Orgelstadt Hamburg

Ausstellung: Manufaktur des Klangs - 2000 Jahre Orgelbau und Orgelspiel

Ein früherer Spieltisch der Orgel der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi, dessen Registerzüge die geschnitzten Porträts bekannter Orgelfreunde aus der Zeit um 1693 zieren, erzählt einen Teil der bewegten Geschichte des Instruments.
Ein früherer Spieltisch der Orgel der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi, dessen Registerzüge die geschnitzten Porträts bekannter Orgelfreunde aus der Zeit um 1693 zieren, erzählt einen Teil der bewegten Geschichte des Instruments. © Hauptkirche St. Jacobi, Hamburg/Foto: MKG 

04. Juli 2019

Mit über 300 Orgeln besitzt Hamburg eine einzigartige und vielfältige Orgellandschaft. Außer in den Kirchen der Stadt befinden sich zahlreiche weitere Instrumente in Schulen, in der Elbphilharmonie, im Sendesaal des NDR, in der Staatsoper, in der Universität und sogar in den Justizvollzugsanstalten. Die neue Ausstellung "Manufaktur des Klangs. 2000 Jahre Orgelbau und Orgelspiel" im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ist vom 5. Juli bis 3. November 2019 zu sehen.

Zum 300. Todestag Arp Schnitgers (1648–1719), einem der weltweit berühmtesten Orgelbauer, hat die Stadt Hamburg 2019 unter dem Motto Hamburg zieht alle Register ein Orgeljahr ausgerufen. Konzerte und Veranstaltungen in der gesamten Stadt sowie die  Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) sollen neugierig machen auf das imposante Instrument und seine Geschichte.

Orgeljahr 2019 in Hamburg

Im Mittelpunkt der Schau stehen Orgelbau und Orgelmusik, die von der UNESCO 2017 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurden. Über 30 Exponate, darunter 14 historische Instrumente und Rekonstruktionen sollen dazu einladen, spielerisch in den Kosmos Orgel einzutauchen. Anhand von Modellen, interaktiven Displays, medialen Präsentationen und Filmen soll die Technik des Instruments sichtbar gemacht werden.

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Blick in die Ausstellung© Michaela Hille

An einem eigens für die Ausstellung gebauten Modell können die Gäste das Zusammenspiel von Balg, Windlade und Pfeife selbst versuchen und Klänge erzeugen. Ein Orgelsimulator bietet die Gelegenheit, selbst Tasten und Pedale zu bedienen und das sogenannte "Registrieren" auszuprobieren. Inspiriert von Fotografien spektakulärer Orgelbauten können sogar Besucher ihre ganz eigene Orgel mit Hilfe einer VR-Brille entwerfen. 

Die Erfindung der Druckpumpe

Für den Friseursalon seines Vaters im antiken Alexandria erfand der Grieche Ktesibios vor über 2000 Jahren einen auf- und abfahrbaren Spiegel. Technischer Clou: die Druckpumpe. Diese Erfindung ist die Voraussetzung für den Bau eines Instruments namens organon hydraulikon, das Töne hervorbringt. Wie dieses hydraulische Pumpwerk funktionierte, zeigt in der Ausstellung der Nachbau einer antiken Wasserorgel (Hydraulis) aus dem 3. Jahrhundert.  Die Orgeln jener Zeit waren mit einer Höhe von bis zu zwei Metern noch vergleichsweise klein und transportierbar.

Gladiatorenkämpfe und Hofzeremoniell

Historische Quellen und archäologische Funde zu Orgeln aus dem Altertum belegen die große Popularität des Instruments. Während im antiken Griechenland vor allem musikalische Orgelwettbewerbe stattfanden, diente die Orgel in der römischen Antike eher zur musikalischen Begleitung von Sportveranstaltungen – wie den berühmten Gladiatorenkämpfen – und erklang in den Villen wohlhabender Römer bei gesellschaftlichen Empfängen und Gastmahlen.

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Rekonstruktion einer ‚Byzantinischen Doppelorgel‘, 2012, Leihgabe Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz© Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz, Foto: MKG

Nach dem Untergang des römischen Reiches im 5. Jahrhundert blieb das Wissen über den Orgelbau im Byzantinischen Kaiserreich erhalten. Dort begleiteten Instrumente wie die Doppelorgel, deren Nachbau in der Ausstellung zu sehen ist, öffentliche Veranstaltungen wie Pferderennen und wurden beim Hofzeremoniell gespielt. 

Einzug in die Kathedralen

Erst im Mittelalter hielten Orgeln durch geistliche Gelehrte Einzug in christliche Kathedralen, wo man sie zur musikalischen Ausgestaltung des liturgischen Programms einsetzte. Bei den immer noch relativ kleinen, beweglichen Orgeln dieser Zeit handelte es sich um transportfähige Standinstrumente, sogenannte ‚Positive‘ oder noch kleinere ‚Portative‘, die beim Spielen auf den Knien gehalten oder mit einem Band über die Schulter gehängt wurden.

Statussymbol Orgel

Großangelegte Orgelbauprojekte dienten im Barock der Demonstration von Reichtum und Macht, auch innerhalb der Kirche. Es entstanden immer imposantere und prächtigere Instrumente. In Europa bildeten sich jetzt regionale Baustile heraus. Neben den monumentalen Kirchenorgeln verbreiteten sich auch die kleineren Orgeltypen weiter. Sie wurden vom Adel und dem Bürgertum als repräsentative Hausinstrumente geschätzt.

Arp Schnitger und der norddeutsche Orgelbau

Hamburg entwickelte sich in dieser Zeit zu einer der bedeutendsten Orgelmetropolen Europas. Die vermögende Kaufmannschaft beauftragte die besten Orgelbauer und gönnte sich wahre Luxusorgeln. Der Orgelbauer Arp Schnitger markierte mit seinen ausgereiften, klangmächtigen Instrumenten den Höhepunkt der barocken norddeutschen Orgelbautradition.

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Spieltisch für die Arp-Schnitger-Orgel in Hamburg St. Jacobi (Detail)© Hauptkirche St. Jacobi, Hamburg/Foto: MKG

Seine Werkstatt baute insgesamt 170 Orgeln, von denen heute noch 47 erhalten sind. Seine 1687 fertig gestellte Orgel der Hamburger St. Nikolai-Kirche, die beim Stadtbrand 1842 zerstört wurde, war bei ihrer Fertigstellung mit 67 Registern und über 4000 Pfeifen die größte Orgel der Welt und machte Schnitger überregional bekannt.

Größte klingende Barockorgel des norddeutschen Typs steht in der Jacobikirche

Heute ist die 1693 errichtete, mehrmals restaurierte Orgel in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi mit 43 Registern die größte klingende Barockorgel des norddeutschen Typs. Ein früherer Spieltisch, dessen Registerzüge die geschnitzten Porträts bekannter Orgelfreunde aus der Zeit zieren, erzählt einen Teil ihrer bewegten Geschichte.

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Ansicht des Großen Saals in der Elbphilharmonie Hamburg© Iwan Baan

Bis heute hat die Orgel nichts von ihrer Faszination eingebüßt, weltweit entwerfen Orgelbauer, Architekten und Designer immer wieder spektakuläre Instrumente. Eine Fotowand in der Ausstellung präsentiert ausgewählte Orgelbauten aus Geschichte und Gegenwart.

Ausstellung

Manufaktur des Klangs. 2000 Jahre Orgelbau und Orgelspiel

Termin: 5. Juli bis 3. November 2019 Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Ort:  Steintorplatz, 20099 Hamburg

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