Ein Jahr nach der Unabhängigkeit: im Südsudan immer mehr Menschen auf der Flucht
06. Juli 2012
Ein Jahr nach der Unabhängigkeit hat sich nach Einschätzung der Diakonie Katastrophenhilfe im Südsudan die humanitäre Situation stark verschlechtert. Als Gründe nennt das evangelische Hilfswerk anhaltende Konflikte mit dem Nordsudan um den Grenzverlauf, Ölfelder und Gebühren für die Öldurchleitung sowie gewaltsame Auseinandersetzungen im Südsudan.
"Nach mehr als zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg hatten die Menschen mit der Unabhängigkeit des Staates Südsudan die Hoffnung auf Frieden verbunden", erläutert Martin Kessler, Leiter des Hilfswerks. Ein Jahr nach der Unabhängigkeitserklärung (9. Juli 2011) gerät der Südsudan mit seinen zahlreichen Problemen zunehmend in Vergessenheit.
Der Streit um die Öldurchleitungsrechte mit dem Nordsudan etwa gipfele darin, dass der Südsudan die Ölförderung einstellte. "Damit fallen 98 Prozent der staatlichen Einnahmen weg", so Kessler. Die ökonomischen Folgen seien Inflation und Armut.
Mehr als eine halbe Million Vertriebene
Gleichzeitig stehe der junge Staat vor der Herausforderung, mehr als 400.000 Rückkehrer aus dem Norden und 170.000 Binnenvertriebene zu versorgen. Außerdem leiden die Menschen unter den Folgen von regionalen Überschwemmungen und Dürren.
Die Diakonie warnte vor einer Zuspitzung der humanitären Krise und ruft dazu auf, die Betroffenen nicht zu vergessen. Mit ihrer aktuellen Kampagne "Die größte Katastrophe ist das Vergessen" will die Diakonie Katastrophenhilfe auf humanitäre Themen wie "Flucht und Vertreibung" aufmerksam machen.