Blick in die Zukunft

Horoskope sollten einen nicht lähmen, Eigenverantwortung zu übernehmen

Ein Blick in die Sterne verrät dir die Zukunft? Darauf sollte man nicht zu viel geben, rät Jörg Pegelow, Weltanschauungsbeauftragter der Nordkirche.
Ein Blick in die Sterne verrät dir die Zukunft? Darauf sollte man nicht zu viel geben, rät Jörg Pegelow, Weltanschauungsbeauftragter der Nordkirche. © Sufyan, Unplash

30. Dezember 2025 von Anne-Dorle Hoffgaard

Zum Jahresende erhoffen sich viele Leute einen Blick in die Zukunft durch die Sterne. Doch Horoskope, Tarotkarten und andere Rituale sollten nicht den Blick davon ablenken, dass wir selbst für unser Handeln Verantwortung tragen, so Jörg Pegelow, Weltanschauungsbeauftragter der Nordkirche.

Die Neujahrsbotschaft unserer Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt und der EKD-Ratsvorsitzenden Fehrs 

Silvester ist, als letzter Tag im Kalenderjahr, traditionell mit diversen Bräuchen und Ritualen verbunden. Doch so manch eine Form von "esoterisch-abergläubischer Zukunftsdeutung zum Jahreswechsel" kann problematisch sein, erklärt Pastor Jörg Pegelow, Weltanschauungsbeauftragter der Nordkirche im Kurzinterview. Darin sagt er auch, wie er persönlich es aushält, nicht zu wissen, was die Zukunft bringt. 

Jörg Pegelow, Weltanschauungsbeauftragter der Nordkirche
Jörg Pegelow, Weltanschauungsbeauftragter der Nordkirche © Wolfgang Kobel/Nordkirche

epd: Welche Bräuche pflegen Sie am Silvestertag?

Jörg Pegelow: Am Abend gestalte ich einen Gottesdienst oder gehe zu einem Gottesdienst. Es tut gut, Dietrich Bonhoeffers Worte „Von guten Mächten“ zu singen. Das ist ein Mutmachlied in beunruhigenden Zeiten mit Kriegen, mit Sorgen ums Klima, mit erstarkendem Rechtsextremismus in unseren Parlamenten.

Unsere Gottesdienste zum Jahreswechsel finden Sie in unserem Gottesdienstkalender

Auch Silvester 2025 werden meine Frau und ich ganz ruhig und gemütlich feiern. Wir gönnen uns abends ein leckeres Käsefondue. Und es läuft das Pantoffelkino mit „Dinner for One“, der Silvester-Folge von „Neues aus Büttenwarder“ und „Tratsch im Treppenhaus“. Um Mitternacht stoßen wir mit einem Glas Gänsewein auf ein gutes neues Jahr an, gehen vors Haus und wünschen auch unserer Nachbarschaft ein gutes und behütetes neues Jahr.

Welche Bräuche sehen Sie kritisch?

Die meisten der bei uns üblichen Silvesterbräuche haben ihre volks- und abergläubischen Ursprünge weit hinter sich gelassen. Die allerwenigsten wollen mit ihrem Feuerwerk böse Geister und Dämonen vertreiben. Auch werden sich kaum viele daran halten, Silvester keine Wäsche aufzuhängen, weil sich darin Wotan mit seinen Geistern verfangen und im Haus bleiben könnte. Und kaum jemand dürfte an die beim Wachsgießen (früher Bleigießen) entstandenen Fantasiefiguren irgendwelche Zukunftshoffnungen knüpfen.

Für problematisch halte ich allerdings das Erstellen von Jahres-Horoskopen oder andere Formen von esoterisch-abergläubischer Zukunftsdeutung zum Jahreswechsel, zumal dann, wenn Astrologen für sich in Anspruch nehmen, unumstößliche Wahrheiten für das bevorstehende Schicksal, für Gesundheit oder Lebensplanung zu verkünden. Empfängerinnen und Empfänger der Botschaften stehen in der Gefahr, sich in ihrem Leben und bei allen Entscheidungen auf die vermeintlichen Wahrheiten zu verlassen und die Eigenverantwortung für sich und ihr Leben an Sterne, den Kaffeesatz oder Tarotkarten abzugeben.

Wie kann es gelingen, die Ungewissheit auszuhalten?

Das Leben oder gar die Zukunft werden wir nie in den Griff bekommen: Es gibt immer wieder großartige Überraschungen, wunderbare Nachrichten, tolle Begegnungen und Gespräche, aber auch Herausforderungen, schwierige Momente oder unlösbar scheinende Probleme. Denn das Leben ist das, was passiert, nachdem man Pläne gemacht hat.

Als Christ kann ich gut damit leben, nicht zu wissen, was zukünftig sein wird. Ich kann in die Psalm-Worte einstimmen: „Meine Zeit steht in Gottes Händen.“ Damit lösen sich die drängenden und bedrückenden Fragen, wie die Zukunft sein wird, nicht in Luft auf. Doch ich vertraue darauf, dass alles bei Gott aufgehoben ist, dass Gott am Ende „aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will“ (Dietrich Bonhoeffer).

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