Interview

Theologe Friedrich Schorlemmer: "Wir brauchen wieder eine Friedensbewegung"

In Wittenberg ist am Sonntag (05.03.2017) das Denkmal "Schwerter zu Pflugscharen" eingeweiht worden. 
(Foto: der Theologe Friedrich Schorlemmer spricht ueber die Schmiedeaktion "Schwerter zu Pflugscharen" vom evangelischen Kirchentag 1983 in Wittenberg) Die mehr als drei Meter hohe Skulptur erinnert im Wittenberger Lutherhof kuenftig an die DDR-Friedensaktion "Schwerter zu Pflugscharen" vom evangelischen Kirchentag 1983. Dort hatte der Theologe Schorlemmer mit etwa 600 Menschen eine "Schmiedeliturgie" im Innenhof des Wittenberger Lutherhauses gefeiert. Als Ausdruck der Auflehnung dagegen wurde waehrend der Kirchentagsaktion ein Schwert erhitzt und umgeformt. Dieses Ereignis machte "Schwerter zu Pflugscharen" zum Motto der friedlichen Revolution in Ostdeutschland. Das Denkmal soll nach Angaben der Initiatoren ein Zeichen fuer Zivilcourage darstellen. Es zeigt das Emblem "Schwerter zu Pflugscharen" als scherenschnittartige Negativform. (Siehe epd-Bericht vom 05.03.2017)
In Wittenberg ist am Sonntag (05.03.2017) das Denkmal "Schwerter zu Pflugscharen" eingeweiht worden. (Foto: der Theologe Friedrich Schorlemmer spricht ueber die Schmiedeaktion "Schwerter zu Pflugscharen" vom evangelischen Kirchentag 1983 in Wittenberg) Die mehr als drei Meter hohe Skulptur erinnert im Wittenberger Lutherhof kuenftig an die DDR-Friedensaktion "Schwerter zu Pflugscharen" vom evangelischen Kirchentag 1983. Dort hatte der Theologe Schorlemmer mit etwa 600 Menschen eine "Schmiedeliturgie" im Innenhof des Wittenberger Lutherhauses gefeiert. Als Ausdruck der Auflehnung dagegen wurde waehrend der Kirchentagsaktion ein Schwert erhitzt und umgeformt. Dieses Ereignis machte "Schwerter zu Pflugscharen" zum Motto der friedlichen Revolution in Ostdeutschland. Das Denkmal soll nach Angaben der Initiatoren ein Zeichen fuer Zivilcourage darstellen. Es zeigt das Emblem "Schwerter zu Pflugscharen" als scherenschnittartige Negativform. (Siehe epd-Bericht vom 05.03.2017)© Steffen Schellhorn, epd-Bild

07. März 2017 von Simone Viere

In Wittenberg ist am Sonntag das Denkmal "Schwerter zu Pflugscharen" - das in der DDR verbotene Symbol und Motto der ostdeutschen Friedensbewegung - eingeweiht worden. Die Skulptur soll an eine gewagte Zeremonie des Kirchentages 1983 erinnern, bei dem ein Schwert erhitzt und umgeschmiedet wurde. Im Interview erinnert sich der damalige Initiator, Pfarrer Friedrich Schorlemmer, an die mutige Aktion.

Herr Schorlemmer, können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie sich am Morgen des 24. Septembers 1983 gefühlt haben?

Friedrich Schorlemmer: Zunächst war ich sehr angespannt, weil wir nicht wussten, ob uns die Stasi mit einem Spaten die Stromzufuhr zerhackt oder uns das Schwert entwendet und damit verschwindet. Dann wäre die ganze Aktion erledigt gewesen. Die Stasi-Leute war dann zwar da, aber wir jungen Menschen waren die Mehrheit und sie haben uns nichts getan. Die Anspannung ging schließlich weg und es wurde ein Friedensfest.

Wie bewerten Sie die Aktion im Abstand von bald 35 Jahren?

Schorlemmer: Miteinander für den Frieden zu singen und zu beten war großartig! Und das in die Hammerschläge eines Schmiedes hinein, der ein Kriegsgerät in etwas Lebensdienliches verwandelte. Das Fernsehen hat dafür gesorgt, dass der Tag auch über den 24. September hinaus zum Ereignis wurde. Menschen konnten von ihren Wohnzimmern aus teilhaben. Für viele, die verzweifelt waren und dachten, sie könnten nichts tun, bedeutete unsere Aktion Hoffnung.

Welche Bedeutung hat das Denkmal für Sie, das nun am Ort des Geschehens von 1983 eingeweiht wird?

Schorlemmer: Das Denkmal erschließt sich nicht sofort und erfordert ein bisschen Zeit. Um die Symbole darin in ihren historischen Zusammenhang einzuordnen, kann man sich eine Erklärung auf sein Smartphone spielen. Wir dürfen aber nicht nur zurückzublicken, sondern müssen auch die Aufgaben sehen, vor denen wir heute stehen. Damals haben wir den kalten Krieg begraben. Heute sollten wir alles dafür tun, keinen weiteren heißen Krieg zuzulassen. Wir steuern in ein regressives Denken im nationalistischen Europa und in ein trampeliges unter Trump. Ich frage mich, warum die Menschen so ruhig bleiben und hoffe, dass die jüngere Generation, um deren Zukunft es gerade geht, erwacht und sich gegen eine neue Rüstungsrunde stemmt. Wir brauchen wieder eine Friedensbewegung.

 

Hintergrund

 Beim evangelischen Kirchentag 1983 hatte der Theologe Schorlemmer mit etwa 600 Menschen eine "Schmiedeliturgie" im Innenhof des Wittenberger Lutherhauses gefeiert. In der DDR war das biblische Friedenssymbol "Schwerter zu Pflugscharen" verboten. Als Ausdruck der Auflehnung dagegen wurde während der Kirchentagsaktion ein Schwert erhitzt und umgeformt. Dieses Ereignis machte "Schwerter zu Pflugscharen" zum Motto der friedlichen Revolution in Ostdeutschland. 

Christliche Friedensbewegung und  die Selbstbefreiung der Meschen in der DDR

Das Denkmal soll nach Angaben der Initiatoren ein Zeichen für Zivilcourage darstellen. Zum 500. Reformationsjubiläum zeige das Erinnerungsmal, dass Reformation immer stattfinden kann, sagte sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), der selbst im Kreis Wittenberg aufgewachsen ist.

In Wittenberg sei 1983 "ein wichtiges Signal dafür gesetzt worden, dass Frieden, Freiheit und Wahrheit zusammengehören. Es war ganz wesentlich die christliche Friedensbewegung, die die Selbstbefreiung der Menschen in der DDR ermöglicht hat", betonte der CDU-Politiker.

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Berno Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Versöhnungskirchengemeinde Schwerin-Lankow

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite