Erinnerung an Opfer des Nazi-Terrors

Wismar erhält sechs weitere Stolpersteine

Mit diesen Stolpersteinen (Archivbild) wird in Greifswald mehreren Bürgern gedacht, die durch die Nazis verschleppt und ermordet wurden. Jetzt erhält Wismar ähnliche Anfertigungen, um an Fritz Stein und die Familie Rosenberg zu erinnern.
Mit diesen Stolpersteinen (Archivbild) wird in Greifswald mehreren Bürgern gedacht, die durch die Nazis verschleppt und ermordet wurden. Jetzt erhält Wismar ähnliche Anfertigungen, um an Fritz Stein und die Familie Rosenberg zu erinnern. © PEK/A. Klinkhardt

26. Oktober 2022

In der Wismarer Altstadt sollen am 9. November (11 Uhr) sechs Stolpersteine zum Gedenken an NS-Opfer verlegt werden. Sie erinnern fortan an Bürger, die von den Nazis verschleppt und ermordet wurden.

Die Gedenkzeichen sollen künftig am Spiegelberg 54 an den homosexuellen Fritz Stein und in der ABC-Straße 11 an die jüdische Familie Rosenberg erinnern, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Auf den zehn mal zehn Zentimeter großen Messing-Pflastersteinen ist jeweils der Name, das Geburts- und das Todesdatum eines Menschen eingraviert, der zwischen 1933 und 1945 ermordet oder verfolgt wurde. Die Steine werden vor den letzten freiwilligen Wohnorten verlegt, an denen jene Menschen gelebt oder gearbeitet haben.

Ermordet, weil er Männer liebte

Fritz Stein, geboren 1904, wurde 1940 verhaftet und nach Paragraf 175 verurteilt. Sein angebliches Verbrechen war, dass er Männer liebte. Homosexuelle Beziehungen waren in Deutschland seit dem Kaiserreich verboten. Die Nazis verschärften dieses Verbot noch. „Allein der Verdacht, schwul zu sein, reichte aus, um verhaftet zu werden“, so die Stadtverwaltung. 1942 wurde Fritz Stein nach Ausschwitz deportiert und dort am 31. März 1942 ermordet. Die Patenschaft für seinen Stolperstein habe Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) übernommen, hieß es.

In den Konkurs getrieben und deportiert 

Die Familie Rosenberg führte ab Mitte der 1920er-Jahre ein Schuh- und Bekleidungsgeschäft in der ABC-Straße. Sie musste bereits Anfang des Jahres 1935 aufgrund der Repressalien und Boykottmaßnahmen aufgeben. Nach dem erzwungenen Konkurs und der Haushaltsauflösung reiste die Familie nach Warschau und von dort aus in das Ghetto Radom. Die Familie überlebte den Krieg nicht.

9. November

Der 9. November 1938 ist der Tag der Progromnacht. Lange Zeit wurde sie verharmlosend auch als Reichskristallnacht bezeichnet. In dieser plünderten die Nazis jüdische Geschäfte und Privatwohnungen, zerstörten Friedhöfe und zündeten Synagogen an. Sie markiert damit den Beginn der zentral vom Nazi-Regime gesteuerten Verfolgung jüdischer Bürgerinnen und Bürger. 

Heute wird an diesem Tag der Millionen Menschen gedacht, die dem NS-Terror in den 1930er und 1940er Jahren zum Opfer fielen. 

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