Popupchurch

Vor dem Clubbesuch noch eben die Füße waschen lassen

Der 28-jährige Pastor Jakob Pape von der St. Andreas Kirche im Grindel/Havestehude in Hamburg wäscht dem 18-jährigen Moritz Eigenauer aus Rostock, der zum Feiern auf die Reeperbahn kam, die Füße.
Der 28-jährige Pastor Jakob Pape von der St. Andreas Kirche im Grindel/Havestehude in Hamburg wäscht dem 18-jährigen Moritz Eigenauer aus Rostock, der zum Feiern auf die Reeperbahn kam, die Füße.© epd-bild/Philipp Reiss

15. April 2022 von Julia Reiß

Eine Gruppe von Pastorinnen und Pastoren hat am Gründonnerstag mitten auf der Hamburger Reeperbahn biblische Fußwaschungen angeboten. Das Angebot wurde von Partygängern und Passanten so gut angenommen, dass die frischen Handtücher ausgingen.

Als am Gründonnerstag auf dem Hamburger Kiez so langsam das Partyleben erwachte, zeigte sich vor der berühmten Davidwache ein ungewohntes Bild: zwei Klappstühle auf Fußmatten mit jeweils einer großen Schüssel Wasser davor, stapelweise kleine Handtücher und Bio-Seife.

Fußwaschung auf der Reeperbahn

Es dauerte nicht lange, und schon saßen die ersten Partygänger und lösten ihre Schnürsenkel. Denn die „Pop-up Church“ bot biblische Fußwaschungen an. Mehrere Geistliche aus verschiedenen Hamburger Gemeinden hatten sich für die ungewöhnliche Aktion zusammengetan.

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Die "Pop-up Church" hat am Gründonnerstag Fußwaschungen auf der Hamburger Reeperbahn angeboten. Neun Geistliche im Talar waren ab 20 Uhr auf dem Kiez vor der Davidwache dabei.© epd-bild/Philipp Reiss

„Es wird gut angenommen“, freut sich die Pastorin Angelika Gogolin. „Die Menschen bleiben stehen und gucken, und entweder spreche ich sie an oder sie fragen neugierig, was wir hier machen.“

Gogolin unterhält sich unverkrampft mit den Kiez-Besuchern und Passanten. Sie trägt „Doc Martens“-Stiefel und über dem Talar eine schwarze Lederjacke mit Stola in Regenbogenfarben. Einigen bietet sie nur ein Bonbon oder Abwasch-Tattoo an. Wer nachfragt, dem erzählt sie von Jesus.

„Gott will uns nah sein, auch durch Berührung.“

Hintergrund ist die biblische Erzählung aus dem Johannes-Evangelium, nach der Jesus einen Tag vor seinem Kreuzestod seinen Jüngern die Füße gewaschen hat. Heute wird dieses Ritual meist in katholischen und freikirchlichen Gemeinden praktiziert. Bei evangelischen Christen werde es leider etwas vernachlässigt, sagte Matti Schindehütte, Pastor aus Großhansdorf. Doch das wollten sie mit der Aktion auf der Reeperbahn ändern. „Gott will uns nah sein, auch durch Berührung.“

Moritz Eigenauer aus Rostock ist gerade 18 geworden und will mit drei Freunden auf dem Kiez feiern. „Mit Kirche hab ich nichts am Hut“, sagt er. „Aber es tat erstaunlich gut, und die Leute waren nett.“ Er nehme das als „lustige Anekdote“ aus seinem Hamburg-Besuch mit nach Hause. Auch seine Kumpels ließen sich die Füße waschen und plauderten mit den Pastorinnen.

Jung und alt, angetrunken und nüchtern

Auf der zentralen Kreuzung mitten auf der Reeperbahn lockten die Lichterketten an den Klappstühlen und Live-Musik viele Menschen an: jung und alt, angetrunken und nüchtern - die Interessierten waren bunt gemischt. Kirchenmusiker Jan Keßler spielte moderne Pop-Songs zum Mitsingen: Liebes- und Friedenslieder von Bosse bis zu den Toten Hosen.

Was ist die „Pop-up Church“?

Die „Pop-up Church“ ist eine Pastoren-Gruppe, die die Kirche an ungewöhnlichen Orten „aufpoppen“ lässt.

Die Aktion ging über die geplante Zeit hinaus bis in den späten Abend. Am Ende seien die 40 frischen Handtücher aufgebraucht gewesen, sagte Gogolin dem epd am Karfreitag. „Wir haben alles aus Stoff genommen, was noch nicht benutzt war.“ Anschließend seien sie in kleiner Gruppe noch in eine Bar gegangen, um Resumée zu ziehen. Alle seien sich einig gewesen, dass sie mit so einer guten Resonanz nicht gerechnet hatten, so die Pastorin. Viele Menschen seien gerührt gewesen, als sie den Segen bekamen.

Liebe und Frieden weitergeben

Manche hätten sich mit einem Pastor in eine ruhige Ecke zurückgezogen und intensive Gespräche geführt. „Wir wollten mit dieser Aktion Liebe und Frieden weitergeben - und genau so hat es sich auch angefühlt“, sagte Gogolin.

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