Wie der Michel den Ansturm zu Ostern bewältigt
02. April 2015
Hamburg. Konzerte, Gottesdienste und eine Menge Touristen – zu Ostern herscht Hochbetrieb im Michel. Mittendrin Hauptpastor Röder, dem manchmal einfach nur Gelassenheit hilft.
Der Michel ist eines der Wahrzeichen der Stadt, ein Magnet für Touristen aus aller Welt. Dass hier auch einfach normale Gottesdienste gefeiert werden, mag manch einer bei all der Berühmtheit vergessen – wobei ganz normal auch nicht ganz treffend ist. Denn die St.-Michaelis-Kirche ist unter Gottesdienstbesuchern sehr beliebt, insbesondere zu Weihnachten und Ostern. Das liegt einerseits an den Festtagen, andererseits am Programm, das dort geboten wird. Für Pastoren und Mitarbeiter bedeutet das vor allem viel Arbeit und eine gute Organisation.
Seit zehn Jahren ist Alexander Röder Hauptpastor von St. Michaelis. Er weiß, zu Karfreitag und Ostern erwartet die Kirche ein volles Haus. „Dann kommen auch Gemeindemitglieder aus anderen Stadtteilen. Außerdem reisen viele Besucher an, allein schon wegen der Musik“, so Röder. Damit alles reibungslos klappt, sei es wichtig, nicht jedes Jahr „das Rad neu zu erfinden“. „Der Ablauf ist im Grunde jedes Jahr gleich, wir feiern ja auch immer das gleiche Fest“, betont der Hauptpastor. Die Liturgie lebe von der Wiederholung. Solange sie nicht lieblos oder routiniert wirke, nutze sie sich nicht ab. Dass er das schafft, glaubt man ihm aufs Wort.
"Ohne Ehrenamtliche wäre es nicht möglich"
Auch wenn vieles über den Schreibtisch des Hauptpastors geht, muss er sich nicht um alles kümmern. Der Tourismus ist eigenständig, und sonst habe jeder seine Aufgaben und wisse, was zu tun sei. „Ohne unendlich viele Ehrenamtliche wäre das alles gar nicht möglich“, erklärt Röder.
Gute Organisation sei das A und O. Ablaufzettel, Kollektenpläne – was geht, wird vorbereitet. „Erfahrung bringt Sicherheit, und die Mitarbeiter greifen gut ineinander“, so Röder. Wenn mal etwas schief läuft, ist das auch kein Drama, dann wird improvisiert. „Man braucht eine gewisse Gelassenheit. Liturgie ist niemals falsch, sie ist nur manchmal anders“, sagt Röder.
Karfreitag beginnt mit einer Andacht zur Stunde der Kreuzigung, der große Gottesdienst folgt zur Todesstunde Jesu um 15 Uhr, und die Aufführung von Dvořáks „Stabat mater“ führt in die Schweigekirche am Sonnabend. „Kein Orgelspiel, keine Glocken, die Kirche ist nur für das stille Gebet geöffnet. Es gibt keine Führungen, und wir werden die Touristen wieder mehrfach um Stille bitten müssen“, so Röder.
Pastor Röders Highlight zu Ostern
Nach einem vierstündigen Orgelkonzert am Sonnabend gipfelt die Osternacht in dem Osterevangelium, dem Choral „Christ ist erstanden“ und der Enthüllung des Altarbildes. Bereits um 6 Uhr geht es am Morgen in der noch dunklen Krypta weiter. Später singt der Kantor das große Osterlob und rollt die Exsultet-Rolle ab. Sie ziert bis Pfingsten den Altarraum. „Bis dahin feiern wir eigentlich auch. Erst danach wird die Osterkerze nicht mehr angezündet“, so Röder.
Sein persönliches Highlight zu Ostern? Röder überlegt: „Ich liebe den Karfreitags-Gottesdienst in seiner Schlichtheit, aber Ostern auch. Eigentlich ist mein Highlight alles zusammen, der Wechsel von festlicher Kargheit zu unglaublicher Freude an Ostern.“