Popupchurch zu Ostern

Wenn die Kirche auf das Volksfest kommt

Die Vikarinnen Anna Cornelius (l.) und Tia Pelz machen da Kirche, wo die Menschen sind: Auf dem Hamburger Dom sprechen sie mit den Besuchern über Ostern.
Die Vikarinnen Anna Cornelius (l.) und Tia Pelz machen da Kirche, wo die Menschen sind: Auf dem Hamburger Dom sprechen sie mit den Besuchern über Ostern.© Lena Modrow

27. März 2018 von Lena Modrow

Im Dom über Ostern zu sprechen, ist nichts Außergewöhnliches. Doch auf dem Dom, dem großen Hamburger Volksfest, dagegen schon. Fünf Vikarinnen und Vikare haben das nun getan - im Rahmen der Aktion "Popupchurch", der Kirche, die da ist, wo die Menschen sind.

Die Achterbahn rauscht durch die Kulisse, auf der einen Seite gibt es gebrannte Mandeln und Zuckerwatte, auf der anderen gefüllte Brote namens „Pfaffenglück“. Und mittendrin: Überall Menschen, die durch die Gegend laufen, von einem Fahrgeschäft ins nächste, von Bude zu Bude. Gerade hier auf dem Dom stehen sie, vier angehende Pastoren im Talar mit Beffchen, Schilder in der Hand – mit Fragen, die man auf dem Volksfest sonst wohl kaum liest.

„Willst du Karfreitag feiern?“

„Schon mal auferstanden?“

„Hatte Jesus Eier?“ und

„Schon mal über den Tod gelacht?“

Die Leute bleiben stehen. Gucken. Tuscheln miteinander. Gehen auf die Vikare zu. Und geben ganz direkte Antworten.

Kirche an ungewohnten Orten

„Wir wollen mit der Kirche dahin kommen, wo die Menschen sowieso schon sind“, sagt Tia Pelz, Vikarin in Hamburg-Hamm und Mitinitiatorin der „popupchurch“ - einer Kirche, die einfach mal an ungewohnten Orten „aufpoppt“. Um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, die so sonst wahrscheinlich keinen Fuß in ein Kirchgebäude setzen würden.

Einst war der Markt im Dom

Im Park und im Café waren die Popchurch-Initiatoren schon, zuletzt auf dem Weihnachtsmarkt mit einer lebendigen Jukebox. Der Dom erschien danach besonders reizvoll: Viel Publikum und der scheinbare Kontrast zur Kirche. Und das obwohl das Volksfest natürlich nicht ohne Grund nach einem kirchlichen Bauwerk benannt wurde: Auf dem Heiligengeistfeld stand bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ein Dom, in dem die Händler und Handwerker, Gaukler und Quacksalber regelmäßig bei schlechtem Wetter einen Markt veranstalteten.

Karfreitag ist den Schaustellern wichtig

Jetzt ist es umgekehrt: Die Kirche ist auf dem Markt. Ausgerechnet mit dem Thema Ostern. „Die Veranstalter waren gleich sehr positiv eingestellt und haben uns freie Hand gelassen, was uns überrascht hat“, sagt Tia Pelz. „Wir wussten zum Beispiel nicht, dass der Karfreitag auch für die Schausteller sehr wichtig ist, da der Markt an diesem Tag geschlossen ist und sie frei haben.“

Reaktionen der Menschen: Zwischen Schock und Schmunzeln

Aber nicht nur die Schausteller kommen auf einen Plausch zu den Menschen in den Talaren. „Hatte Jesus Eier?“, die Frage von Vikar Jonas Goebel, führt zu allerlei Geschmunzel, auch wenn es natürlich das Gespräch vor allem auf ein Thema legen soll: Den Mut, den Jesus bewiesen hat. Bei „Schon mal über den Tod gelacht?“ hingegen bleibt der ein oder andere geschockt stehen. „Ich habe mehr als 30 Jahre in der Gerichtsmedizin gearbeitet; ich kann über den Tod nicht lachen“, sagt ein Besucher.

Von der tiefen Trauer bis hin zur Feier des Lebens

Hans Hillmann, Vikar in Büchen, kann das nur zu gut verstehen. Sein Schild soll den Kontrast ausdrücken, der auch in der Ostergeschichte steckt – von der tiefen Trauer bis hin zur Feier des Lebens. „Der Tod ist ein Abgrund im Leben, aber nicht das Letzte“, sagt er.  „Es ist Wahnsinn, zu hören, was den Menschen durch den Kopf geht – es macht mir bewusst, worum es an Ostern geht.“

Die Menschen erzählen völlig frei Geschichten aus ihrem Leben und stellen Fragen, wollen Antworten hören. „Manches ist schon wie ein Seelsorgegespräch“, sagt Anna Cornelius, Vikarin in der Kirchengemeinde Bergedorfer Marschen. „Es ist wirklich überraschend, was hier passiert.“

Popupchurch

„Wir wollen bewusst Kirche neu denken. Mit den Menschen zusammen, die kommen. Es gibt kein Konzept im Hintergrund. Es gibt keine Ziele. Dafür gibt es viel Freiheit!“, heißt es auf der Seite der Popupchurch. Drei Vikare hatten die zu dem Projekt bei ihrem gemeinsamen Ausbildungsseminar in Ratzeburg – jetzt ist ihre Gruppe schon auf zehn Personen angewachsen. Und sie würden gern langfristig ein loses Netzwerk bilden, in dem verschiedene Gruppen Aktionsideen zur Popupchurch in die Tat umsetzen.

Popupchurch

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