebote von Kirche und Diakonie noch stärker auf die individuellen Probleme der Bedürftigen ausgerichtet werden. Andernfalls drohten der Gesellschaft Jahrgänge von Corona-Verlierern, warnt der Sozialexperte.