Ökumene

Delegation der Nordkirche in Seoul: "Mit Geduld und Stäbchen"

Etwa die Hälfte der knapp 52 Millionen Menschen in Südkorea bekennen sich offiziellen Daten zufolge zu keiner Religion, knapp jeder Dritte zum Christentum und etwa 15 Prozent zum Buddhismus.
Etwa die Hälfte der knapp 52 Millionen Menschen in Südkorea bekennen sich offiziellen Daten zufolge zu keiner Religion, knapp jeder Dritte zum Christentum und etwa 15 Prozent zum Buddhismus. © valery-rabchenyuk-5I_oFqB0n6g-unsplash

26. April 2024 von Dieter Schulz

Acht Tage lang sondierte eine zwölfköpfige Gruppe aus verschiedenen Bereichen, Diensten und Werken der Nordkirche in Südkorea Möglichkeiten von Zusammenarbeit und Partnerschaft mit den dortigen christlichen Kirchen.

Es ist ihr ein großes Anliegen: Oberkirchenrätin Uta Andrée hält seit vielen Jahren enge Kontakte nach Südkorea und hat nun die Reise einer Nordkirchen-Gruppe in das ostasiatische Land angestoßen.

Vom 19. bis zum 26. April sondieren zwölf Mitarbeitende und ehrenamtlich Tätige, welche Möglichkeiten der Begegnung und Partnerschaft mit Kirchen, kirchlichen Institutionen und theologischen Ausbildungsstätten in Seoul für die Nordkirche interessant sein könnten.

Delegation der Nordkirche in der Klimakirche in Seoul
Die Delegation der Nordkirche hat viele gemeinsame Gottesdienste in Gemeinden in Seoul gefeiert, unter anderem auch in der Ökologischen Gemeinde.© Uta Andrée, Nordkirche.

Kontakte über die Koreanische Gemeinde in Hamburg-Lokstedt

Die Koreanische Evangelische Gemeinde ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg.

Bereits heute werden zahlreiche Beziehungen in das knapp 14 Flugstunden entfernte Seoul vor allem über die Missionsakademie an der Universität Hamburg und über die koreanische Gemeinde im Hamburger Stadtteil Lokstedt gepflegt.

Gemeinsame Themen aus Politik und Musik

Großes Interesse besteht auf Seiten der Christen in Südkorea von der Geschichte und dem Prozess der Wiedervereinigung zu lernen.

Für die Hamburger Hauptkirche Sankt Katharinen ist die großartige Kirchenmusik in Korea ein Anknüpfungspunkt für mögliche zukünftige Begegnungen.

„Es gibt viele gemeinsame Themen und Anliegen von deutschen und koreanischen Christen in ihrem Engagement für Demokratie und Menschenrechte“, sagt der Hamburger Propst Karl-Heinrich Melzer.

Großes Interesse von Seiten der Koreaner an einer Partnerschaft

Seit vielen Jahren wünschen sich die koreanischen Presbyterianer der PROK (Presbyterian Church in the Republik of Korea) eine Partnerschaft mit der Nordkirche.

Das Ökumenewerk der Nordkirche koordiniert die internationalen Beziehungen der Nordkirche. In Ostasien gibt es Beziehungen zu Kirchen und NGOs in China und auf den Philippinen.

Ob sich aus dieser Reise eine intensivere Arbeit und Partnerschaft – auch in Kooperation mit dem Ökumenewerk – ergeben wird, wird sich zeigen, so Oberkirchenrätin Uta Andrée. „Wir erleben, wieviel interkulturelle Kompetenz es erfordert, um die koreanischen Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen zu verstehen“, bilanziert Prof. Dr. Kristin Merle die ersten Treffen.

Gemeinsamer Gottesdienst mit der deutschen Gemeinde in Seoul

Einerseits standen auf der Reise Treffen mit offiziellen Vertreterinnen und Vertretern der PROK sowie des Nationalen Kirchenrates von Korea, einer ökumenischen Vereinigung mit einem starken sozialpolitischen Engagement, auf dem Programm.

Die Gäste aus Norddeutschland informierten sich zudem über die Ausbildung an der unabhängigen christlichen Universität Yonsei sowie der theologischen Universität der PROK Hanshin. 

Wichtig waren aber auch Besuche bei Gemeinden: So wurde ein gemeinsamer Gottesdienst mit der deutschen Gemeinde in Seoul gefeiert und unter anderem Gottesdienste der philippinischen Migrationsgemeinde, der LGBTQA-Gemeinde und der ökologischen Gemeinde in Seoul besucht. 

Exkursion an die Grenze zu Nordkorea

Emotional bewegende Momente für die Nordkirchen-Gruppe waren die Exkursion an die Grenze von Südkorea zu Nordkorea und der Besuch der Border Peace School.

Zum Abschluss wurde ein Komitee gegründet, dem sowohl von der Nordkirche als auch von der südkoreanischen Seite jeweils vier Personen angehören.

Schnelle Entscheidungen sind jedoch eher nicht zu erwarten. „Man muss sehr viel gemeinsam essen, um sich anzunähern: "Bulgogi und Kimchi und Bibimbab. Und das mit Geduld und Stäbchen“, so Oberkirchenrätin Uta Andrée.

Hintergrund: Christentum ist die größte organisierte Religion in Südkorea (1/3)

Die Geschichte des Protestantismus in Korea ist noch sehr jung. Nach ersten Kontakten protestantischer Seefahrer im 17. Jahrhundert erfolgte nach 1860 eine Missionierungswelle insbesondere durch US-Presbyterianer. Bis 1945 war der Norden Koreas das Zentrum des Protestantismus. Pjöngjang galt als koreanisches Jerusalem.

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Nach der Machtübernahme Kim Il Sungs flohen viele Protestanten in den Süden, es kam zu zahlreichen Kirchengründungen, aber auch zu einer großen Zersplitterung. Bis 1964 hatten sich drei methodistische, fünf baptistische und zwölf presbyterianische Religionsgemeinschaften gegründet.

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Die Presbyterian Church in the Republic of Korea (PROK) ist vor allem bekannt wegen ihres stetigen Einsatzes für Demokratie und Menschenrechte. Sie hat sich 1953 auf Grund unterschiedlicher theologischer und sozialethischer Auffassungen von der Presbyterian Church of Korea (PCK) abgespalten. Heute hat sie 350.000 Mitglieder in knapp 1500 Gemeinden und ist sozial sehr aktiv.

Die Teilnehmenden von Seiten der Nordkirche

  • Oberkirchenrätin Dr. Uta Andrée (Leiterin des Dezernats Theologie, Ökumene, Diakonie im Landeskirchenamt Kiel / Leiterin der Gruppe)
  • Dr. Karl-Heinrich Melzer (Propst im Kirchenkreis Hamburg West/Südholstein)
  • Dr. Ulrike Murmann, (Hauptpastorin an St. Katharinen und Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg Ost)
  • Prof. Dr. Kristin Merle, (Pastorin und Dozentin am Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Universität Hamburg)
  • Annette Reimers-Avenarius, (Pastorin und Ökumenebeauftragte der Nordkirche)
  • Björn Begas, (Pastor und Beauftragter für den Kirchlichen Entwicklungsdienst / KED)
  • Hans-Christian Baden-Rühlmann, (Pastor der Nordkirche, ehemaliger Vikar in Seoul NCCK und Deutsche Gemeinde)
  • Matthias Hausendorf (Mitglied der Kirchengemeinde St. Katharinen)
  • Hartmut Tschirner (Mitglied im Kirchengemeinderat von St. Katharinen)
  • Jakob Spitzer (Mitglied im Chor von St. Katharinen)
  • Julia In (Theologie-Studentin an der Universität Hamburg)
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