Kirche entsetzt

Streit um Waldkindergarten im Kreis Plön

Dem Wald wird durch den Waldkindergarten geschadet, sagt die Behörde (Symbolfoto)
Dem Wald wird durch den Waldkindergarten geschadet, sagt die Behörde (Symbolfoto)© epd

20. Mai 2015 von Timo Teggatz

Bokhorst. Aufregung und Sorge um die Waldkindergruppe des evangelischen Kindergartens Bokhorst. Eine Behörde hat Bedenken angemeldet, die Kinder könnten der Umwelt schaden.

Weil eine Waldkindergartengruppe im Kreis Plön laut Zeitungsberichten nicht mehr in den Wald soll, hat sich der Agrarbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Clemens Dirscherl, mit Kritik zu Wort gemeldet. In der Bewertung der Naturschutzbehörde des Kreises Plön "spiegelt sich die Entfremdung unserer modernen Gesellschaft von den natürlichen Schöpfungszusammenhängen", sagte Dirscherl am Mittwoch dem epd. Kinder dürften nicht aus der Natur ausgesperrt werden. Er forderte die Behörde auf, ihre Auffassung zu überdenken.

Anlass für die Kritik sind jüngste Zeitungsberichte. Danach soll die Gruppe mit 17 Kindern aus dem evangelischen Kindergarten Bokhorst (Kreis Plön) nicht mehr in den Wald, obwohl der Besitzer Harry von Bülow sie seit 2012 willkommen heißt und das auch weiterhin möchte. Die Untere Naturschutzbehörde hatte Bedenken angemeldet, weil durch die Nutzung die Leistungsfähigkeit des Waldes beeinträchtigt werde. Der Waldboden werde durch spielende Kinder verdichtet, der Kinderlärm verscheuche zudem die Tiere, hieß es unter anderem.

"Lasst die Kinder zu mir kommen"

Diese Argumentation akzeptiert Dirscherl nicht und verweist auf Worte von Jesus Christus: "Lasst die Kinder zu mir kommen". Diese Einladung von Jesus gelte im übergeordneten Sinn auch für die gesamte Schöpfung. Dirscherl: "Wenn Kinder ausgesperrt werden aus der Natur, verlieren sie dadurch das Interesse und auch den Bezug zu unseren natürlichen Lebensgrundlagen wie Pflanzen, Boden, Wasser und Tiere."

Dirscherl sieht in Kindern die Lebensgestalter der Zukunft. Wenn ihr Spielen als "Naturbedrohung" wahrgenommen werde, zeige dies eine "Naturschizophrenie der modernen Gesellschaft". Kinder erlebten Erwachsene mitunter "auf dem Sofa sitzend, über Natur philosophierend und dazu womöglich eine Fünf-Minuten-Terrine löffelnd". Schon Kinder sollten aber erkennen, dass der Mensch eingebunden ist in die Natur. Dirscherl ist Geschäftsführer der Heimvolkshochschule des Evangelische Bauernwerks im baden-württembergischen Waldenburg-Hohebuch.

Zum Anfang der Seite