Ausstellung

Welche Rolle hatte die Kirche im Ersten Weltkrieg?

Pastor Michael Schwer spricht im Flandernbunker zur Eröffnung der Ausstellung "Gott mit uns - Kirchliche und religiöse Propaganda für Krieg und Vaterland".
Pastor Michael Schwer spricht im Flandernbunker zur Eröffnung der Ausstellung "Gott mit uns - Kirchliche und religiöse Propaganda für Krieg und Vaterland".© Evangelische Akademie der Nordkirche/Marlise Appel

09. Juli 2018 von Lena Modrow

In der Ausstellung »Gott mit uns – Kirchliche und religiöse Propaganda für Krieg und Vaterland« im Flandernbunker gibt die Evangelische Akademie der Nordkirche nun darauf Antworten.

„Eine feste Burg ist unser Gott“ steht auf der Karte, die betende Soldaten zeigt. Millionen Bildpostkarten sind während des Ersten Weltkriegs versendet worden – vielfach mit biblischen und kirchlichen Zitaten, Symbolen und Texten. Einige davon sind in der Ausstellung zu sehen, die zeigen, wie dieses Propaganda-Instrument funktionierte: zur Stärkung der Kriegsmoral an der Front und in der Heimat.

Damalige Kriegspredigten lösen heute Befremden, Schrecken und Entsetzen aus

Während zu Beginn des Krieges die Dankgebete für gewonnene Schlachten noch überwiegen, zeigen die Karten im Laufe der Zeit auch Kriegsszenen. Die Soldaten - und mit ihnen ihre Angehörigen - sollten den grausamen Kriegstod als Opfer für Gott und in frommer Ergebung annehmen. „Mutter Kirche hat sich zu Kriegsbeginn 1914 und in den Folgejahren nicht mit Ruhm bekleckert“, sagte Michael Schwer, Pastor der Emmaus-Gemeinde in Kiel-Wik, zur Eröffnungsausstellung. „Ganz im Gegenteil: Die Lektüre damaliger Kriegspredigten löst heute Befremden, Schrecken und Entsetzen aus.“

Postkarten, Predigten und Feldgesangbücher

Dies verdeutlichen in der Ausstellung auch andere Exponate: Neben den Postkarten gibt es darüber hinaus Kriegspredigten, Feldgesangbücher und zwei Putten mit Helm, Eisernem Kreuz und Handgranaten aus einer Kirche in Schleswig-Holstein. Denn statt Einsicht, Humanität und Frieden zu predigen, hielten auch die Kirchen an ihrer Kriegsunterstützung fest und steigerten sie noch mit der Aufforderung zum Opfergang.

Zwei Putten, die auf Soldatenhelmen sitzen und Knüppel oder Handgranaten in der Hand halten
Diese Putten aus einer Kirche in Schleswig-Holstein sind auch in der Ausstellung zu sehen.© Evangelische Akademie der Nordkirche/Marlise Appel

Heute: Einsatz für den sozialen Frieden

Selbst nach dem Krieg, so Schwer, dauerten in der Kirche die Demokratisierungsprozesse noch eine lange Zeit. Nach Kriegsende bestärkten die Kirchen die Abwehr von Schuld und Verantwortung für die Millionen Menschen, die im Krieg getötet hatten und getötet wurden. 100 Jahre später ist das ganz anders: In seiner Rede versprach Schwer: „Wir werden nicht aufhören, uns mit unseren Nachbargemeinden für den sozialen Frieden hier in der Wik einzusetzen.“

Die Ausstellung

»Gott mit uns – Kirchliche und religiöse Propaganda für Krieg und Vaterland« ist Teil der Schau und Veranstaltungsreihe „Urkatastrophe – Der Erste Weltkrieg und Kiel" im Flandernbunker in Kiel-Wik (Kiellinie 249, Eingang Marinehafen) vom Verein Mahnmal Kilian. Geöffnet ist sie montags bis freitags von 11 bis 15 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet 4, ermäßigt 3 Euro. Führungen und Workshops sind kostenlos.

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