Kulturaustausch

Alles anders in Kiel

Pause zwischen vielen Fragen: Die El Salvadoreños haben sich im Vintage Atelier von Janett Schuster Hildebrandt (3. v.l.) niedergelassen.
Pause zwischen vielen Fragen: Die El Salvadoreños haben sich im Vintage Atelier von Janett Schuster Hildebrandt (3. v.l.) niedergelassen. © Kirchenkreis Altholstein

17. Juli 2017 von Jürgen Schindler, Lena Modrow

Viele Eindrücke, viele Fragen: Die Kirchengemeinde Matthias-Claudius im Kieler Stadtteil Suchsdorf hat Besuch aus Lateinamerika. Fünf Freunde aus der Partnerkirchengemeinde Santa Trinidad in El Salvador sind für drei Wochen zu Gast in der Landeshauptstadt. Und dabei wird viel diskutiert - vor allem über die Rolle der Frau in Deutschland im Vergleich zu jener in El Salvador.

"Wenn Sie mir die Haare schneiden", Leonel Hernandez fasst sich mit der Hand an den Kopf, "was würde meine Frisur kosten?" Die Antwort lässt ihn hörbar ausatmen. "15 Euro! In El Salvador habe ich dafür einen Dollar bezahlt." Also umgerechnet nicht einmal einen Euro. Die fünf Besucher aus Lateinamerika - vier Studenten Anfang 20 und eine Hausfrau mit 62 Jahren - sehen sich interessiert im Haarstudio Suchsdorf um. Die Inhaberin, Roswitha Quander, hat sich an diesem Vormittag extra Zeit genommen. Denn die El Salvadoreños aus der Partnerkirchengemeinde wollen bei einem Rundgang durch den Stadtteil mehr über Frauen im Beruf und als Unternehmerinnen erfahren.

In El Salvador ist es viel einfacher, ein Geschäft zu eröffnen

Ob in Deutschland mehr Männer oder Frauen als Friseur arbeiten? Ob man sich als Frau einfach so selbstständig machen kann? Das Gespräch überrascht auf beiden Seiten. "Wenn sich in El Salvador ein Mann und eine Frau auf eine Stelle bewerben, dann wird selbstverständlich der Mann eingestellt", berichtet Laura Saravia, was den deutschen Begleitern der Gruppe ein Fragezeichen ins Gesicht malt. Leonel Hernandez staunt wiederum, wie viele Zeugnisse und Bescheinigungen man in Deutschland vorweisen muss, um ein Geschäft zu eröffnen: "Bei uns könnte sich jeder hinstellen, Leuten die Haare schneiden und sagen: 'Ich bin ein Friseur'.


Enge Partnerschaft

Die Besucher führt an diesem Vormittag Ilse Tosch aus der Matthias-Claudius-Kirchengemeinde über den Rungholtplatz in Kiel-Suchsdorf. Die Seniorin engagiert sich seit vielen Jahren im El-Salvador-Partnerschaftskreis, drei der Gäste übernachten auch in ihrem Haus. An ihrer Seite übersetzt Rebeca Milanés, die ursprünglich aus Kolumbien stammt und über die evangelische Kindertagesstätte Kontakt zur Kirchengemeinde bekommen hat.

Shabby Chic - was soll das?

Rebeca Milanés wird heute wirklich gefordert, denn die Besucher möchten jedes Detail wissen - auch im nächsten Laden. Janett Schuster Hildebrandt hat sich vergangenen Herbst mit dem Vintage Atelier selbständig gemacht. Sie verpasst alten Möbeln einen neuen, weißen Anstrich und erklärt den El Salvadoreños, dass sich das Shabby Chic nennt. Mit einer Umschreibung gelingt die Übersetzung ins Spanische und der Gedanken, gebrauchte Möbel aufzuarbeiten, leuchtet den Gästen sofort ein. Aber weshalb bekommen diese im Anschluss wieder künstliche Gebrauchsspuren?

Der Mann hat das Sagen

Dass Frauen wie Janett Schuster Hildebrandt handwerklich arbeiten, ist in ihrem Heimatland El Salvador eine Seltenheit. "Frauen kochen in der Straßenküche oder sind häufig Verkäuferinnen", erklärt Leonel Hernandez. Wenn sie denn überhaupt arbeiten. "In vielen Familien dominiert der Machismo, also da hat der Mann das Sagen", fügt Laura Saravia hinzu. Ihn müsse die Frau um Erlaubnis fragen, wenn sie einem Beruf nachgehen möchte.

Mit dem ganzen Herzen bei der Sache

Letzte Station an diesem Vormittag ist das Blumengeschäft von Maryam Nejad, das die gebürtige Iranerin vor sieben Jahren übernommen hat. Die El Salvadoreños erleben die Inhaberin als anpackende Unternehmerin, die mit ganzem Herzen bei der Sache ist. "Das ist kein Beruf, wenn man auf feine Nägel wert legt", lacht Maryam Nejad.

Frauen kämpfen für ihre Rechte

Die Gäste sind beeindruckt von der Unabhängigkeit der Frauen, die sie kennengelernt haben. "Hier sind Frauen und Männer gleich", meint Laura Saravia. Auch in El Salvador tue sich einiges. "An manchen Orten tun sich Frauen zusammen, um gemeinsam für ihre Rechte zu kämpfen", sagt Hausfrau Marcelina Calles. Das findet auch Nuria Lopez richtig. In der Familie der jungen Frau hat sie den Machismo hautnah miterlebt: "Mein Vater hat früher meiner Mutter verboten, ihre Familie zu besuchen, denn das sei schlechter Einfluss. Und er hat ihr nicht einmal erlaubt, ihre langen Haare zu schneiden."

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