Briefe an Christkind und Nikolaus

Weihnachtspost: Kinder wünschen sich Frieden

In diesen Tagen erreichen tausende Briefe die Weihnachtspostämter. Die Wünsche sind nicht nur auf materielle Dinge begrenzt.
In diesen Tagen erreichen tausende Briefe die Weihnachtspostämter. Die Wünsche sind nicht nur auf materielle Dinge begrenzt. © insta photos/iStock

19. Dezember 2025 von Jörg Nielsen

Jährlich kommen tausende Briefe in den Weihnachtspostämtern Deutschlands an. Beantwortet werden sie größtenteils von ehrenamtlichen Helfer:innen. Sie berichten, dass unter den diesjährigen Wünschen nicht nur Spielzeuge zu finden sind. Vor allem der Wunsch nach Frieden für die Ukraine wurde in diesem Jahr häufiger genannt.

Nikolausdorf, Himmelsthür, Himmelpforten – so heißen drei der vielen Weihnachtspostämter, in denen sich in diesen Tagen Briefe aus aller Welt stapeln. Die Helfer und Helferinnen haben alle Hände voll zu tun. Doch auch späte Einsendungen sollen nicht liegen bleiben. 

Alle sollen eine Antwort erhalten

„Alle Kinder, die uns geschrieben haben, bekommen noch rechtzeitig eine Antwort“, verspricht Hubert Weddehage. Er leitet das Nikolaus-Postamt in Nikolausdorf im Landkreis Cloppenburg. Dort sind in diesem Jahr mehr als 5.000 Briefe aus aller Welt eingegangen. Im Postamt Himmelsthür in Hildesheim sind es sogar 42.000, in Himmelpforten bei Stade kamen rund 25.550 Briefe an. 

Nikolaus oder Weihnachtsmann?

Sind Nikolaus und Weihnachtsmann die gleiche Figur mit unterschiedlichen Namen? Nein. Sie werden heute zwar ähnlich dargestellt – mit Mantel, Bart und Jutesack. Und sie bringen auch beide Geschenke. Allerdings besteht das Vorbild für den Nikolaus aus zwei historischen Figuren: dem Bischof von Myra (4. Jahrhundert) und dem Bischof von Sion (6. Jahrhundert), die beide wegen ihrer guten Taten verehrt wurden. Sie vermengten sich schließlich zu einer – dem Heiligen Nikolaus, der noch heute als Schutzpatron der Seefahrer gilt. 

Der Kult um den Weihnachtsmann ist zwar durch den Nikolaus inspiriert. Eigentlich ist der Weihnachtsmann aber eine literarische Figur, die im 19. Jahrhundert erfunden wurde. Damals tauchte sie in ersten Gedichten und Kinderbüchern auf. Den endgültigen Durchbruch erlebte sie dann mit der Coca-Cola-Werbung der 1930er Jahre.

In den meisten der vielen bunten und oft sehr kreativen Briefe aus aller Welt an den Weihnachtsmann, das Christkind und den Nikolaus geht es natürlich um die Geschenke, die sich die Kinder zu Weihnachten wünschen. „Stofftiere, Puppen und Eisenbahnen sind erstaunlicherweise noch sehr oft dabei“, sagt Weddehage. Technische Geräte wie Handys stünden zwar auch auf den Wunschzetteln – „aber eher selten“.

Kinder äußern Furcht vor Krieg

Doch neben den Dingen zum Anfassen tauchten immer wieder auch immaterielle Wünsche auf. „In einigen Briefen schütten Kinder ihr Herz aus“, erzählt Wolfgang Dipper, Leiter des Postamts Himmelpforten. „Da geht es um kranke Verwandte, gestorbene Großeltern und Familienprobleme. „Das bewegt schon sehr.“

Und wer hat das Christkind erfunden?

Das war Martin Luther. Dem Reformator war die Heiligenverehrung der katholischen Kirche ein Dorn im Augen. Anstelle des Nikolauses etablierte er also den "Heiligen Christ" als Gabenbringer. Daraus wurde später das Christkind, das meist als Engel dargestellt wird. 

Ironischerweise ist der Brauch um das Christkind heute eher im Süden Deutschlands und damit in eher katholisch geprägten Gegenden verbreitet. Im Norden bringt dagegen meist der Weihnachtsmann die Geschenke der Kinder. 

Auch das Weltgeschehen spielt in den Briefen eine größer werdende Rolle: „Wir bekommen immer mehr Post, in der sich Kinder um den Frieden in der Welt sorgen und sogar Furcht vor Krieg äußern“, sagt Jens Osterwald, Chef des Postamts Himmeltshür. Das haben auch Dipper und Weddehage beobachtet. Hubert Weddehage beantwortet seit rund 55 Jahren die Briefe an den Nikolaus. „Da hat sich etwas verändert. Es ist erstaunlich, was die Kinder in unserer modernen Medienwelt alles aufschnappen. Immer wieder wünschen sich Kinder Frieden für uns und die Ukraine.“

Auch internationale Zusendungen sind dabei

Die Briefe kommen tatsächlich aus der ganzen Welt in die Weihnachtspostämter. Den weitesten Weg – einmal um die halbe Erde – hatte eine Sendung aus Neuseeland, die in Himmelsthür angekommen ist. Die meisten ausländischen Briefe erreichten die Postämter aus China, Taiwan und Frankreich. Deren Briefmarken werden ausgeschnitten und an die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel geschickt. Dort werden sie von Menschen mit Behinderung sortiert und für den Verkauf abgepackt. „So tun wir auch damit noch etwas Gutes“, sagt Osterwald.

Den Rekord bei der Länge des Briefes verzeichnet übrigens das Postamt Himmelpforten: „Wir haben nachgemessen: Er ist rund dreieinhalb Meter lang und eng mit Ausschnitten aus Prospekten und Katalogen beklebt“, so Wolfgang Dipper. Damit der Weihnachtsmann nicht zu viel Stress hat, hat der oder die Absenderin den Wunschzettel unterteilt in die Kategorien „wichtig“, „nicht so wichtig“ und „nicht wichtig, aber schön“.

 

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