Bischöfin Fehrs: Zusammenhalt in Corona-Zeiten fördern
08. Dezember 2021
Die Kirche hat nach den Worten der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs in der aktuellen Corona-Pandemie die Aufgabe, den Zusammenhalt der Menschen zu fördern. „Wir geben keinen einzigen Menschen verloren – auch die nicht, deren Meinung wir nicht teilen“, sagte Fehrs am Dienstag in der „Feierstunde zum Advent“ in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen
Das Zusammenkommen von Verschiedenen sei durch gemeinsame Rituale möglich. „Sie sprechen nicht zuvorderst die Vernunft an, sondern erreichen das Herz“, so die Bischöfin vor rund 300 Gästen aus Politik, Kirche und Gesellschaft.
Es braucht für ein gutes Zusammenleben in unserer Gesellschaft neben der Stimme der Vernunft auch die Stimme der Hoffnung. Genau dafür steht christlich der Advent, der nichts anderes meint als: Wir erwarten noch etwas. Wir finden uns nicht ab mit dem, was nicht gut ist. Wir bleiben zuversichtlich – allen Verunsicherungen zum Trotz. Bischöfin Kirsten Fehrs
Um den Zusammenhalten zu sichern, müsse die Kirche auch in Zeiten hoher Inzidenz an Gottesdiensten und geöffneten Kirchen festhalten, sagte Fehrs. Es müsse Orte geben, an denen die Menschen sich von ihren Nöten und Sorgen entlasten. „Ganz gleich ob geimpft, genesen oder getestet.“
Kinder und Jugendliche hätten besonders hart unter Corona und den Kontaktbeschränkungen zu leiden, bedauerte Fehrs. Über 20 Monate schon lebten sie mit der Furcht, sich und ihre Familie anzustecken. Viele seien auch wütend und verzweifelt, weil die Abbrüche nicht einfach wieder aufzuholen seien und die Einsamkeit schwer auszuhalten sei. „Deshalb. Schauen wir auf die jungen Leute und reden mit ihnen!“
„Glaube, Religion, Weltanschauung sind keine Privatsache“
Es sei nicht egal, woran Menschen glauben und worauf sie vertrauen, so Fehrs in ihrer Rede. „Selten ist das wohl in den letzten Jahrzehnten so deutlich geworden wie jetzt. Glaube, Religion, Weltanschauung sind keine Privatsache.“ Es müsse politisch und gesellschaftlich beschäftigen, was Menschen bereit sind zu glauben und worauf sie ihr Vertrauen stützen – gerade auch angesichts von Verschwörungsmythen und Spaltungstendenzen.
Beim Impfen geht es vor allem um Vertrauen
Die Hamburger Bischöfin warb ein weiteres Mal für Impfungen. „Der nüchterne, an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientierte Verstand spricht sehr klar dafür.“ Das Risiko einer Impfung sei unendlich viel geringer als das Leid durch eine Corona-Erkrankung. Sie sei stolz darauf, dass viele mobile Impfstationen in Kirchengemeinden und Moscheegemeinden eingerichtet worden seien: „Weil so viele in unseren Gemeinden verstanden haben: Beim Impfen geht es nicht nur um kurze Wege, sondern vor allem um Vertrauen!“
Prominente Gäste der „Feierstunde“ waren Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD), die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), Erzbischof Stefan Heße und EKD-Präses Anna-Nicole Heinrich. Die „Feierstunde“ ersetzte den traditionellen Adventsempfang der Bischöfin, der corona-bedingt ausfallen musste.