EKD-Ratsvorsitzender: Mit verunsicherten Bürgen reden
15. März 2016
Nach den Wahlerfolgen der AfD in drei Bundesländern hat sich der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm im Hamburger Abendblatt dafür ausgesprochen, mit verunsicherten Bürgern zu reden und meint: "Wer fromm ist, muss auch politisch sein".
Es sei zu unterscheiden zwischen denen, die rechte Hassparolen riefen und "auch einen Teil der Anhänger rechtspopulistischer Vereinigungen wie Pegida und AfD ausmachen", und jenen, die verunsichert seien und Sorge hätten, dass der Islam zu einer "Gefahr für unsere Kultur" werden könnte, sagte Bedford-Strohm dem "Hamburger Abendblatt".
Eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise wäre nach seiner Ansicht eines der besten Mittel gegen Rechtspopulismus. Zudem seien eine entschlossene Integrationspolitik in Deutschland sowie schnelle Asylverfahren notwendig, um einer "rechtspopulistischen Stimmungsmache in unserem Land" Einhalt zu gebieten, sagte der EKD-Ratsvorsitzende.
Bedford-Strohm beeindruckt von kirchlichem Engagement für Flüchtlinge
Die kirchliche Flüchtlingsarbeit in Hamburg bezeichnete der Theologe als "höchst beeindruckend". Von 120 evangelischen Gemeinden seien 85 aktiv in der Betreuung von Flüchtlingen.
Die Pläne der Hansestadt, Großunterkünfte für Flüchtlinge zu bauen, kommentierte er als "pragmatische Erfordernisse". "Wenn Migranten ankommen, ist es häufig so, dass zunächst Großunterkünfte bereitstehen müssen", sagte er. Dann sei es an den Bürgern, mit den begrenzten Möglichkeiten so gut wie möglich umzugehen.
Millionen Menschen in Deutschland helfen Flüchtlingen
Zum Wahlergebnis in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt erklärte Bedford-Strohm: "Zunächst einmal bleibt doch richtig, dass die überragende Mehrheit der Deutschen Schutz suchenden Menschen auch weiterhin Hilfe zukommen lassen will."
Millionen Deutsche engagierten sich für Flüchtlinge. Wahlen in Deutschland "werden auch dann gewonnen, wenn man für eine humanitäre Flüchtlingspolitik eintritt", betonte der bayerische Landesbischof.
Für ihn sei es absolut unvorstellbar, einen "christlichen Glauben" zu pflegen, der keine Auswirkungen auf die Beziehung zum Nächsten hat. "Gottes- und Nächstenliebe gehören zusammen. Wer fromm ist, muss auch politisch sein", so der Bischof.