Staatsakt im Hamburger Michel

Abschied von Altkanzler Helmut Schmidt - "Wir haben einen Giganten verloren"

Altbundeskanzler Helmut Schmidt (Foto vom 22.09.2012)
Altbundeskanzler Helmut Schmidt (Foto vom 22.09.2012) © epd-bild / Angelika Osthues

23. November 2015 von Klaus Merhof, Simone Viere

Hamburg. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat den verstorbenen Altbundeskanzler Helmut Schmidt als Staatsmann und "öffentlichen Intellektuellen" gewürdigt. "Wir haben einen Giganten verloren", sagte Scholz am Montag bei einem Staatsakt im Hamburger Michel mit 1.800 geladenen Gästen. Selten sei einem Politiker in Deutschland so viel Respekt und Vertrauen entgegengebracht worden wie Schmidt.

Scholz ging auch auf die Pariser Terroranschläge vom 13. November mit 130 Toten ein. Die offene Gesellschaft, die Helmut Schmidt so am Herzen gelegen habe, habe erbitterte Feinde, sagte der Erste Bürgermeister. "Wir werden die Freiheit, die Gleichheit und die Brüderlichkeit unserer offenen Gesellschaft gegen diese feigen Angriffe verteidigen", betonte der SPD-Politiker.

Scholz wies auch auf die Rolle Schmidts als politischer Publizist und "öffentlicher Intellektueller" hin, die dieser nach seinem Abschied aus dem Kanzleramt als "Zeit"-Herausgeber über Jahrzehnte ausgefüllt habe.

Angela Merkel: "Helmut Schmidt wird uns allen fehlen"

"Helmut Schmidts Tod ist für uns alle eine herbe Zäsur", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Merkel würdigte den früheren Regierungschef als "Instanz". Der Abschied von einem Menschen seines Alters sollte die Hinterbliebenen nicht völlig unerwartet treffen, so die Bundeskanzlerin weiter. Dennoch treffe sein Tod schwer. Er reiße eine Lücke in die politische und publizistische Landschaft, sagte Merkel. Helmut Schmidt werde uns allen fehlen, so die Kanzlerin.

Merkel würdigte den Mut und die Standhaftigkeit des früheren Regierungschefs. Dabei erinnerte sie an Schmidts Entscheidung als Hamburger Innensenator, bei der Sturmflut 1962 trotz verfassungsrechtlichem Verbot die Bundeswehr zur Hilfe einzusetzen. Schmidt habe vorgelebt, dass außergewöhnliche Situationen außergewöhnliche Maßnahmen erforderten, sagte Merkel. 

Zudem erinnerte sie an den Terror der RAF, der Schmidts Amtszeit als Bundeskanzler prägte. Heute stehe die Gesellschaft wieder unter dem Eindruck grausamer Attentate, sagte Merkel und verwies auf die Blutttaten von Paris. Die Motive seien andere, die Umstände auch. Dennoch liege die Frage nahe: Was hätte Helmut Schmidt zu den Anschlägen gesagt? "Wir müssen selbst die gebotene Antwort geben", sagte Merkel. Man müsse zeigen, dass man verstanden habe, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, ergänzte sie. 

Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger, ein langjähriger Freund des Verstorbenen, sagte: "Er war eine Art Weltgewissen." 

Letzte Ehre für Helmut Schmidt im Hamburger Michel

Bei dem Staatsakt im Hamburger Michel, der am Vormittag mit einem Gottesdienst und einer Predigt von Hauptpastor Alexander Röder begonnen hatte, erwiesen die Spitzen der Verfassungsorgane, darunter Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dem Altkanzler die letzte Ehre. Unter den Gästen waren zahlreiche amtierende und frühere Spitzenpolitiker aus dem In- und Ausland. Schmidt war am 10. November im Alter von 96 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg gestorben.

Nach dem Staatsakt und einem großen militärischen Ehrengeleit gegen 12 Uhr sollte Schmidts Leichnam zum Ohlsdorfer Friedhof überführt werden. Zehntausende Menschen wurden an der Strecke zum Friedhof erwartet.

 

Info

Ablauf der Trauerfeierlichkeiten nach Angaben der Bundesregierung:

10. 30 Uhr:  Staatsakt in der Hauptkirche St. Michaelis (Michel), Predigt Hauptpastor Alexander Röder etwa 11 Uhr Beginn des staatlichen Teils mit Ansprachen von Olaf Scholz, Henry Kissinger und Bundeskanzlerin Angela Merkel

12 Uhr:  Großes militärisches Ehrengeleit vor dem Michel

13 Uhr: Trauerempfang von Bürgerschaft und Senat im Hamburger Rathaus

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite