Jahresjubiläum bei "AnDOCKen" für Menschen ohne Papiere
18. März 2014
Hamburg. "AnDOCKen", die ärztliche und soziale Praxis für Menschen ohne Papiere in Hamburg, hatte im ersten Jahr ihres Bestehens 443 Patienten. Bei fast allen wurden psychosoziale Probleme festgestellt, einige waren von Flucht und Schleusung traumatisiert, teilte das Diakonie-Hilfswerk Hamburg als Träger mit. Die eigenen Praxisräume wurden Anfang 2013 in der Bernstorffstraße 174 eröffnet, die medizinische Versorgung war schon zwei Jahre zuvor aufgenommen worden.
"AnDOCKen" bietet Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus eine hausärztliche und gynäkologische Grundversorgung. Hinzu kommt eine intensive Sozial- und Rechtsberatung. Zum Team gehört eine Gynäkologin, eine Fachärztin für Allgemeinmedizin, eine Sozialberaterin und eine Sprechstundenhilfe.
Die Patienten besuchten die Praxis jeweils fünf- bis sechsmal in Folge. 42 Prozent von ihnen stammen aus Osteuropa, 28 Prozent aus Afrika, 21 Prozent aus Lateinamerika und neun Prozent aus Asien. Die überwiegende Mehrheit (62 Prozent) ist zwischen 18 und 40 Jahren alt, sechs Prozent sind Kinder und Jugendliche. 72 Prozent sind weiblich, eine hohe Zahl der Frauen besuchen die Praxis zur Betreuung ihrer Schwangerschaft.
Anzahl der Patienten hat sich im vergangenen Jahr verdreifacht
Seit Bezug der eigenen Praxisräume habe sich die Anzahl der Patienten verdreifacht, die die soziale Beratung in Anspruch nahmen, sagte Diakoniesprecher Steffen Becker. Einige Afrikaner verfügen über einen Aufenthaltstitel für Spanien oder Italien und kommen aufgrund der sich dort verschlechternden wirtschaftlichen Situation nach Deutschland.
Einige von ihnen sind nur in ihrem EU-Herkunftsland krankenversichert, andere haben eine europäische Krankenversicherung, deren Gültigkeit ebenfalls begrenzt ist. Aufgabe der Sozialberatung von "AnDOCKen" ist es, herauszufinden, ob ein Krankenversicherungsschutz in Deutschland besteht oder möglich wäre. Aufgrund der vielen nationalen Rechtssysteme und uneinheitlichen Regelungen auf EU-Ebene sei diese Aufgabe "langwierig und schwierig", hieß es.