Spiritualität

Entspannung für die Seele - fünf Jahre "Kirche der Stille" in Hamburg

Pastorin Irmgard Nauck in der  "Kirche der Stille" in Hamburg-Altona. Die Kirche feiert am Wochenende (15./16. März) ihr fünfjähriges Bestehen.
Pastorin Irmgard Nauck in der "Kirche der Stille" in Hamburg-Altona. Die Kirche feiert am Wochenende (15./16. März) ihr fünfjähriges Bestehen. © epd-bild/Thomas Morell

11. März 2014 von Simone Viere

Hamburg. Die evangelische Kirche gilt als "Kirche des Worts". Doch in der Hamburger "Kirche der Stille" wird häufig einfach nur geschwiegen. Vor fünf Jahren startete das einzigartige Projekt.

Kirchenbänke, Kanzel und Altar fehlen, stattdessen ein heller Raum mit Sitzkissen und Fußbänken. Als ein Experiment wurde vor fünf Jahren in Hamburg-Altona Norddeutschlands erste "Kirche der Stille" eröffnet. Ihr Feng-Shui-Konzept hat anfangs manch traditionellen Kirchgänger irritiert. Mittlerweile besuchen pro Jahr mehr als 10.000 Gäste die Meditationen, Andachten und Vorträge. Auch Kita-Kinder und Jugendliche kommen, um hier Stille zu erfahren. Am Wochenende (15./16. März) feiert die Gemeinde Jubiläum und präsentiert ihre Angebote.

Pro Jahr mehr als 10.000 Gäste 

Die kleine, neugotische Christophorus-Kirche liegt in einer ruhigen Seitenstraße mitten in Altona. Der Kirche drohte damals der Verkauf, denn der Gottesdienstbesuch war gering und das Gemeindeleben wartete auf neue Impulse. Doch Gemeindepastorin Irmgard Nauck (56) wollte nicht aufgeben und entwickelte mit ihrem Team das Konzept für eine Meditationskirche. Der Sonntagsgottesdienst kommt ohne Predigt aus, stattdessen wird gesungen und geschwiegen. "Übungswege zu sich selbst und zu Gott", nennt Nauck die Andachten.

Sonntagsgottesdienst ohne Predigt - stattdessen singen und schweigen

Mit ihrem Konzept knüpft die "Kirche der Stille" an die christliche Mystik an, wie sie Meister Eckhardt, Teresa von Avila oder Edith Stein gelehrt haben. Inspirationen kommen aber auch von der Zen-Meditation. Achtsames Gehen, mantrisches Singen oder meditativer Tanz sind unterschiedliche Wege, um zur Stille zu kommen. Am Anfang steht die bewusste Wahrnehmung des eigenen Körpers und des eigenen Atems.

Viele Besucher haben ihre ersten Meditationserfahrungen bei den Buddhisten oder Sufis gemacht, weiß Nauck aus den Gesprächen. Andere Teilnehmer stammen aus christlichen Familien und sind auf der Suche nach neuen Formen des christlichen Lebens. Es kommen aber auch jüngere Menschen, die bislang keine Berührung mit Kirche und Christentum hatten. Knapp die Hälfte der Besucher sind Männer.

Auf der Suche nach neuen Formen des christlichen Lebens

Gesang und Stille prägen auch den Gottesdienst. Viele Besucher sitzen auf dem Boden auf Kissen, andere auf Stühlen. Zwischen 25 und 50 Besucher kommen regelmäßig, an Festtagen auch 120. Während der Woche ist die Kirche nachmittags geöffnet. Mitarbeiter der umliegenden Büros verbringen hier eine stille Mittagspause. Angehörige, Pflegerinnen und Bewohner des benachbarten Hospizes genießen die Ruhe des Raums. Und manchmal hält auch jemand hier sein Mittagsschläfchen.  

Schon kurz nach der Eröffnung hat sich gezeigt, dass Kundalini Yoga oder Qigong nicht gefragt ist. Bewährt haben sich dagegen von Anfang an spirituelle Angebote. Neuer sind Angebote für Jüngere. Die Kleinsten kommen vormittags mit ihrer Kita-Gruppe, Oberstufen-Schüler erleben das Besondere der Stille Freitagnacht: Die Sneakers werden ausgezogen, Smartphone und MP-3-Player im Vorraum abgegeben. Pastorin Nauck: "Es ist für sie eine völlig neue Erfahrungen, wie sich Stille anhört." Ihre Workshops für Erzieherinnen und Lehrkräfte sind ausgebucht. 

Bewährt haben sich von Anfang an spirituelle Angebote.

Pastorin Nauck freut sich, dass ihr Projekt so viel Zuspruch erfährt. Die Besucherzahlen haben den Kirchenvorstand auch überzeugt, das anfangs auf drei Jahre befristete Projekt weiterzuführen. Die Pfarrstelle wurde mittlerweile von einer halben auf eine ganze aufgestockt. 20.000 Euro zahlt die Gemeinde für Küsterin und Reinigungskräfte - alles andere muss erwirtschaftet werden.

 

Termine

Veranstaltungen am Samstag, den 15. und Sonntag, den 16. März

Sonnabend: 10 - 11.30 Uhr Meditation der vier Himmelsrichtungen
Sonnabend:  12 - 13.30 Uhr Einführung in die Meditation mit dem Herzensgebet
Sonnabend:  14 - 15.30 Uhr Kontemplation – Einkehr in Stille
Sonnabend:  16 - 17.30 Uhr Geheimnis der Rhythmen und Klänge – Aktive Herzmeditation
Sonnabend: 18 - 19.30 Uhr Einführung in das aramäische Vater-Mutter-Unser
Sonnabend: 20 - 21.30 Uhr Sufi-Gesänge und Sufi-Tänze


Sonntag: 11.30 – 13.00 Uhr Soul Motion – Körpergebet
Sonntag: 13.30 – 15.00 Uhr Einführung in Grundelemente des Meditierens
Sonntag: 15.30 – 17.00 Uhr Einführung in Zen – Sitzen in Kraft und Stille

Jubiläumsfeier am Sonntag, 16. März, 19 Uhr, mit einem Vortrag von Propst Dr. Horst Gorski zu „Was geschieht, wenn die Kirche des Wortes schweigt...“ Das Klezmer-Trio A Mekhaye musiziert.

 

Info

Buchtipp: Irmgard Nauck, Anne Gideon, Der Stille Raum geben, Kreuz Verlag, 170 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 978-3-451-61124-7

Veranstaltungen
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