Bestattungskultur im Wandel

Friedhofsleiterin: Angehörige brauchen Ritualflächen

Diese Grabflächen in Wilster müssen nicht selbst bepflanzt werden, bieten aber Platz für persönliche Andenken.
Diese Grabflächen in Wilster müssen nicht selbst bepflanzt werden, bieten aber Platz für persönliche Andenken. © Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf

25. Mai 2021 von Alessa Pieroth

Eine Zeit lang waren anonyme Gräber gefragt, bieten sie doch eine pflegeleichte Alternative zu traditionellen Gräbern. Der Nachteil ist jedoch, dass auf ihnen normalerweise kein Platz für individuelle Trauerrituale ist. Der Friedhof Wilster im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf hat dafür eine Lösung.

Fast 20 Jahre arbeitet Friedhofsleiterin Beritt Mahrt schon auf dem Friedhof in Wilster. Sie weiß, auch ein Friedhof unterliegt Moden. Wurde früher noch überwiegend erdbestattet, gibt es heute rund 75 Prozent Urnenbestattungen. Opulente Grabsteine mit großem Pflanzbeet, das die Familie selber pflegt, sind nur noch selten gefragt. Die Angehörigen können die Pflege oft gar nicht leisten. "Kaum jemand wohnt noch in dem Ort, in dem er geboren wurde", sagt die 55-Jährige.

Pflegefrei, aber mit Ritualfläche

Auch in Wilster wurde darum eine Weile anonym bestattet, um die Grabstättenpflege leichter zu gestalten. "Da zeigte sich aber, dass die Leute sich Ersatzgrabstätten auf der anonymen Fläche geschaffen haben", erinnert sich Mahrt. Steine, Blumenbouquets, Kerzen oder Vasen wurden an willkürlichen Stellen abgelegt. Manche Hinterlassenschaft fiel dabei dem Rasenmäher zum Opfer. "Wir merkten, trauern lässt sich nicht üben. Die Angehörigen dachten, sie bräuchten keine Ritualfläche, aber dem war nicht so", erzählt Beritt Mahrt weiter. Eine Alternative zur anonymen Bestattung oder der ebenerdig in den Rasen verlegten Grabplatte musste her.

Heute bietet der Friedhof Wilster, wie auch viele andere Friedhöfe im Kirchenkreis, erfolgreich pflegefreie Grabflächen an, mit eigener Ritualfläche. Dort sind sowohl Erd- als auch Urnenbestattungen möglich. Auf einem etwa einen Meter breiten, mit Pinienrinde ausgefüllten Streifen können die Angehörigen neben dem Grabstein Andenken und Blumen hinterlegen, müssen es aber nicht. Das Friedhofsteam übernimmt für 20 beziehungsweise 25 Jahre die Pflege. Ein pflegefreies Urnengrab kostet einmalig etwa 2200 Euro, jährliche Grabpflegekosten entstehen nicht. Die pflegefreien Grabflächen für die Erdbestattungen starten bei 2700 Euro.

"Keine Reihenhaussiedlung fürs Jenseits"

Pflegefreie Grabflächen gibt es an verschiedenen Orten auf dem Friedhof. Mal rückenschonend als Hochbeet angelegt, mal um einen Baum gruppiert, dann wieder länglich arrangiert. Dazwischen befinden sich auch immer noch die gewohnten Familiengräber. "Wir wollen hier ja keine Reihenhaussiedlung fürs Jenseits entstehen lassen. Der Friedhof soll ein Ort sein, an dem sich auch die Lebenden wohlfühlen", sagt Beritt Mahrt.

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