Gothart Magaard: Klimaschutz ist eine Frage der Gerechtigkeit
06. Dezember 2012
Kiel. Prof. Dr. Olav Hohmeyer (Universität Flensburg) hat heute (6. Dezember) in Kiel gemeinsam mit dem Bischofsbevollmächtigten im Sprengel Schleswig und Holstein, Gothart Magaard, sowie dem Leiter der Klimakampagne, Pastor Jan Christensen, das neue Klimaschutzkonzept der Nordkirche vorgestellt.
Ziel ist eine CO2-neutrale Nordkirche im Jahr 2050. „Klimaschutz ist für die Kirche eine Frage der Gerechtigkeit – gegenüber Menschen in den Ländern des Südens, die heute unter den Folgen des Klimawandels leiden, gegenüber den nachfolgenden Generationen auch bei uns und nicht zuletzt gegenüber den Mitgeschöpfen, die uns anvertraut sind, und die sich nicht an die Geschwindigkeit des Klimawandels anpassen können.“ Die Kirche im Norden habe sich seit mehr als zehn Jahren den Fragen des Klimaschutzes durch verschiedene Maßnahmen gestellt und seit zwei Jahren durch die Klimakampagne „Kirche für Klima“. „Das vorliegende Klimaschutzkonzept, das bereits von den drei früheren Landeskirchen Mecklenburgs, Pommerns und Nordelbiens in Auftrag gegeben wurde, soll dazu beitragen, dass wir diese Arbeit auf besserer Datengrundlage zielgerichtet intensivieren können“, sagte Magaard.
Olav Hohmeyer, Professor für Energie- und Ressourcenwirtschaft an der Universität Flensburg, hat gemeinsam mit Mitarbeitern des Studiengangs „Energy and Environmental Management“ das integrierte Klimaschutzkonzept erstellt: Nordkirche auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Das räumliche Gebiet umfasst die Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg sowie kleine Teile Brandenburgs und Niedersachsens. Es ist in seinem Umfang bundesweit einmalig: 7000 Liegenschaften wurden energetisch überprüft, denn das Klimaschutzkonzept für die Nordkirche funktioniert in einem Dreischritt: Unnötigen Energieverbrauch vermeiden, Energieeffizienz steigern und den weiterhin notwendigen Energiebedarf regenerativ abdecken.
Schon lange vor ihrer Fusion zur Nordkirche hatten sich die drei ehemaligen Landeskirchen zu dem gemeinsamen Klimaschutzkonzept entschlossen. Das Konzept sieht zwei Stufen vor, die erste beginnt im kommenden Jahr. Bis zum Jahr 2015 sollen die Emissionen der Nordkirche um 25 Prozent gesenkt werden (auf Basis der Zahlen von 2005). Ehrenamtliche KlimaberaterInnen sollen ausgebildet, Einrichtungen und Systeme optimiert, Investitionen in regenerative Energien geprüft, ein Mobilitätsmanagement aufgebaut werden. Das langfristige Ziel ist die CO2-neutrale Nordkirche im Jahr 2050. Das integrierte Konzept wurde mit 120.000 Euro gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, die Nordkirche hat 65.000 Euro investiert.
„Integriert“ beinhaltet die Betrachtung aller Maßnahmen vor dem Hintergrund ihrer gemeinsamen Wirkung und – vor allem – der Partizipation und Einbindung aller Mitarbeitenden und Mitglieder der Nordkirche. Auf Grundlage einer umfassenden Datenerhebung wurden die Potentiale analysiert und ein Maßnahmenkatalog erarbeitet. Über ein Controlling-Instrument wird in der Umsetzung jede Phase überprüft und nachgesteuert.
Jan Christensen, Leiter der Klimakampagne der Nordkirche: „Die Klimakampagne der Nordkirche hat Antworten auf die Fragen gesucht, wo wir heute stehen, wie hoch die Emissionen unserer Kirche tatsächlich sind, welche Maßnahmen sinnvoll, welche Ziele notwendig und realistisch sind.“ Das von der Universität Flensburg erstellte Konzept umfasse die Bereiche Gebäude, Mobilität und Beschaffung. „Die Kirchenleitung hat am 15. November beschlossen, dass dieses Konzept die Grundlage für weitere Diskussionen ist, die im nächsten Jahr in den dreizehn Kirchenkreisen und in der Nordkirchen-Synode geführt werden“, so Christensen.
Prof. Olav Hohmeyer: „Die Erstellung des integrierten Klimaschutzkonzeptes für die Nordkirche war für die Universität Flensburg eine hochinteressante Aufgabe. Die Nordkirche ist mit ihren mehr als zwei Millionen Mitgliedern der größte Multiplikator in Norddeutschland. Gerade in der derzeit schwierigen Situation der internationalen Politik ist es umso wichtiger, dass sie mit gutem Beispiel vorangeht und ihre Vorbildfunktion wahrnimmt.“ Was hier regional konzipiert wurde, funktioniert laut Hohmeyer auch global: „Selbst bei hoher Industrialisierung, bei hohen Emissionen kann ein Land innerhalb der notwendigen Zeitspanne extreme CO2-Reduktionsziele erreichen.“
Das Klimaschutzkonzept der Nordkirche ist abrufbar im Internet unter
<link http: www.kirchefuerklima.de sites default files klimaschutzkonzept_nordkirche_lang.pdf link-extern>www.kirchefuerklima.de/sites/default/files/Klimaschutzkonzept_Nordkirche_lang.pdf
oder in der Kurzfassung unter
<link http: www.kirchefuerklima.de sites default files klimaschutzbroschuere_nordkirche_kurzfassung.pdf link-extern>www.kirchefuerklima.de/sites/default/files/Klimaschutzbroschuere_Nordkirche_Kurzfassung.pdf