Diakonie startet Winternotprogramm für Wohnungslose
05. Dezember 2016
Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein hat das landesweite Winternotprogramm für Wohnungslose gestartet. Es unterstützt sie in der kalten Jahreszeit mit Schlafsäcken, warmer Kleidung und zusätzlichen Notunterkünften. "Wir wollen verhindern, dass Menschen, die auf der Straße leben, bei Frost und Schnee erkranken oder erfrieren", sagte Landespastor Heiko Naß in Rendsburg. Das Land Schleswig-Holstein fördert das Programm mit 20.000 Euro.
In den vergangenen Jahren ist nach Diakonie-Angaben die Zahl der Wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen stetig angestiegen. 2015 wurden in den Beratungsstellen und Notunterkünften der Diakonie rund 6.500 Rat- und Hilfesuchende gezählt, 1.000 mehr als 2014. Besonders angespannt ist die Lage in den vier kreisfreien Städten. In Flensburg, Kiel, Lübeck und Neumünster nahmen im vergangenen Jahr mehr als 4.850 Menschen die Hilfsangebote in Anspruch.
Weniger Sozialwohnungen - mehr Bedürftige
Eine wesentliche Ursache sei neben den persönlichen Notlagen der Betroffenen der anhaltend hohe Druck auf dem Markt für bezahlbare Wohnungen, beklagte Naß. Während immer mehr Sozialwohnungen aus der Bindung fallen, wachse gleichzeitig die Zahl der Bedürftigen.
Das Winternotprogramm richtet sich vor allem an Wohnungslose, die "Platte machen", also nur auf der Straße leben. In Schleswig-Holstein sind dies bis zu 150 Menschen. Sie lehnen es meist ab, in den bereits bestehenden Notunterkünften zu übernachten. In Husum hat die Diakonie deshalb von Dezember bis März eine eingerichtete Wohnung angemietet, in der bis zu vier Personen untergebracht werden können. Dort gibt es auch warme Kleidung.
Warme Wohnung und warme Kleidung in Husum
Beim Tagestreff für wohnungslose Männer in Flensburg werden Schlafsäcke, feste Schuhe, Socken und Winterjacken ausgegeben. Die Stadt Kiel stellt drei beheizbare Container zur Verfügung, die von der Diakonie betreut werden. Neben den Obdachlosen, die auf der Straße leben, nutzt in Schleswig-Holstein eine steigende Zahl von Wohnungslosen die bereits bestehenden diakonischen Notunterkünfte beispielsweise in Kiel, Lübeck und Neumünster. Dabei stoßen die Einrichtungen zunehmend an ihre Grenzen.
Um zeitnah Abhilfe zu schaffen, verfolgt die Vorwerker Diakonie in Lübeck seit diesem Jahr ein neues Konzept. Sie mietet Wohnungen an, die dann an Menschen weitervermietet werden, die schon länger in einer Notunterkunft leben. "Auf diese Weise konnten wir Wohnungslosen schon 28 Wohnungen zur Verfügung stellen", sagte Lutz Regenberg von der Vorwerker Diakonie. "Das ist ein erster Erfolg und wir hoffen, dass wir im kommenden Jahr weitere Vermieter von unserem Konzept überzeugen können."