Bischof von Maltzahn zu Pfingsten

Auf dem Grund der Seele gibt es ein unverhofftes Glück

© Aimin Tang, iStockphoto

22. Mai 2015 von Timo Teggatz

Zu Pfingsten freuen wir uns am wunderbaren Neubeginn des Lebens - eine Pfingstrose blüht, die Sonne leuchtet. Aber was hat es mit dem Heiligen Geist auf sich? Und was haben 70 lebenserfahrene Männer mit Pfingsten zu tun, die in göttlicher Verzückung jubeln und tanzen?

Eine Andacht von Bischof Dr. Andreas von Maltzahn

Als Kind hatten Pfingstgottesdienste für mich meist etwas Enttäuschendes: Gespannt beobachtete ich, ob der Heilige Geist sich zeigen würde. In meiner Kinderbibel waren deutlich Feuerflämmchen auf den Häuptern der Jünger zu sehen. Vom Einbruch des Geistes war in unserem Gottesdienst denn zwar auch viel die Rede. Aber wenn ich auf die Köpfe der Gottesdienstbesucher vor mir schaute, tanzten da keine Feuerflammen. Nicht einmal ein Rauchwölkchen war zu sehen. Der Geist wehte, wo er wollte – nur anscheinend wieder mal nicht bei uns.

In den letzten Jahren ist mir eine andere Geschichte wichtig geworden. Sie ereignete sich während der Wüstenwanderung Israels (4. Mose 11). Das Volk murrte. Es sehnte sich aus der unbequemen Freiheit zurück in die Vergangenheit. Das gab Mose den Rest. Er konnte nicht mehr.

„Warum legst du die ganze Last dieser Gemeinschaft auf mich, Gott“, brach es aus ihm heraus. „Auch mir ist es schwer, immer nur von Verheißung zu leben. Der Weg entspricht so wenig unseren Hoffnungen. Immer nur den Mangel verwalten! Immer wieder aufbrechen, den Leuten Mut zusprechen ... Ich vermag all das Volk nicht allein zu tragen. Manchmal möchte ich nur noch schlafen. Lieber tot sein, als so weiter machen …“

Gott schenkte seine Gegenwart

Gott reagierte überraschend: Mose wurde weder heruntergemacht, wie er so mit dem Allmächtigen sprechen könne, noch nahm Gott ihn mütterlich in den Arm. Mose sollte siebzig Älteste versammeln. Und Gott schenkte seine Gegenwart. Er redete mit Mose und nahm von dem Geist, der auf ihm, Mose, war, und legte ihn auf die Siebzig. Und sie gerieten in Verzückung. Die lebenserfahrenen Männer begannen zu tanzen und zu jubeln, dass ihre Frauen sie nicht wiedererkannten. Alles, was sie bedrückt hatte, fiel von ihnen ab. Sie spürten Gottes Kraft in sich. Und sie wussten: Auch wenn der Weg noch weit sein mochte, auch wenn sie noch manche Strapaze zu bestehen haben sollten – auf Gottes Verheißung konnten sie bauen. Fortan trugen sie gemeinsam mit Mose die Last der Verantwortung.
Ein Pfingstereignis mitten in der Wüste! Nicht Arbeit wird geteilt, sondern Geist! Es ist genug für alle da! Genug für Mose, genug für die Siebzig. Soviel du brauchst...

Nicht Arbeit – Geist wird geteilt: Ausgerechnet Geist von dem Mann, der sich selbst und Gott eingesteht, dass er nicht mehr kann. Nicht der Geist eines unentwegt Begeisterten wird vervielfacht, sondern der Geist dessen, der seine abgrundtiefe Müdigkeit – nicht in sich hineinfrisst, sondern sie Gott klagt. Und Gott verwandelt sein Leben. Gott nimmt Menschen in Verantwortung, die mittragen werden.

Sie erlebten ein unverhofftes Glück

Geist wird geteilt – nicht Arbeit. Mose und die Siebzig, als sie zur Stiftshütte gekommen waren, hielten keine Arbeitsbesprechung ab. Sie berieten nicht, wie sie dem murrenden Volk beschaffen könnten, wonach es verlangte. Sie krempelten nicht die Ärmel noch höher und ersannen ein neues Projekt. Sie taten etwas völlig anderes: Sie überließen sich Gott! Sie vertrauten sich an und überließen sich dem, was er an ihnen tat. Und das veränderte alles: Ganz und gar hingegeben erlebten sie den, den sie erahnt hatten auf dem Grund ihrer Seele, nach dem sie sich in ihrem Innern gesehnt hatten – und so erlebten sie ein unverhofftes Glück.

Schenke, Gott, dass wir Vertrauen wagen! Dass wir darauf vertrauen, dass Gott, dass der auferstandene Christus Herr des Geschehens ist – auch jetzt und hier in unserer Kirche, in unserer Gesellschaft! Dass es sein Weg ist, den er uns durch die Zeiten hindurchführt, hin zu dem Ziel, das er bestimmt hat. Manchmal sind wir nicht mehr und nicht weniger als Platzhalter für die unerwachten Möglichkeiten Gottes. Also Menschen, die den Boden bereiten für das, was kommen soll. Und manchmal – wie in der friedlichen Revolution – dürfen wir erleben und daran mitwirken, dass die Verhältnisse nicht bleiben, wie sie sind. Entscheidend ist und wird bleiben, dass wir ganz bei Christus und seiner Sache sind. Hingegeben an Gott werden wir erleben, wie sein Geist unsere Kirche erneuert und in die Zukunft führt.

Unser Autor

Dr. Andreas von Maltzahn ist ­Bischof der Nord­kirche im Sprengel Mecklenburg und Pommern.

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