Warum Landesbischof Ulrich in Hamburg schwarz malt
10. März 2015
Hamburg. Kein Witz: Ein Bischof, ein Investmentbanker und ein Künstler malen ein komplett schwarzes Bild. Das Publikum bietet auf die Bilder. Wer erzielt den höchsten Preis? Das ist das Kunstprojekt „Schwarzmarkt“, das in der Kulturfabrik Kampnagel über die Bühne geht – mit ernstem Hintergrund.
Ungewöhnlicher Auftritt für Landesbischof Gerhard Ulrich: Im Rahmen einer "Diskursrevue" steht er in der Hamburger Kultufabrik Kampnagel auf der Bühne. Das Thema "Wert der Arbeit" soll an einem bunten Abend auf unkonventionelle Weise diskutiert werden. Das Kunstprojekt "Schwarzmarkt" findet im Rahmen des Kongresses "Work in Progress" statt. Neben Ulrich sind am Donnerstag, 12. März, auch Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) und die Sängerin Bernadette La Hengst dabei.
Und darum geht es bei dem ungewohnten Projekt: Gemeinsam mit einem ehemaligen Investmentbanker soll Bischof Ulrich in vorgegebener Zeit ein komplett schwarzes Bild malen. Den Preis bestimmt das Publikum. Dabei wird gefragt: Wieviel ist das Bild eines Bischofs wert, wieviel das eines Investmentbankers und wieviel das eines Künstlers? Kritisch soll es mit diesem Projekt um die schlechte Bezahlung kreativer Arbeit gehen.
Darum kennt Ulrich die Bühne
Dem 64-jährigen Ulrich ist der Auftritt auf einer Bühne nicht unbekannt: Nach dem Abitur wollte er zunächst Schauspieler werden und studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. Mit 23 Jahren wechselte er dann zur Theologie. "Weil ich meinen beruflichen Werdegang als Schauspieler begonnen habe, weiß ich aus persönlicher Erfahrung, was es heißt, in einem künstlerischen Beruf zu arbeiten", sagte er. Schauspieler, Autoren und Künstler lebten nach wie vor an der Armutsgrenze. Ihr Beitrag für die Sinnorientierung und Weiterentwicklung unserer Gesellschaft werde zu wenig anerkannt. "Das muss sich ändern", so der Bischof.
Bei der Diskursrevue zum „Wert der Arbeit“ steht unter anderen der Schauspieler, Regisseur und Autor Daniel Ris mit Bischof Ulrich auf der Bühne. Er kritisiert: „Die Theater produzieren immer mehr, mit immer weniger künstlerischem Personal, das für seine Arbeit immer schlechter bezahlt wird. Die Spirale des Gagen-Dumpings dreht sich immer weiter. Wie weit noch?“
Der Kongress "Work in Progress" findet zum vierten Mal statt und ist ein Projekt der Hamburg Kreativ Gesellschaft mit Kampnagel. Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt der Nordkirche ist in diesem Jahr Kooperationspartner. Als kirchliche Facheinrichtung für Arbeit und Wirtschaft engagiere er sich für die ethische Gestaltung des Wandels in der Arbeitswelt, hieß es. Diesjähriger Hauptredner des Kongresses auf Kampnagel ist der Gesellschaftskritiker und Zukunftsvisionär Jeremy Rifkin ("Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft").
Info
„Werte. Schaffen. Ein Abend über Wertschöpfung, Wertschätzung und Verwertung künstlerischer Arbeit.“ Der Auftaktabend zum Kongress „Work in Progress: Wert der Arbeit“ findet Donnerstag, 12. März, um 20 Uhr auf Kampnagel statt: Halle K6, Jarrestraße 20. Der Eintritt ist frei.