Projekt der Aids-Seelsorge

Ein gemeinsames Heim für Menschen mit und ohne HIV

Gemeinsam sollen Menschen mit und ohne HIV in einem Heim leben
Gemeinsam sollen Menschen mit und ohne HIV in einem Heim leben© Africa Studio / Fotolia

23. Juli 2015 von Timo Teggatz

Hamburg. Die Hamburger Aids-Seelsorge plant ein besonderes Wohnprojekt: ein Heim für Menschen mit und ohne HIV. Doch bis der erste Bewohner einzieht, ist noch viel zu tun.

Welche Chancen hat ein homosexueller Mann mit HIV, der einen Platz in einem Altenheim oder einer Pflegeeinrichtung sucht? Aids-Pastor Detlev Gause hat einen Betroffenen bei der Suche begleitet. Er erinnert sich noch genau an die Reaktion einer Pflegedienst-Leiterin: „Als der Mann ihr erklärte, er sei schwul, sagte sie: ‚Wir sind hier für alles offen‘. Als er aber sagte, er habe HIV, da versteinerte sich ihr Gesicht. Das müsse sie erst mit der Leiterin der Einrichtung abklären.“ Einige Tage später habe sie dem Mann telefonisch abgesagt. Mit der Begründung, dass es sich im Heim herumsprechen könnte, dass nun ein Aids-Patient hier lebe. Andere könnten fürchten, sich anzustecken, die Einrichtung würde dann in Verruf geraten.

„Dass eine Infektion mit HIV heute kein Todesurteil mehr ist, hat die Stigmatisierung der Betroffenen eher verstärkt“, so Gauses Beobachtung. Obgleich das Risiko einer Ansteckung im alltäglichen Zusammenleben extrem gering ist. Bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie haben Menschen mit HIV eine annähernd durchschnittliche Lebenserwartung. Es gibt immer mehr Infizierte, die über 60, 70 oder 80 Jahre alt werden.

Wünschenswert: Pflege bis zum Tod

„HIV-Infizierte sollen in eine betreute Wohngemeinschaft, in ein Senioren- oder Pflegeheim ziehen können – ohne Ausgrenzung und Diskriminierung zu erfahren“, erklärt Robert Zoske. Als neuer Projektpastor der Aids-Seelsorge wird er im Auftrag des Kirchenkreisverbands „einen Wohn- und Lebensraum für Menschen mit HIV und Aids“ schaffen.

„Wir planen 40 Wohneinheiten“, sagt Zoske. Und betont, dass die künftige Gemeinschaft allen Hamburgern offen stehen werde: Einziehen könnten und sollten Menschen aller Generationen, Schwule und Lesben ebenso wie Heterosexuelle, Alleinstehende, Paare und Familien, Menschen mit und ohne HIV sowie Menschen jeglicher religiöser Orientierung. Ein nichtkommerzielles Café solle als Treffpunkt für alle dienen. „Wir werden in jedem Fall eine Pflegeetage einrichten, vielleicht auch eine Arztpraxis.“ Wünschenswert wäre, den künftigen Bewohnern auch „Pflege bis zum Ende“ zu ermöglichen. „Da müssen wir im Einzelfall sehen, ob das immer geht“, so Zoske.

Wichtigstes Vorbild für diese Wohngemeinschaft sei das Berliner Projekt „Lebensort Vielfalt“, berichtet Pastor Gause. Dort leben zu 60 Prozent homosexuelle Männer über 55 Jahre und zu 20 Prozent Frauen. Weitere 20 Prozent sind jüngere schwule Männer. Es gibt einen 24-Stunden-Pflegedienst und eine betreute WG für schwule Männer mit Pflegebedarf und Demenz.

Auf der Suche nach einem Gebäude

Das Hamburger Wohnprojekt werde von der Brigitte-Kreßner-Stiftung gefördert, sagt Zoske. Und beide Hamburger Kirchenkreise hätten die Unterstützung des Projekts zugesagt. „Bereits durch die Schaffung meiner Projektstelle setzt der Kirchenkreisverband hier ein klares Signal“, so Zoske. Er begrüße sehr, dass die Nordkirche sich sowohl mit HIV-Infizierten als auch mit Homosexuellen solidarisiere. „Dazu möchte ich mit meiner Arbeit gern beitragen.“

Noch sind Gause und Zoske auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude – oder einem Grundstück, auf dem ein Neubau entstehen könnte. Bislang sei offen, für welche Option man sich entscheide. Es stehe auch noch nicht fest, in welchem Stadtteil das Projekt letztlich realisiert werde. Doch in einem Punkt sind sich Gause und Zoske sicher: „Interessenten, die dort einziehen wollen, wird es genug geben.“

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