Hier bekennt Hamburg Farbe und betet für Frieden
14. September 2015
Hamburg. Hamburg hat Farbe bekannt: Mehrere tausend haben auf dem Rathausmarkt für Demokratie und Toleranz demonstriert. Kurz zuvor hatte die Kirche zu einem Friedensgebet eingeladen.
Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat den vielen tausend Engagierten in der Flüchtlingshilfe seinen persönlichen Dank ausgesprochen. Deutschland sei "für viele Menschen wieder ein Hoffnungsland geworden – das kann uns ein bisschen stolz machen", sagte er auf dem Hamburger Rathausmarkt. Unter dem Motto "Hamburg bekennt Farbe" hatten sich einige tausend Menschen versammelt, um für Demokratie, Toleranz und Vielfalt zu protestieren. Die Polizei sprach von rund 6.000 Teilnehmern, die Initiatoren von über 10.000.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten 1,7 Millionen Menschen im zerstörten Hamburg gelebt, sagte Scholz weiter. In den Jahren danach habe es "Aufbau, Eingliederung und Hoffnung" gegeben. Diese Aufgabe stelle sich angesichts der vielen Kriegsflüchtlinge nun wieder – "anders, aber ähnlich", so der Bürgermeister. Heute gehe es um Erstaufnahme, Unterkünfte, Deutschkurse und Arbeitsplätze. "Die Flüchtlinge sind eine gemeinsame Sache für Europa", sagte Scholz. Und fügte hinzu: "Wir kriegen das hin."
Um Punkt 12 Uhr unterbrachen die Hamburger Radiosender ihr Programm und sendeten einen gemeinsamen Appell gegen Hetze, Hass und Gewalt. Damit wandten sie sich auch gegen einen geplanten Aufmarsch von Neonazis, der zuvor von den Gerichten verboten worden war. Im Anschluss spielten die Sender den Song "Imagine" von John Lennon - als einer "weltweiten Hymne des Friedens und der Menschlichkeit". Beteiligt waren Radio Hamburg, Hamburg Zwei, NDR 90,3, NDR 2, N-Joy, Alsterradio rock'n pop, 917XFM und Radio Energy. Das NDR Fernsehen spielte das Lied und zeigte dazu Bilder von Flüchtlingen. Auch die Hamburger Hochbahn ließ den Song in 91 U-Bahnhöfen über die Bahnsteig-Lautsprecher erklingen.
Ein Gebet für den Frieden
Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs hatte am Morgen in einem Friedensgebet in der Hauptkirche St. Petri für eine "Kultur der Vielseitigkeit" geworben. "Wir stehen dafür, dass jede hasserfüllte Hetzrede, dass rechtsextremes Gedankengut mit unserer Religion, ja mit keiner Religion vereinbar ist", sagte sie.
Kirchen seien Orte, an denen das Wort Gottes die Menschen in ihrer Freiheit bestärkt und in ihrer Kraft, Nächstenliebe zu leben. "Lassen wir nicht zu, dass sich Fremdenfeindlichkeit inmitten unserer weltoffenen Stadt verankert", sagte Fehrs. Es gelte, schon jetzt für Gerechtigkeit einzutreten, schon jetzt barmherzig zu sein. Dies zeige sich auch in den Erlebnissen und Bildern "von total unkomplizierter, tatsächlich funktionierender, überbordender Herzlichkeit" gegenüber den Flüchtlingen wie zum Beispiel in den Hamburger Messehallen.