Synode

„Ein Skandal“ – Nordkirche fordert mehr Einsatz gegen Kinderarmut

Für Heinz Hilgers, den Präsidenten des Deutschen Kinderschutzbundes, ist Kinderarmut das größte Zukunftsrisiko
Für Heinz Hilgers, den Präsidenten des Deutschen Kinderschutzbundes, ist Kinderarmut das größte Zukunftsrisiko© Silke Nora Kehl

27. Februar 2015 von Timo Teggatz

Travemünde. Einen gesellschaftlichen Skandal nennt Bischof Magaard Kinderarmut in Deutschland. Besonders erschreckend: Armut sei offenbar „erblich“. Um das Problem zu bekämpfen, fordert die Nordkirche Änderungen in der Familienpolitik.

Die Nordkirche hat einen grundlegenden Perspektivwechsel gefordert, um Kinderarmut zu verhindern. Kinderarmut sei ein gesellschaftlicher Skandal, sagte der Schleswiger Bischof Gothart Magaard vor dem Kirchenparlament in Travemünde. Kinder aus armen Familien müssten zwar nicht Hunger leiden. Sie seien aber beispielsweise von Freizeitaktivitäten ihrer Mitschüler ausgeschlossen und könnten Angebote der Schulen nicht wahrnehmen. Erschreckend sei, dass Armut offenbar "erblich" sei. Magaard: "Einmal arm, immer arm."

In einem Arbeitspapier fordert die Nordkirche eine Neuordnung der rund 150 familienpolitischen Leistungen des Staates. Viele solcher Leistungen würden Familien zugutekommen, die sie nicht benötigten. Eine wirksame Hilfe gegen Kinderarmut sei die Anhebung des Familieneinkommens. Vor allem Alleinerziehende müssten hier stärker gefördert werden. Ergänzende sozialpädagogische Angebote seien hilfreich.

Nach den Worten von Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, ist Kinderarmut das "größte Zukunftsrisiko" für Deutschland. Obwohl die Zahl der Kinder bis 2030 um etwa ein Drittel sinken wird, werde sich die Zahl derjenigen, die von staatlichen Leistungen leben, fast verdoppeln. Kinder aus reichen Familien erhielten vom Staat drei Mal mehr Geld als arme Familien. Ursache seien unter anderem der Kinderfreibetrag und die steuerliche Absetzbarkeit von Privatschulen.

Die Stimme aller Kinder stärken

Im heutigen Schulsystem hätten Kinder aus armen Familien kaum Chancen auf angemessene Förderung, kritisierte Hilgers. Dies sei keine Frage der Schulstruktur, sondern hänge ab vom Stadtteil oder der Region. So sei eine Integrierte Gesamtschule in Hamburg-Wilhelmsburg eine Hauptschule auf unterstem Niveau, während sie in Blankenese einem "Elite-Gymnasium" gleiche.

Hamburgs Diakoniechef Dirk Ahrens erinnerte aber auch an die "armen, reichen Kinder" in Hamburg. Es seien Kinder, die keine Zeit mehr haben für Spiel, Träume und Freunde, weil ihre Eltern sie mit Musik-, Sport- und Sprachkursen optimal fördern wollten. Daneben gebe es in Hamburg viele Alleinerziehende, die auch mit zwei Jobs noch auf staatliche Hilfe angewiesen sind. Es sei Aufgabe der Kirche, die Stimme aller Kinder zu stärken.

2,4 Millionen arme Kinder

Gegenwärtig sind in Deutschland 2,4 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut bedroht, knapp 20 Prozent. Damit verfügen ihre Eltern über weniger als 60 Prozent des mittleren bundesdeutschen Einkommens. In Mecklenburg-Vorpommern betrifft dies 33,2 Prozent, in Hamburg 23,2 Prozent und in Schleswig-Holstein 18,3 Prozent der unter 18-Jährigen.

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