Ämterlotsen helfen bei Behördenstress
08. September 2023
Seit 20 Jahren helfen in Hamburg ehrenamtliche Ämterlotsen bei Problemen mit Behörden. Dieses und weitere Projekte werden in der Ehrenamt-Woche der Diakonie vorgestellt.
Unter dem Motto "Engagier dich!" findet ab dem 8. September die Ehrenamt-Woche der Diakonie Hamburg statt. Wie vielfältig ehrenamtliches Engagement sein kann, zeigen laut Diakonie Hamburg in der Woche bis zum 17. September viele Einrichtungen des Diakonischen Werkes mit Bühnenprogramm und Marktplätzen in Kirchengemeinden.
Einige Projekte bieten auch flexibles Engagement, wie die "Ämterlotsen", die bereits seit 20 Jahren bestehen. "Es ist super schön, dass es uns so lange gibt", findet Projektleiterin Sabine Braun. "Wir haben angefangen mit zehn Lotsinnen und jetzt sind es 30 mit unterschiedlichen Sprachen und Kompetenzen."
Die Ämterlotsen helfen bei Schwierigkeiten und Problemen mit Behörden. Ehrenamtliche Mitarbeitende begleiten zu Ämtern wie dem Jobcenter, der Arbeitsagentur oder der Ausländerbehörde.
Kostenloses Angebot
Das Angebot ist kostenlos und soll für die Klienten eine Stütze sein: "Sie fühlen sich gut, wenn man dabei ist und man selbst fühlt sich auch gut, wenn alles klappt", sagt Saniath Chitou, ehrenamtliche Lotsin mit Muttersprache Französisch.
Sie hat schon oft Klienten auch zu Wohnungsbesichtigungen begleitet und bei Sprachbarrieren vermittelt. "Dann kann ich die Klientin vorstellen und sagen, dass die Diakonie ihr hilft."
Auf diese Weise hat sie schon erfolgreich Klienten in eine Wohnung vermittelt. Auch für sie selbst sind solche Abschlüsse und die Begegnungen mit den Klienten immer wieder ein Erfolgserlebnis: "Der schönste Moment war, als ich für eine Klientin eine Wohnung gefunden habe", erinnert sich Chitou. "Der Termin, als dann der Mietvertrag unterschrieben wurde, war super schön."
Mut zusprechen und eine Stütze sein
Durch ihren Migrationshintergrund wisse sie gut, welche Schwierigkeiten ihre Klienten hier haben, sich zu integrieren. "Sie brauchen jemanden, der ihnen sagt, du kannst das schaffen‘", findet sie.
Nicht nur zu Wohnungsbesichtigungen und Vertragsabschluss begleiten die Ämterlotsen, sondern vor allem zu Ämtern. Sabine Braun koordiniert die Ehrenamtlichen und Anfragen von Behörden. Aus ihrer langjährigen Erfahrung weiß sie auch, wie sich das System in den letzten Jahren verändert hat: "Zum Nachteil hat sich verändert, dass die Behörden nicht mehr so gut erreichbar sind wie früher."
Vor einigen Jahren noch hätten sie feste Termine gehabt, zu denen Ehrenamtliche die Klienten dahin begleiteten "und bei dem Termin konnte man ganz viel regeln". Fürs Jobcenter beispielsweise einen Termin zu bekommen, sei umständlich und "teilweise sehr handverlesen", sagt Braun.
Rainer Lützow ist seit 13 Jahren Ämterlotse und bringt seine Expertise vor allem auch aus eigener beruflicher Situation mit: Er arbeitet in der öffentlichen Verwaltung und kennt das Prozedere und den Umgang mit Behörden. "Ich bringe vor allem die langjährige Berufserfahrung aus der öffentlichen Verwaltung, Gemeinde- und Krankenkasse mit.“
Außerdem bieten die Ämterlotsen regelmäßig Schulungen für Fort- und Weiterbildung an. Den Mitarbeitenden bei Ämtern melde er auch zurück, wie er den Umgang mit Klienten wahrgenommen habe: "Das finden die dann auch hilfreich für ihre Arbeit, wenn ein Außenstehender das feststellt“, bemerkt Lützow.
"Ein schönes Geben und Nehmen"
Neben dem Umgang mit Behörden und Klienten schätze er auch den Zusammenhalt im Team untereinander und die Projektleitung, "die guckt, ob der Termin für den Ehrenamtlichen passen könnte". Entscheidend sei vor allem auch, das neu erlernte Wissen aus den Fortbildungen bei Terminen mit Ämtern einzubringen. "Gleichzeitig lerne ich sehr viel, weil kein Gespräch wie das andere ist", sagt Lützow. Zugleich helfe man einer anderen Person "und das finde ich ein schönes Geben und Nehmen".