Unesco: Norddeutsche Kirchenbauhütte ist vorbildlich
28. Dezember 2020
Die Kirchenbauhütte Lübeck-Lauenburg wird seit Kurzem als gutes Praxisbeispiel zum Erhalt Immateriellen Kulturerbes im Unesco-Register geführt. Die Bauhütten gelten als Kompetenzzentrum, das handwerkliches Können über viele Generationen weitergibt.
"Uns sind viele wunderbare Kirchräume anvertraut, die von jeder Generation fachgerecht in Stand gehalten werden müssen", sagt Pröpstin Petra Kallies. "Dafür ist neben Fachwissen auch ein besonderes handwerkliches Können erforderlich. Mittelalterliche Techniken und Rezepturen, etwa für den Mörtel, werden in den Bauhütten weitergegeben, zm Teil auch wieder neu entdeckt", sagt die Theologin. "Mich beeindruckt darüber hinaus immer wieder die Liebe unserer Mitarbeiter zu den Bauwerken, mit der sie das sichtbare Kulturerbe erhalten."
Wiederaufbau ist große Leistung
Die Lübecker Kirchenbauhütte gehört zum Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und arbeitet an allen historischen Kirchen der Propsteien Lübeck und Lauenburg. Dazu gehören auch die großen Lübecker Innenstadtkirchen Dom, St. Marien, St. Jakobi, St. Aegidien und St. Petri. Sie alle sind zusammen mit der Lübecker Altstadt Teil des Unesco-Welterbes.
Auch Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau freut sich über die Auszeichnung. Ohne das Bauhüttenwesen wäre die Anerkennung Lübecks als Teil des Unesco-Weltkulturerbes nicht möglich gewesen. "Die große Leistung des Wideraufbaus der Lübecker sieben Türme nach dem Zweiten Weltkrieg hat wesentlich zum Erhalt des besonderen Stadtbilds Lübeck beigetragen" sagte er.
Zentrum für mittelalterliche Handwerkskunst
Das Bauhüttenwesen geht auf die mittelalterlichen Großbaustellen der Kathedralen zurück. Erstmals wurde damals das architektonische und handwerkliche Wissen an einem Ort versammelt. Auch für den Bau der Lübecker Kirchen wurden eigene Kirchenbauhütten errichtet.
Die modernen Bauhütten führen diese Tradition fort, etwa in dem sie traditionelle Fertigkeiten weitergeben und Feste und Rituale lebendig halten.
Die Kirchenbauhütte Lübeck-Lauenburg nahm ihre Arbeit 1951 während des Wiederaufbaus der Lübecker Marienkirche auf. Sie ist in mehrfacher Hinsicht besonders. Zum einen ist sie die einzige Kirchenbauhütte in Norddeutschland. Während an den meisten anderen Kathedralen die Steinbearbeitung im Zentrum steht, ist die Lübecker Kompetenz der Bau mit Backsteinen.
Arbeit an allen historischen Kirchen des Kreises
Und während die anderen Bauhütten sich jeweils für einen einzelnen Bau verantwortlich sehen, arbeitet die Lübecker Kirchenbauhütte nicht nur an den mittelalterlichen Lübecker Kirchen, sondern an allen historischen Kirchen des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Acht Maurer und ein Zimmerer unter der Leitung der Architektin Liane Kreuzer, Leiterin der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, gehören zur Kirchenbauhütte Lübeck-Lauenburg. Derzeit verstärkt zusätzlich ein Mitglied der Lübecker Jugendbauhütte im Rahmen des FSJ-Programms das Kirchenbauhüttenteam.