Landessynode in Lübeck-Travemünde

Diskussion um die Zukunft der Ortsgemeinde

© epd-bild / Uwe Möller

26. September 2015 von Doreen Gliemann, Stefan Döbler

Das Kirchenparlament der Nordkirche will heute Eckpunkte zur „Zukunft der Ortsgemeinde” festlegen. Gestern ging der Tag mit dem Beschluss eines Klimaschutzgesetzes und einer Erklärung zur Lage der Flüchtlinge in Norddeutschland zu Ende. Festlicher Höhepunkt am Freitagabend war ein Open-Air-Gottesdienst im Travemünder Brüggmanngarten. Er wird am Sonntag im Offenen Kanal übertragen (27. September, 13-15 und 20-22 Uhr).

Mit einem Vortrag zum Thema „Ortsgemeinde sein heute und morgen“ hatte Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong von der Christian-Albrechts-Universität Kiel die theologische Diskussion zur Themensynode eröffnet.

Die Professorin für Praktische Theologie hob darin das Engagement zahlreicher Ortsgemeinden der Nordkirche bei der Unterstützung für Flüchtlinge hervor. Dabei werde die Bedeutung der Ortsgemeinde zunehmen, „wenn die jetzige Welle der Hilfsbereitschaft in der Gesellschaft irgendwann verebbt, Initiativen bröckeln und Einzelpersonen dieses intensive Engagement nicht durchhalten können“, sagte Pohl Patalong.

„Die Kirchengemeinden haben den Vorteil struktureller Unterstützung. Sie arbeiten in einem Netz von Haupt- und Ehrenamtlichen. Sie haben Erfahrung mit langfristigem Engagement. Sie kennen die Verhältnisse vor Ort. Und nicht zuletzt gibt es vielerorts immer noch einen Vertrauensvorschuss gegenüber anderen Organisationen.“

Vor dem Hintergrund des Synodenthemas „Zukunft der Ortsgemeinde“ forderte die Kieler Professorin für Praktische Theologie die Kirche dazu auf, das Evangelium „auf sehr unterschiedlichen Wegen“ zu kommunizieren.

Hintergrund sei eine gesellschaftliche Vielfalt, „in der sich auch die Glaubenswege vervielfältigen“, sagte sie. „Gemeinde im theologischen Sinne wird nicht durch räumliche Grenzen definiert, sondern durch das, was in ihr geschieht. Was eine Gemeinde ist, muss an inhaltlichen Kriterien gemessen werden, nicht an ihrer strukturellen Gestalt.“

„Menschen sind mobiler, ihre Lebenswege sind vielfältiger”

Die gegenwärtige territoriale Organisationsform Ortsgemeinde mit ihren mittelalterlichen sowie frühmodernen Wurzeln treffe heute auf eine „spätmoderne“ gesellschaftliche Situation: „In dieser wird das Leben wesentlich selbstbestimmter gelebt als in früheren Generationen und die Lebenswege sind vielfältiger geworden. Menschen sind mobiler und leben teilweise in sehr unterschiedlichen sozialen Zusammenhängen. Autoritäten und Traditionen werden daraufhin hinterfragt, was sie austragen und ob sie für das eigene Leben hilfreich sind.“

Die Verknüpfung von Kirche und Ort habe Stärken, wie flächendeckende Präsenz, starke regionale Identität der Gemeindeglieder und Zuständigkeit einer „Kirche als Expertin des Nahbereichs“ für soziale Nöte und Bedürfnisse vor Ort.

Andererseits gebe es auch Schwächen des Territorialprinzips: „Bevölkerungsgruppen und Biografien, die sich nicht auf Dauer mit einem bestimmten Ort verbinden und über diesen ihre Bezüge entwickeln, werden von dieser Organisationsform schwerer erreicht.“

Die Kommunikation des Evangeliums steht im Zentrum

Pohl-Patalong plädierte dafür, „‚Gemeinde‘ künftig verstärkt von ihrer Aufgabe, von der Kommunikation des Evangeliums her zu denken als von ihren Prinzipien des Zustandekommens“.

Angesichts der Pluralität der Gesellschaft würden „unterschiedliche Formen von Gemeinde nebeneinander und vor allem miteinander“ gebraucht: „Die Ortsgemeinde gewinnt dadurch Entlastung, indem an sie nicht mehr der Anspruch gerichtet wird, eigentlich doch möglichst allen alles bieten zu müssen – was kaum ohne Stress, Überlastung und schlechtes Gewissen geht.“

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Ergebnisse und Eckpunkte zur Themensynode „Zukunft der Ortsgemeinde” werden nach im Anschluss an die Tagung veröffentlicht.

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