11. Mai 2021
Die Hamburger Flussschifferkirche ist zurück: Nach mehreren Monaten im Exil ist sie samt ihren Pontons an ihren alten Liegeplatz im Binnenhafen vor der Speicherstadt zurückgekehrt. Aller Voraussicht nach kann sie in wenigen Tagen wieder öffnen.
Die Verbringung der Flussschifferkirche war nötig geworden, weil die Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) Ausbaggerungsarbeiten am Kajen, dem eigentlichen Liegeplatz von Deutschlands einziger schwimmender Kirche, angeordnet hatte. Diese Arbeiten sind nun abgeschlossen.
Leichter an Bord
Damit sei auch der Zugang zur "Flusi" wieder einfacher, und es wurden Gefahrenquellen für Gäste beseitigt, die durch das Aufliegen auf dem Schlick zunehmend zum Problem geworden waren, so Diakon und Geschäftsführer des Fördervereins Mark Möller.
Vor der Wiedereröffnung müssen noch die Strom- Wasser und Telefonleitung, sowie Zuwege und Aufgänge wieder angeschlossen werden. Dies sei aber spätestens in einer Woche der Fall.
Zur Geschichte
1870 gründet Johann Hinrich Wichern die Binnenschifferseelsorge. Sein Leitspruch ist: "Wenn die Menschen nicht zur Kirche kommen können, muss die Kirche zu den Menschen gehen." Kurz darauf entsendet er den ersten Hafen-Missionar mit einem kleinen Boot zu den Binnenschiffen. Seit den 50er Jahren ist er auf einem Frachtkahn tätig, der zu einer schwimmenden Kirche umgebaut wurde.
Ihren ersten Liegeplatz nimmt die Kirche im Marktkanal in der Nähe der Großen Elbbrücken ein. 1961 erhält die Flussschifferkirche eine Pfeifenorgel, die noch heute hier in jedem Gottesdienst gespielt wird. Ebenfalls 1961 wird für die Binnenschifferseelsorge im Hamburger Hafengebiet die Barkasse Johann Hinrich Wichern in Dienst gestellt. Die mittlerweile hochbetagte Barkasse wird auch heute noch zweimal wöchentlich von dem Seelsorgeteam der Flussschifferkirche genutzt.
Hinzu kommen schließlich weitere Liegeplätze im Müggenburger Zollhafen auf der Veddel ein und in der Billwerder Bucht in Rothenburgsort. 2006 wird das Kirchenschiff auf seinen jetzigen Platz an der Hohen Brücke in der Speicherstadt verlegt, wo es für Bürger, Touristen und die Gemeinde gut erreichbar ist. Um seinen Erhalt kümmert sich seit 1998 ein Förderverein.