Semlow in Vorpommern

Wie eine Dorfkirche ihr Fledermaus-Problem lösen will

Kurs auf die Kirche: Fledermäuse lieben Gotteshäuser
Kurs auf die Kirche: Fledermäuse lieben Gotteshäuser© Franz Christoph Robiller / epd

08. Juli 2015 von Timo Teggatz

Semlow. Fledermäuse lieben Kirchen, und die im vorpommerschen Semlow bei Ribnitz-Damgarten besonders. Doch die Tiere machen jede Menge Schmutz. Jetzt wird man in Semlow aktiv und will die tierischen Nervensägen aussperren – jedenfalls zeitweise.

Acht Fledermausarten überwintern nachweislich in der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche in Semlow. Und sie fühlen sich wohl in dem alten Feldstein-Gemäuer. Henrik Pommeranz vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) schätzt, dass mindestens 500 dieser kleinen Säuger im Winter in engen Spalten hinter Epitaphien, Kanzel oder Orgelempore hängen. Dann stören sie auch keinen. Doch im Sommer, wenn die Fledermäsuse zu ihren Erkundungsflügen ausschwärmen, wird die friedliche Koexistenz von Mensch und Tier auf eine harte Probe gestellt.

In der sogenannten Schwärmzeit zwischen Ende Juli und Mitte September schwirren bis zu 10.000 Tiere durch die Kirche, darunter vor allem die nur 4,5 Zentimeter großen und bis zu sieben Gramm schweren Zwergfledermäuse. Die Alttiere zeigen ihrem Nachwuchs damit ein mögliches Überwinterungsquartier. Und dabei sondern sie viel Kot und Urin in Kirchenschiff und Altarraum ab.

"Eimerweise Kot"

Der Altartisch wird deswegen im Sommer nicht mehr mit einer Altardecke aus Stoff geschmückt, sondern nur mit Papier abgedeckt, sagt der evangelische Gemeindepastor Jens Haverland. Auch auf den Wandmalereien hinterlassen die Tiere Spuren. Und natürlich auf den Bänken: Vor jedem Gottesdienst müssen die Sitzbänke feucht abgewischt werden: "Die Damen von der Kirchenwache kehren hier eimerweise den Kot raus."

 

Ein Versuch, die Fledermäuse freiwillig in den Turmbereich umzusiedeln, sei vor einigen Jahren gescheitert, sagt Nabu-Fledermausexperte Pommeranz. Die neuen Quartiere waren offensichtlich zu groß geraten und wurden von den kleinen Säugern nicht angenommen. Auch Netze, die die Kirchenbänke vor Kot und Urin schützen sollten, halfen laut Pastor Haverland nichts.

Jetzt hat die rund 500 Mitglieder zählende Kirchengemeinde Semlow-Eixen mit naturschutzrechtlicher Genehmigung einen neuen Versuch gestartet: Im Sommer soll das Kircheninnere von den Ausscheidungen der kleinen Säugetiere verschont bleiben. Dafür werden von Mitte Juni bis Mitte Oktober die Einfluglöcher zum Kirchenschiff und in den Altarraum befristet geschlossen.Helfer machen Schlitze, Luken und Löcher dicht. In der Schwärmzeit könnten die Tiere den Turm und den Dachbereich nutzen, erklärt Pommeranz. Doch als Winterquartier soll der Sakralbau den Fledermäusen weiterhin zur Verfügung stehen – dafür wird den Fledermäusen wieder freie Bahn geschaffen.

Nächtliches Licht vertreibt Fledermäuse

Gemeindepastor Haverland hofft, dass mit dieser Maßnahme die Interessen von Artenschutz, Denkmalpflege und Kirchengemeinde zusammengebracht werden können. Auf keinen Fall sollten die Tiere vergrämt werden: "Wenn es für die Fledermäuse an der Zeit ist, die Winterquartiere aufzusuchen und sie ´ausgekotet´ haben, soll ihnen unsere Kirche selbstverständlich offen stehen."

Fledermäuse gibt es laut Pommeranz "vom Prinzip her" in jeder Kirche in MV. Einziger akuter Problemfall sei aber Semlow. Kirchengemeinden sollten zum Schutz dieser Tiere mehr darauf achten, Spalten in den Sakralbauten zu erhalten und Öffnungen offen zu halten, rät er. Außerdem werde das Schwärmen der Fledermäuse erschwert, wenn Kirchen nachts beleuchtet werden, wie beispielsweise in Tribsees und Bad Sülze.

Dass bei Bauarbeiten an Kirchen auch die Bedürfnisse von Fledermäusen im Blick sind, unterstreichen die kirchlichen Bauabteilungen im Nordosten. An der Rostocker Marienkirche erfolgten nach Angaben von Nordkirchen-Kirchenbaurat Karl-Heinz Schwarz (Schwerin) umfangreiche Naturschutzmaßnahmen, auch für Fledermäuse. Laut Stefan Scholz, Leiter der Bauabteilung des pommerschen Kirchenkreises, wurde vor kurzem für die geplante Turmsanierung des Greifswalder Domes St. Nikolai eine Artenschutzuntersuchung in Auftrag gegeben. Für über 3.000 Euro seien die Flugbahnen von Fledermäusen in der Kirche Behrenhoff (bei Greifswald) untersucht worden.

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