Ausstellung

Was machte Luther zum Antisemiten?

In der Ausstellung "Ertragen können wir sie nicht" im Jüdischen Museum Rendsburg: Leiter Dr. Carsten Fleischhauer.
In der Ausstellung "Ertragen können wir sie nicht" im Jüdischen Museum Rendsburg: Leiter Dr. Carsten Fleischhauer.© Jüdisches Museum Rendsburg

02. Juli 2017 von Lena Modrow

Zum 500-jährigen Reformationsjubiläum präsentiert das Jüdische Museum Rendsburg ab Sonntag (2. Juli) die Sonderausstellung "Ertragen können wir sie nicht". In der Schau wird gezeigt, wie sich zu Martin Luthers Lebzeiten dessen Verhältnis zu den Juden veränderte: Der Reformator entwickelte sich vom toleranten Missionar zum Antisemiten.

Er rief sogar dazu auf, Synagogen in Brand zu stecken. Die Wanderausstellung in der ehemaligen Synagoge in der Rendsburger Innenstadt wurde vom Hamburger Referat für Christlich-Jüdischen Dialog der evangelischen Nordkirche konzipiert.

Luther wollte die Juden missionieren

Auf 17 Informationstafeln wird einerseits das Leben Martin Luthers, andererseits die Geschichte und der Status des Judentums in Deutschland dargestellt. Anhand von Zitaten aus Luthers Äußerungen wird deutlich, wie sich die Sichtweise des Reformators auf die Juden zwischen den Jahren 1520 und 1540 radikal ins Gegenteil verkehrt. "In seinen jungen Jahren wollte Luther die Juden missionieren und zum christlichen Glauben bekehren", sagte Museumsleiter Carsten Fleischhauer.

Er stellt sich zunächst gegen die Judenfeindlichkeit

Man solle die Juden unter den Christen wohnen lassen, fordert der Reformator noch im Jahr 1523. Dies zeigen ausgestellte Zitate. Im Mittelalter insbesondere zur Zeit der Pest ist diese Haltung etwas Besonderes, da der Judenhass weit verbreitet ist, erklärte Fleischhauer. Es gehen antijüdische Legenden um, nach denen Juden beispielsweise die Brunnen der Christen vergiften. Luther stellt sich zunächst gegen die Judenfeindlichkeit, indem er Jesus in den Fokus rückt. Dieser sei schließlich auch als Jude geboren.

Luthers Haltung ändert sich

Doch als die jüdischen Menschen seiner Zeit seine Hoffnungen enttäuschen und nicht zum Christentum konvertieren, ändert sich Luthers Haltung. Verbittert ruft er 20 Jahre später im Jahr 1543 in seiner Schrift "Wider die Juden und ihre Lügen" sogar zur Gewalt gegen Juden und jüdische Einrichtungen auf. Auszüge aus der Schrift sind abgedruckt zu besichtigen. "Was wollen wir Christen nun tun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden? (?)". Und: "Erstlich: dass man ihre Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecke (...)", schreibt Luther.

Die Wurzel des modernen Antisemitismus?

Die Landesherren, teils schon zum protestantischen Glauben übergegangen, sollen die Juden vertreiben. Dennoch: "Luther hat nie direkt dazu aufgerufen, Leute umzubringen", sagte Museumsleiter Fleischhauer. Manche der Fürsten entsprechen Luthers Forderungen, andere nicht. Der Historiker sieht in der Judenfeindlichkeit, die in Luthers späteren Reden, Schriften und Handeln zum Ausdruck kommen, eine der Wurzeln des modernen Antisemitismus.

 

Zur Ausstellung

Die Ausstellung geht vom 2. Juli bis 22. Oktober 2017. Sie ist zu den Öffnungszeiten des Jüdischen Museums, Prinzessinstraße 7, 24768 Rendsburg, dienstags bis sonnabends von 12 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt kostet für Erwachsene 3 Euro, Familien 7 Euro, ermäßigt 2 Euro. Sonntags ist der Eintritt frei.

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