Greifswalder Traditionssegler "Lovis" liegt weiterhin fest
17. Juli 2013
Greifswald/Hamburg. Das Traditionssegelschiff "Lovis" liegt weiterhin im Greifswalder Hafen fest. Ein seit Monaten vorbereiteter internationaler Jugendtörn zum Thema "Flucht und Migration" habe nun abgesagt werden müssen, teilte ein Sprecher des Betreibervereins mit. Den Auftakt der Reise sollte die Teilnahme an einem interkulturellen Festival im Hamburger Hafen (18. bis 21. Juli) bilden - sie sei ebenfalls gestrichen worden.
- www.lovis.de
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Die Reise sollte den Angaben zufolge entlang der Nordseeküste bis in die französische Hafenstadt Calais gehen. Geplant waren Ausfahrten mit jungen Flüchtlingen, Workshops mit Menschenrechtlern aus Calais und Filmabende auf dem Großsegel mit anschließender Diskussionsrunde. Die Lovis sei nicht nur ein Segelschiff, "sondern auch ein Ort, an dem viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturen zueinander finden und sich austauschen können", hieß es.
Das Bildungsschiff "Lovis" segelt seit 13 Jahren mit Schulklassen und Jugendgruppen auf der Ostsee. Zuletzt hatte die Crew von der zuständigen Berufsgenossenschaft Verkehr nur noch eine Betriebsgenehmigung bis Ende Juni erhalten. Begründung: Das Schiff sei "nicht historisch genug". Sollte die "Lovis" den Status als Traditionsschiff verlieren, drohen bei künftigen Fahrten erheblich höhere Auflagen. Das wäre nach Einschätzung des Betreibervereins das "Aus".
Der Verein beklagt, dass die Berufsgenossenschaft Verkehr seit Jahren vielen Traditionsschiffen "auf der Basis von intransparenten und nicht nachvollziehbaren Kriterien die Erteilung von sog. Sicherheitszeugnissen" verweigere. Trotz der vom Bundesverkehrsministerium (BMVBS) bereits Ende Juni in Aussicht gestellten Erteilung von Zwei-Jahres-Sicherheitszeugnissen habe die "Lovis" bisher keine Fahrterlaubnis von der zuständigen Berufsgenossenschaft Verkehr erhalten. "Die Ankündigung, dass unbürokratisch vorgegangen wird und wir bald wieder fahren dürfen, hat sich nicht bewahrheitet" hieß es.
Unterstützung erhält die Crew der "Lovis" vom Dachverband der Traditionssegelschiffe GSHW. Dessen Einschätzung zufolge haben bereits knapp ein Drittel der im Jahr 2000 noch fahrenden alten Schiffe ihren Betrieb eingestellt. "Ein weiteres Abschmelzen der Flotte halten wir für nicht vertretbar", so der GSHW-Vorsitzende Thomas Hoppe. Die gegenwärtige Debatte über das "weiche Kriterium der Historizität" sei in weiten Teilen nicht mehr nachvollziehbar. Weder die Flotte noch die Gesetze hätten sich seit 2000 geändert.