Kichengemeinderat präsentiert Entwurf

Lübecker Dom soll eine neue Barock-Orgel bekommen

Setzen sich für die neue Domorgel ein: Hans-Martin Petersen, Hartmut Rohmeyer (Domorganist), Dr. Heiko Seidel (Baudezernat Nordkirche), Prof. Arvid Gast, Martin Klatt (Dompastor), Renate Menken, Wolfgang Pötschke und Hans-Jochen Arndt (v.l.)
Setzen sich für die neue Domorgel ein: Hans-Martin Petersen, Hartmut Rohmeyer (Domorganist), Dr. Heiko Seidel (Baudezernat Nordkirche), Prof. Arvid Gast, Martin Klatt (Dompastor), Renate Menken, Wolfgang Pötschke und Hans-Jochen Arndt (v.l.)© Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg

17. August 2012 von Simone Viere

Lübeck. Die Pläne für den Nachbau einer barocken Arp-Schnitger-Orgel im Lübecker Dom werden konkreter. Der Kirchengemeinderat hat am Freitagabend den Entwurf des Lübecker Architekturbüros Riemann präsentiert.

Danach soll die neue Arp-Schnitger-Orgel wie das Original aus dem späten 17. Jahrhundert in das Westwerk des Doms gebaut werden. Die Kosten werden auf zwei bis drei Millionen Euro geschätzt. Die Finanzierung ist noch unklar. Die heutige Marcussen-Orgel des Doms wurde 1970 installiert.

Seit rund zwölf Jahren wird bereits über den Wiederaufbau der Barock-Orgel im Lübecker Dom diskutiert. Die Musikhochschule Lübeck hatte 2002 ein dreitägiges Symposion dazu veranstaltet. Das original Instrument wurde 1699 von Arp Schnitger fertiggestellt. Während der Bombardierung Lübeck im April 1942 wurde es fast vollständig zerstört. Lediglich der Spieltisch und zwei Registerleisten sind noch im Lübecker St. Annen-Museum zu besichtigen.

Nach dem Krieg wurde der Kirchenraum neu gestaltet. Der Altar steht heute in der Mitte, der Ostchor ist durch eine hohe Glaswand abgetrennt. Diskutiert wurde unter den Experten, ob die neue Orgel die neue Architektur des Kirchenraums zerstören würde. Dom-Architekt Friedhelm Grundmann hatte 2002 von einem "schwerwiegenden Eingriff" gesprochen. Problematisch ist zudem, dass die Orgel die neu gestalteten Fenster im Westwerk verdeckt würde.

Der prämierte Entwurf sieht eine Orgel vor, die sich stark an dem Original orientiert. Lediglich die Balg-Anlage soll in den Südturm verlegt werden. Das Instrument soll auf einen hohen Rahmen gesetzt werden, um den Eingriff in die Bausubstanz gering zu halten. Dadurch entsteht unter und hinter der Orgel eine neue Kapelle, in der auch die Domfenster zur Geltung kommen.

Der Kirchengemeinderat, der die endgültige Entscheidung trifft, befürwortet den Entwurf. In Gesprächen sollen aber noch Details weiter entwickelt werden. Die reine Bauzeit wird auf drei bis vier Jahre geschätzt.

Angestoßen wurde die Diskussion vor zwölf Jahren durch Forschungen der Universität Göteborg (Schweden), die einen originalgetreuen Nachbau der Orgel auch in Lübeck ermöglichen würden. Dennoch wurden die Pläne insbesondere von Denkmalschützern kritisiert. Der Publizist Manfred Sack sprach auf dem Symposion von einer "geklonten Orgel". Musiker der Hochschule wie Arvid Gast führen dagegen an, dass Lübeck eine Barock-Orgel fehle, auf der Werke der Lübecker Barock-Komponisten Dieterich Buxtehude und Franz Tunder authentisch aufgeführt werden können. Auch Domorganist Hartmut Rohmeyer unterstützt den Orgelbau. 

Rund 30 Orgeln von Arp Schnitger (1648-1719) existieren heute noch in ihrer Grundsubstanz. Sie stehen unter anderem in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi, in St. Cosmae in Stade, in zahlreichen Dorfkirchen im Alten Land sowie in der St. Pankratius-Kirche Hamburg-Neuenfelde, wo sich auch das Grab Schnitgers befindet.  

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