Mit den Klängen der Engel

Eine spirituelle Reise zu Guna Schefflers Engel-Skulpturen

Ein Ort des Friedens und der Verständigung: Der Zwei-Einigkeits-Engel von Guna Scheffler.   Foto: Inke Pohl
Ein Ort des Friedens und der Verständigung: Der Zwei-Einigkeits-Engel von Guna Scheffler. Foto: Inke Pohl

04. Juli 2025 von Inke Pohl

Guna Scheffler hatte eine Vision: Engel-Skulpturen, aufgestellt auf Naturplätzen rund um die Ostsee, senden Botschaften des Friedens, der Liebe und der Verständigung. Ein spirituelles Kunstprojekt. Der Reigen der Engel ist inzwischen vollständig - 13 Engel aus Marmor und Sandstein laden in neun Ländern Europas zum Verweilen, Beten und Meditieren ein.

Warm und glatt, fast samtig fühlt er sich an, der Engel. Obwohl der Marmor aus dem Tessin hart und widerstandsfähig ist. Winzige Kristalle im Stein bringen die schneeweiße Skulptur in der Sonne zum Glitzern. Blüten duften, ein Kuckuck ruft: Ein perfekter Sommertag an der Westküste im Desmercieres-Koog, nur ein paar Kilometer von der Nordsee entfernt. Wer zur Badestelle Lüttmoorsiel fährt, kommt direkt am Engelplatz mit einladenden Picknickbänken und einem Parkplatz vorbei.

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Foto: Inke Pohl


 Guna Scheffler fährt mit ihren Händen über den Stein, umarmt den Engel, begrüßt ihn. Sie setzt sich in die Mulde des linken Flügels, schweigt kurz und lächelt dann. „Wenn sich hier zwei Menschen gegenübersitzen, werden sie schnell feststellen: Streiten geht so nicht.“

Ein Reigen rund um das Baltische Meer

Vor 17 Jahren hat sie in wochenlanger harter Arbeit den „Zwei-Einigkeits-Engel“ aus dem Steinblock geholt. Linker Flügel, rechter Flügel, die Innenseiten mit Hammer und Meißel grob gespitzt. Darüber eine perfekt glattgeschliffene Kugel. Der Kopf? „Die Kugel kann uns zur Liebe führen“, sagt die Künstlerin. „Man kann auch Gott darin sehen.“ 

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Einfach mal Pause bei einem Engel machen....Foto: Inke Pohl

Die zweieinhalb Meter hohe Skulptur im Desmercieres-Koog wurde Engel Nummer Eins, der erste von insgesamt 13 Figuren in ihrem Projekt „Mit den Klängen der Engel“. Der Engelplatz hier an der Westküste gehört Silke und Kurt Petersen: Ein Platz zum Verweilen und Ausruhen, ein Meditationsort für Einheimische und Touristinnen. 12 weitere Skulpturen stehen verteilt in Nord-Europa, ein Reigen von Engeln rund um die Ostsee, dem Baltischen Meer.

Über das Wasser können die Engel Botschaften senden. Guna Scheffler

Guna Schefflers Vision ist Wirklichkeit geworden: In unterschiedlicher Gestalt laden Engel Mensch und Natur ein, sich mit dem Himmel und der Erde zu verbinden, sich trösten, stärken und mit guten Gefühlen erfüllen zu lassen.

Friedensbotschaft über das Wasser

Die Skulpturen hat die Steinbildhauerin und ehemalige Lehrerin von 2006 bis 2022 aufgestellt. Von der Nordsee zur Ostsee und um die Ostsee herum. „Über das Wasser können die Engel Botschaften senden“, sagt sie. 

Kraft tanken, durchatmen: Unser Sommer im Norden: Sommerkirche.de

Mit ihrem alten VW-Bus ist Guna Scheffler jahrzehntelang durch Europa gereist, auch ins Baltikum, als der Tourismus dort gerade erst anfing. Sie hat unzählige Abenteuer erlebt und Menschen getroffen, die sie beeindruckt und inspiriert haben – und andersherum. Manchmal hatte sie einen Engel, natürlich kleiner als der im Desmercieres-Koog, an Bord, der dann sein neues Zuhause fand. 

Spirituelles Kunst-Projekt als Herz-Öffner 

Zu jedem Engel kann sie eine Geschichte erzählen. Geschichten von Menschen, die sie auf ihrem Weg begleitet haben, das Projekt unterstützen und Teil davon geworden sind. Erlebnisse, Erfahrungen und Begegnungen, die sie inspirierten. 

In  Litauen, stand ein Engel lange Zeit in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Nida. „Der Pastor in Nidden war sehr angetan, dass ich der Gemeinde einen Engel schenken wollte", erinnert sie sich. Seit 2018 hatte der Engel seinen Platz zunächst auf dem Fußboden der Kirche. "Ich wollte nur gern, das es draußen steht. Als Empfangsstatue kann er besser in Resonanz zum Wasser und zur Umgebung gehen.“ Vor einem guten Jahr wurde der Engel nun direkt vor der Kirche platziert, auf einem Eichensockel im Sand der Nehrung.

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"Freiheit" heißt der Sandstein-Engel in Estland. Wie alle Engel ist er öffentlich zugänglich. Foto: privat

In Krynica Morska, Polen, steht ein Engel vor dem Hotel Continental, als Lichtbringer. In Finnland der Fredsängel (Friedensengel), ein kleineres Exemplar, auf der Insel Kökar, im Garten einer Mehr-Generationen-Anlage in Sommarängen, und einer auf dem Engelplatz „Blowing Peace“ im Park Tusenskönan. In Lettland findet sich ein Engel in einem Labyrinthgarten, Valguma pasaule. 

Auf der Insel Gotland hat sie sich mit einem Pastor über Engelfiguren in Kirchen unterhalten, die oft Angst verbreiten. Dort befindet sich jetzt der Engelstein Nummer 13, ein Ewigkeits-Kosmogramm. Es ist so etwas wie die Mitte im Engelskreis. „Für mich bringen Engel keine Weisung und keine Schicksale. Sie bringen Aufgaben, die man lösen muss", sagt Guna Scheffler. „Sie hüten uns, sind liebevoll und hilfreich.“   

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Der Friedensengel "Salem" in Kaliningrad. Foto: privat


Sogar in Russland, in der Enklave Kaliningrad, findet man im Dorf Logvino einen Engel „Salem“ von Guna Scheffler. Es ist ihre alte Heimat, sie kam 1943  in Königsberg zur Welt. Ihre Mutter floh mit ihr und der Schwester nach Schleswig-Holstein.

Einfacher zu besuchen sind der Engel Serafina in Dänemark auf dem Knivsberg bei Apenrade und die Undine - ein engelsgleiches Wesen - am Schloss von Schönhagen an der Ostsee. „Ich möchte, dass die Menschen beim Anblick der Engel ihr Herz aufmachen, Liebe und Frieden spüren. Ich glaube daran, dass sich das ausbreitet. Je mehr Menschen das machen, desto mehr breitet es sich aus.“   

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Der weiße Tessiner Marmor verträgt die nordischen Temperaturen besser als Carrara-Marmor. Foto: Guna Scheffler

In ihrem früheren Atelier auf dem Gut Altenhof hat Guna Scheffler in den vergangenen Jahrzehnten viele weitere Engel geschaffen. „Erst waren es Flügel, etwas, das rausfliegen wollte“, versucht sie es zu beschreiben. Die Menschen wollen Engel haben. Sie erzählen mir ihre Geschichten, die Engel geben ihnen Mut dazu. Ich habe nicht gewusst, dass so viele Menschen Erlebnisse mit Engeln haben.“ 

Gunas Engel in Nida empfängt die Gäste jetzt vor der Kirche. Foto: privat

www.guna-scheffler.de

Weitere Infos zu den Engeln und Engelplätzen: mail@guna-scheffler.de

Inzwischen hat sie ihr Atelier in andere Hände gegeben, den alten VW-Bus verkauft. Ihr Engelprojekt ist beendet. „Es muss jetzt allein weiterleben.“ Sie vertraut darauf, dass Menschen für sie sorgen, wenn es nötig ist. Von Zeit zu Zeit besucht sie ihre Engel, vor kurzem auf der Kurischen Nehrung in Litauen oder hier im Desmercieres-Koog. 

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