Aktionsbündnis Hüttener Berge: Laut und fröhlich für Demokratie
25. Juni 2025
Immer am ersten Sonnabend im Monat läuten die Glocken. Pastorin Kerstin Hansen-Neupert von der Kirche zu Hütten hat sich dem Aktionsbündnis Hüttener Berge angeschlossen – eine Gemeinschaft, die sich im ländlichen Raum der Region stark macht: für Demokratie, gegen Hetze und Rechtsextremismus.
Die Kirche wird zum Treffpunkt, einmal im Monat: Das Glockenläuten immer am ersten Sonnabend um 5 vor 12 ist für viele Bündnismitglieder und Nachbarn aus der ländlichen Region zwischen Rendsburg, Eckernförde und Schleswig inzwischen ein fester Termin im Kalender.
Jedes Mal kommen etwa 20 bis 30 Leute auf dem Friedhof vor der hübschen Kirche zusammen, bunt angezogen, mit Regenbogenflaggen im Gepäck. Um 5 vor 12 startet Pastorin Kerstin Hansen-Neupert per Fernbedienung das Geläut. „Ich finde es wichtig, dass man sich zu Wort meldet. Sich hörbar macht, und die Bühne nicht den Hassrednern überlasst“, sagt sie.
Die Glocke ruft die Menschen zusammen. Ein Zeichen, dass etwas passiert ist. Pastorin Kerstin Hansen-Neupert
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Das Bündnis hatte sich im Vorfeld der Bundestagswahl gegründet und eine Aktionsreihe geplant: Bis September 2025 finden monatliche Veranstaltungen an vielen Orten der Region statt.
Der Gedanke: Möglichst alle Dörfer sollen beteiligt sein. Trotz der vorgezogenen Bundestagswahlen bleibt das Bündnis aktiv. Mit der Haltung: Jetzt erst recht. „Die Monate vor der Wahl waren schon sehr anstrengend“, sagt Britta Wilkening-Barnsteiner, die zum festen Kern des Aktionsbündnisses gehört. „Wir mussten erst einmal Luft holen.“
Gemeinschaft schaffen, Position beziehen
Aber das Ergebnis, dass hier in der Region der Anteil an AfD-Stimmen sehr hoch war, mache ein Weitermachen notwendig. „Einige treten hier schon sehr breitbeinig auf“, so die Unternehmerin. Es gehe allen Aktionsmitgliedern darum, Position zu beziehen -– auch privat.
Dabei hätten sie auch Gegenwind gespürt, gibt sie zu. Aber, ihr positives Fazit: „Es passiert hier was.“ Ob Kneipenquiz, Familientag mit Stockbrotgrillen oder Regenbogen-Rave: Die Strategie des Bündnisses ist es, sich untereinander kennen zu lernen, Gemeinschaft zu schaffen. Mit dem Ziel, Berührungspunkte zu finden – auch und gerade dort, wo es Vorurteile gibt.
„Die Gemeinschaft, die entsteht, ist einfach toll“, so das Resümee von Kerstin Hansen-Neupert, die eine Einzelpfarrstelle in der Gemeinde hat. „Es macht Freude, mit Menschen und mit dem Regenbogen unterwegs zu sein. Und es gibt Hoffnung.“
Ein Ort für alle - auch für Einsame
Im Juli findet in Holzbunge ein Boule-Turnier statt, bei dem über die Bedeutung eines belebten Dorfplatzes gesprochen werden. „Wir wollen auch die Menschen erreichen, die möglicherweise sozial vereinsamt und politisch verunsichert sind. Die, die allein sind und verunsichert, werden eher wütend. Wir wollen sie zurückholen und ihnen ein Gefühl von Gemeinschaft und Willkommen geben“, sagt Natalie Klemd, eines der Gründungsmitglieder.

Stolpersteine erinnern an Opfer im Nationalsozialismus
Ebenso setzt sich das Bündnis für Demokratiebildung ein und für die Aufarbeitung der Vergangenheit. Erstmals werden in der Region Stolpersteine verlegt, um an verschleppte und ermordete Menschen im Dritten Reich zu erinnern.
Am 9. Juli kommt der Initiator der Aktion, Künstler Gunter Demnig, nach Brekendorf und Groß Wittensee, um mit der Installation an die Russin Maria Arbusowa zu erinnern. Sie nahm sich das Leben, nachdem sie zur Zwangsarbeit nach Brekendorf verschleppt wurde.
In Groß-Wittensee wird ein Stolperstein in Gedenken an Heinrich Hans Hinz verlegt. Der Duvenstedter litt unter Epilepsie und starb 1943 mit 17 Jahren in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Schleswig, vermutlich als Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Politik.
Mit Rock und Rave geht es weiter
Für den Monat September - in dem ursprünglich die Bundestagswahl stattfinden sollte - ist am 27. im Hotel auf dem Aschberg ein großes Fest geplant: Das "1. Democracy Rocks! Festival". Eigentlich als Schluss der Reihe. Aber: „Wir haben Visionen für 2026“, sagt Natalie Klemb mit einem Lächeln. Für den 2. Rainbow Rave im Panorama Hotel steht das Datum 7. März 2026 bereits fest.
„Uns allen geht es besser, wenn wir uns mit Respekt und demokratischen Werten begegnen.“ Pastorin Hansen-Neupert
Auch die Glocken der Kirche in Hütten werden weiter am 1. Sonnabend im Monat läuten. „Als Zeichen: „Dass es uns allen besser geht, wenn wir uns mit Respekt und demokratischen Werten begegnen“, so Pastorin Hansen-Neupert.
Die Reaktionen geben ihr und allen anderen vom Aktionsbündnis recht: Toll, dass Sie das machen“, sagt eine der Besucherinnen, als sie sich nach dem Glockenläuten vor der Kirche verabschiedet. „Für mich ist das genau richtig.“