Andachten und Laternenumzüge

So feiert der Norden den Martinstag

Ein Fest für Kinder: Am 11. November ziehen die Kleinsten traditionell mit ihren Laternen um die Häuser.
Ein Fest für Kinder: Am 11. November ziehen die Kleinsten traditionell mit ihren Laternen um die Häuser.
Er führt oft den Martinsumzug an: Ein Reiter im roten Mantel, der den Heiligen St. Martin spielt. Einige Gemeinde begehen das Fest ökumenisch mit einer gemeinsamen Andacht.
Er führt oft den Martinsumzug an: Ein Reiter im roten Mantel, der den Heiligen St. Martin spielt. Einige Gemeinde begehen das Fest ökumenisch mit einer gemeinsamen Andacht. © Pixabay

10. November 2021 von Julia Krause

Am 11. November ziehen viele Kinder mit Laternen durch die Straßen: Es ist der St.-Martins-Tag. Traditionell hält die katholische Kirche damit die Erinnerung an den heiligen St. Martin wach, der der Überlieferung zufolge einst einen Bettler vor dem Erfrieren bewahrte. Aber auch bei uns in der Nordkirche finden Umzüge und Andachten ihm zu Ehren statt.

Zwar müssen die St.-Martins-Veranstaltungen auch in diesem Jahr noch unter Corona-Auflagen gefeiert werden, ganz ausfallen müssen sie jedoch nicht mehr. Vor allem in vielen Kitas und Grundschulen wird der Tag herbeigesehnt. Denn mit Einbruch der Dunkelheit ist es so weit: Die Kinder können mit ihren Laternen losziehen und die lang eingeübten Martinslieder beim Gang durch durch die Straßen singen. Zum Abschluss gibt es oft einen Snack und ein heißes Getränk. 

Eine Feier der Nächstenliebe 

Erinnert wird damit an den Akt der Nächstenliebe, den der Soldat Martin in einer kalten Winternacht vor mehr 1500 Jahren zeigte: Der Überlieferung zufolge fand er einen frierenden Bettler am Wegesrand. Kurzerhand teilte er seinen Mantel und gab dem Mann einen Teil seines wärmenden Umhangs, damit dieser nicht in der Kälte sterben musste. 

In der folgenden Nacht, so die Legende, erschien ihm Jesus Christus im Traum. Jesus trug darin das Mantelstück, das Martin dem Bettler gegeben hatte. Martin ließ sich daraufhin christlich taufen und wurde Geistlicher. 

Mit Martinsspiel und Musik

In der Nordkirche laden viele Kirchen an diesem Tag zu einer Andacht ein. Der Hamburger Michel etwa lädt Familien ein, mit ihren elektrischen Laternen zur Martinsandacht zu kommen. Gestaltet wird sie von Pastorin Julia Atze und Pater Philipp Görtz (Kleiner Michel) um 17 Uhr. Zu sehen ist dann auch die Aufführung eines kleinen Martinsspiels mit musikalischer Begleitung von Magne H. Draagen an der Orgel und dem Posanenchor St. Michaelis. 

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Turm St. Michaelis Hamburg© Marc Fischer, iStockphoto

Auch in den Kirchenkreise Mecklenburg und Pommern wird es mehrere Martinsveranstaltugen geben: In der Landeshauptstadt Schwerin wird um 16.30 Uhr eine Andacht im Dom gehalten. Danach folgt ein Umzug zum Innenhof des Schlosses. Um 17 Uhr wird hier die Martinsgeschichte mit Schauspielern, Pferd und Musik aufgeführt. 

In Rostock beginnt der Umzug um 17 Uhr an der Heiligen Geist-Kirchengemeinde in der Margaretenstraße. Zusammen mit der Diakonie-Kita „Muschelkorb“ sind alle Interessierten zur Martins-Anspiel in der Kirche mit anschließendem Laternelaufen eingeladen. Gesammelt werden dabei auch Spenden für die Kinderprojekte innerhalb der Flutopfergemeinden (Spendenkonto der Diakonie Katastrophenhilfe)“, heißt es in der Einladung.

Viele ökumenische Feiern 

Die Hort- und Grundschulkinder und ihre Familien sind am Martinstag in Lichtenhagen-Dorf um 17 Uhr in den Pfarrgarten eingeladen. Nach der Andacht startet auch dort der Laterneumzug durch den Ort. 

Von einem Pferdefuhrwerk und Posanen begleitet wird der Umzug in Kühlungsborn. Am 11. November geht es um 17 Uhr von der Kita „Arche Noah“, Schulweg 3, los. Das Martinsspiel – dargestellt von den Konfirmandinnen und Konfirmanden – beginnt um 17.45 Uhr. „Der Heilige Martin teilt die Martinshörnchen mit Kindern und Erwachsenen vor der Pfarrscheune. Das Martinsfeuer wird entfacht und es gibt heiße Getränke für alle“, teilt Pastor Matthias Borchert mit.

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Egal ob selbst gebastelt oder vorgefertigt – Laternen verbreiten einfach ein schönes Licht und gute Stimmung. © Pixabay

Zu einer ökumenischen Veranstaltung laden die katholische und evangelische Kirche sowie die Feuerwehr in Bad Doberan. Dort geht es am Kamp um 17 Uhr mit dem Martinsumzug und dem Martinsreiter zu Pferd los. Die Laterneläufer folgen bis zum Festplatz. Vor dem Gemeindezentrum (Klosterstraße 1b) erwarten Kinder der christlichen Münsterschule die Eintreffenden zu einem Martinsspiel, das mit dem traditionellen Teilen der Hörnchen sowie einem Martinsfeuer endet. 

Auch in Güstrow wird der Tag ökumenisch begangen: Um 16.30 Uhr startet das Theaterspiel mit Martinsgeschichte. Alle Menschen sind eingeladen, sich zu Liedern und einem anschließenden Laternenumzug auf den Domplatz in Güstrow zu treffen. 

Gesang und Meeresrauschen

Zur Open Air-Andacht auf dem Kirchenvorplatz unter dem Motto „Du bist ein Sterntaler“ könne sich alle Interessierten am Martinstag um 17 Uhr in Graal-Müritz treffen. Der ökumenische Laternenumzug mit Martinspferd hat die katholische Gemeinde St. Ursula zum Ziel. Dort lodert dann ein Lagerfeuer und Martinshörnchen werden geteilt. 

Ein bisschen Nervenkitzel gibt es am Martinstag auf Rügen: Zunächst lädt die Kirchengemeinde Heringsdorf-Bansin  in die Kirche im Seebad Heringsdorf ein. Nach dem Anspiel der Kinder (Beginn: 16.30 Uhr) führt der Laternenumzug zum Ostseestrand, wo die Teilnehmenden auf eine Feuershow gespannt sein dürfen. 

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Am wärmenden Feuer gibt’s zum Abschluss des Laternelaufens oft noch ein Gläschen Kinderpunsch oder Kakao. © Pixabay

In Marlow beginnt das Martinsfest einen Tag später: am Freitag, 12. November, um 17 Uhr mit einem kleinen Theaterstück in der Stadtkirche. Im Anschluss setzt sich der Umzug in Bewegung. Zum Abschluss gibt es Kinderpunsch, Glühwein und Gebäck am Martinsfeuer am Pfarrhaus. 

Auch in Pinnow bei Schwerin findet das Martinsfest am Freitag, 12. November, statt. Los geht es um 17 Uhr auf dem Dorfplatz mit einem Martinsspiel der Vorschulkinder und gemeinsamen Singen. „Danach ziehen wir dem Martin zu Pferd folgend durch das Dorf zum Pflegeheim. Dort wird Abendbrot angeboten“, sagt Pastor Tom Ogilvie. Veranstalter sind die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde, die Freiwillige Feuerwehr, die Gemeinde und das Pflegeheim der Diakonie.

Gleiches gilt für die Gemeinde Dreveskirchen bei Wismar: Dort wird am Freitag ab 17 Uhr mit dem St. Martin-Spiel in der Kirche und anschließendem Laternenlaufen durchs Dorf gefeiert. Den Abschluss bilden Martinsfeuer und Grill der Feuerwehr auf dem Reitplatz in Blowatz.

Auf einen Plausch am Dom

In der Schleswig-Holsteinischen Landeshauptstadt feiert die Kieler Friedensgemeinde am St. Martinstag (11. November) einen Gottesdienst für Klein und Groß (17 Uhr Vicelinkirche) mit einem Laternenumzug. Der Umzug führt zu allen drei Kirchen der Gemeinde. Begleitet wird er von einem Pferd und einem Blasorchester. Ebenso wird es einen Imbiss geben. 

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Ob der Heilige St. Martin sich wirklich in einem Gänsestall versteckt hielt? Noch heute kommt in vielen Gegenden zum Martinstag eine Gans als Festtagsbraten auf den Tisch. © Pixabay

In Schleswig wird es einen Laternenumzug gemeinsam mit der IGL Schleswig, dem Stadtmarketing und der Kirchengemeinde Schleswig geben: Treffpunkt ist der Rathausmarkt um 18 Uhr. Am Schleswiger St. Petri Dom werden im Anschluss Kakao und Kinderpunsch ausgeschenkt. Zudem findet dort ein Offenes Singen für Jung und Alt statt. 

Zu einem ökumenischen Event laden die katholischen und evangelische Gemeinden in Rendsburg ein: An der Martinskirche treffen sich Kinder und Erwachsene um 17 Uhr zuerst zu einem Laternenumzug in Begleitung des Posaunenchors. Danach sind alle Teilnehmer zur Andacht in der evangelischen Christkirche eingeladen. Dort wird auch das Martinsspiel aufgeführt. 

St. Martin

St. Martin lebte etwa von 316 bis 397 und ist auch als Bischof Martin von Tours bekannt, der Kranke geheilt und ein Wohltäter gewesen sein soll. Seine berühmteste Tat ist wohl die des Mantelteilens. Zu dieser Zeit war er selbst noch ein junger, römischer Soldat. Erst danach fand er zu Gott und wurde ein Geistlicher. 

Im Martinsspiel wird die Szene, in der er dem frierenden Bettler hilft, nachgespielt. Doch nicht alle Ursprünge der verschiedenen Martinsbräuche sind gesichert geklärt. Wahrscheinlich ist, dass sich die Lichterumzüge mit Punschausschank und Gebäck eher auf weltliche Rituale beziehen: So wurde im Spätherbst die Ernte eingebracht, der Wein gekeltert und den Mägden und Knechten der Lohn ausgezahlt, was in ländlichen Gegenden mit Festen gefeiert wurde. 

Doch warum die Martinsgans? Vielleicht weil im November die Pacht und Zinsen fällig waren. Die Bauern zahlten diese Abgaben früher oft in Naturalien – also etwa Gänsen. Der Volksmund sagt jedoch auch, dass sich St. Martin in einem Gänsestall versteckt hielt, um nicht als Bischof gewählt zu werden. Doch die schnatternden Gänse verrieten ihn – und so trat er das Amt schließlich doch an. 

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