Kieler Propst ruft zur Solidarität mit armen Senioren auf
20. August 2013
Kiel. Angesichts der zunehmenden Altersarmut ruft der Kieler Propst Thomas Lienau-Becker zu mehr gesellschaftlicher Solidarität mit armen Senioren auf. „Wir dürfen nicht zulassen, dass alte Menschen in die Isolation abgleiten”, sagt der evangelische Theologe in Kiel.
Anlass sind die Ergebnisse eines Forschungsprojektes der Kieler Universität zur Altersarmut. Nach der gestern veröffentlichten Studie geht Altersarmut oft mit sozialer Ausgrenzung und gesundheitlichen oder seelischen Problemen einher. Der Untersuchung zufolge ist in Schleswig-Holstein etwa jeder Siebte ab 65 Jahren arm oder von Armut bedroht.
„Lebensfreude und Respekt dürfen nicht vom Geldbeutel abhängen”
Nach Lienau-Beckers Worten erleben die Kirchengemeinden in ihrer Seniorenarbeit die zunehmende Altersarmut konkret. "Wenn wir einen Ausflug planen und ein alter Mensch absagt, können wir häufig nur vermuten, dass er die zehn Euro dafür nicht aufbringen kann." Sofern das in einer Gemeinde bekannt wird, gebe es meist eine unkomplizierte Lösung.
Lienau-Becker beobachtet mit Sorge, wie das Alter immer mehr kommerzialisiert wird. Den Menschen werde vorgegaukelt, dass sie selbst in hohen Jahren noch gut aussehen und Reisen in alle Welt unternehmen müssten. "Dabei können sich viele den Friseur nicht leisten." Für manche sei es sogar eine Hürde, einen Facharzt aufzusuchen, weil das Geld für den Bus fehle.
Darum wünscht sich Lienau-Becker, dass Menschen verschiedener Generationen enger zusammen leben, sich gegenseitig helfen. Zum Klönen und Kaffeetrinken müsse man nicht unbedingt in ein Café gehen. "Uns ist bewusst, dass wir die rein finanziellen Probleme nicht auf diese Weise aus der Welt schaffen können. Aber wir dürfen nicht zulassen, dass alte Menschen in die Isolation abgleiten. Wir müssen ihnen Lebensglück vermitteln - unabhängig vom Portemonnaie."