Synode

Bischöfin Fehrs fordert mehr Zusammenarbeit von Kirche und Stadt

Die Türme der Hamburger Hauptkirchen sind abgesehen vom Fernsehturm noch immer die höchsten Gebäude der Stadt Hamburg
Die Türme der Hamburger Hauptkirchen sind abgesehen vom Fernsehturm noch immer die höchsten Gebäude der Stadt Hamburg © hallona - Fotolia

03. Februar 2016 von Simone Viere

"Menschengerechtes Leben in städtischen Räumen" lautete das Thema, zu dem am Dienstagabend erstmals die beiden Hamburger Kirchenkreissynoden West und Ost zu einer gemeinsamen Tagung mit über 260 Synodalen zusammenkamen. Erstes Fazit nach einer Auftaktrunde mit Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), Bischöfin Kirsten Fehrs und Thalia-Intendant Joachim Lux war, dass Kirche, Stadt und Kultur enger miteinander verzahnt sind, als es die meisten Akteure vermuten.

Scholz bezeichnete die Kirchen als "Orte der Hoffnung". Die Türme der fünf Hamburger Hauptkirchen seien abgesehen vom Fernsehturm noch immer die höchsten Gebäude der Stadt. Stolze 147 Meter messe das Mahnmal St. Nikolai, St. Katharinen als die kleinste sei immerhin noch 116 Meter hoch. Erst danach folgten das Rathaus (112 Meter) und die Elbphilharmonie (110 Meter).

Scholz: Gemeinden "tief in den Stadtteilen verwurzelt"

"Doch auch am Boden ist die Kirche stark", sagte der Bürgermeister. Mit ihrer Musik und den Gottesdiensten sowie mit vielfältigem Engagement sei Kirche mit ihren Gemeinden "tief in den Stadtteilen verwurzelt". Auf diese Weise sei Kirche "Schule der Zivilgesellschaft und Partner im Quartier".

Thalia-Intendant Lux verblüffte in seinem Statement zu menschengerechtem Leben hierzulande mit einem außereuropäischen Vergleich: Angesichts wuchernder Megastädte mit 15 oder 25 Millionen Einwohnern auf anderen Kontinenten sei die besorgte Frage nach dem Zusammenhalt städtischer Räume und Gemeinwesen in Deutschland geradezu "niedlich".

Lux: Sorgen auf "hohem Niveau"

"Wir haben nicht nur wachsende Städte, sondern vor allem gewachsene Städte", sagte Lux. Es gebe aktive Stadtplanung, Grünflächen, soziale Durchmischung, kulturelle Angebote und meist ein Zentrum mit Marktplatz und Kirche. "Das alles ist zunächst einmal da", sagte er. Und das sei "mehr als nichts". Lux: "Alle weiteren Sorgen starten also auf einem recht hohen Niveau."

Auch Bürgermeister Scholz hatte eine lange Liste spontaner Beispiele dessen parat, was "die Stadt zusammenhält". Er nannte "alle, die unseren Kindern helfen, starke Persönlichkeiten zu werden", die "ehrbaren Kaufleute", die roten Stadträder, die für kleines Geld zu mieten seien oder "die beeindruckenden Einbürgerungsfeiern im Rathaus". Es gebe barrierefreie Busse, das Forum Flüchtlingshilfe, vielfach freies WLAN und "wahlweise den HSV oder St. Pauli".

Lux: Nicht Sozialarbeit, sondern Religion als wesentliche Aufgabe

Thalia-Intendant Lux bekannte freimütig, dass er die vorbereitenden Papiere zu dem Treffen der beiden Synoden an diesem Abend "fast bedenklich" gefunden hätte. Denn in ihnen lese er vornehmlich von Sozialarbeit. Dabei sei nach seinem Verständnis die wesentliche Aufgabe der Kirche die Religion.

In der Kultur sei es ähnlich: Die Aufgabe der Theater sei "die künstlerische Arbeit" - Spiel, Fantasie und die Bewahrung des kulturellen Erbes. "Theater oder Kirchen können und sollen nicht ersetzen, was städtische Sozialpolitik nicht leistet", sagte Lux. Weder Theater noch Kirche sollten sich über ihre gesellschaftspolitische Bedeutung legitimieren. "Aber wenn wir in unserer eigenen Sache gut sind, haben wir diese Relevanz in potenziell hohem, vielleicht sehr hohem Maße", sagte er. Das Theater zum Beispiel sei, wenn es gut läuft, "das Lagerfeuer der Stadtgesellschaft".

Bischöfin Fehrs dankte ihren Vorrednern für die "offenen Impulse". "Wir erleben vielfach, dass die Ressourcen weniger werden, dass die Aufgaben aber zunehmen," sagte sie. Das Flüchtlingsthema sei dafür ein gutes Beispiel. Es sei dringend notwendig, die Kapazitäten zu bündeln und abzustimmen. "Immer im Bewusstsein dessen, dass wir verschiedene Rollen haben, oft aber dieselben Aufgaben."

Fehrs: Kirche "mehr als eine Organisation unter anderen" 

Eine solche Zusammenarbeit sei gerade in einer Stadt wichtig, die von religiöser und kultureller Vielfalt geprägt sei und aktuell vor der großen Herausforderung Integration stehe, sagte Fehrs. Die Kirche könne "Raum bieten für all das Nichtsagbare, das Tabuisierte, das, was Mühsal macht und Bedrängnis - und was Menschenrecht gefährdet."

Dabei sei die Kirche "mehr als eine Organisation unter anderen" und auch mehr als ein "Verein zur Pflege christlichen Brauchtums". Kirche, so Fehrs, sei die Gemeinschaft derer, die sich zu Christus bekennen und die in seiner Nachfolge leben wollen. "Die dazu berufen sind, das Salz der Erde zu sein." Dafür brauche es "Lernorte der Freiheit" schon in Kita und Schule, in denen die Kinder "Nächstenliebe buchstabieren". 

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