Kunst in der Kirche

Künstler Siegfried Assmann schafft Fensterkunst aus Licht und Farben

Künstler Siegfried Assmann mit Tochter Stefanie Assmann-Och in seinem Atelier in Grosshansdorf.
Künstler Siegfried Assmann mit Tochter Stefanie Assmann-Och in seinem Atelier in Grosshansdorf.© Julia Fischer, epd

28. Januar 2020 von Julia Reiß

Leuchtende Farben sind sein Markenzeichen: Der Künstler Siegfried Assmann hat unzählige Kirchenfenster im Norden gestaltet. Am 1. Februar wird er 95 Jahre alt. Er arbeitet noch regelmäßig in seiner Werkstatt in Großhansdorf.

Glasscherben, Fensterscheiben und Mosaiksteine sind das Arbeitsmaterial von Siegfried Assmann. Aber eigentlich ist der Hamburger Künstler Experte für das Licht und seine Farben. Seit Anfang der 1950er Jahre hat er mehr als 100 Kirchenfenster und ganze Innenräume von Kirchen in Hamburg und Schleswig-Holstein gestaltet. Von einzelnen Fenster-Elementen bis zu meterhohen Bleiverglasungen - Assmann hat die Kirchenlandschaft im Norden geprägt. Am Sonntag (1. Februar) wird er 95 Jahre alt.

Assmann arbeitet mit Antikglas und Bleifassung. Häufig verwendet er auch dicke farbige Glasplatten, sogenanntes Dallglas, in große Stücke gebrochen und in Betonstruktur eingefasst. In Hamburg-Blankenese gestaltete er auf drei hohen Buntglasfenstern im Altarraum Bildgeschichten von der Kreuzigung bis zur Ausgießung des Heiligen Geistes. Das Altarfenster des Meldorfer Doms zeigt stilisiert die zwölf Jünger. In der Thomaskirche Schulensee in Molfsee (bei Kiel) stellte er die sieben Schöpfungstage in Rundfenstern dar.

Meisterschüler bei Theo Ortner

Geboren wurde Assmann 1925 in Posen (heute Polen). Nach der Schule wollte er Musiker werden, doch dann begann der Zweite Weltkrieg, und er wurde Soldat. In Kriegsgefangenschaft zeichnete er Porträts von US-Soldaten und bekam dafür Tabak. 1947 schrieb er sich an der Landeskunstschule für die Fächer Grafik, Malerei, Wandgestaltung und Glasfenstermalerei in Hamburg ein und wurde Meisterschüler bei Theo Ortner. Später kam die Bildhauerei dazu.

"Ich bin sehr glücklich darüber, was aus mir geworden ist", sagte Assmann kurz vor seinem 95. Geburtstag. "Das hätte ich als Kind nicht gedacht." Und Musik ist noch immer Teil seines Lebens: Assmann spielt bis heute die Erste Geige im Sinfonieorchester Bad Bramstedt. Sein Leben lang habe er nur das getan, was ihm Spaß machte. Die Kunst sei keine Arbeit, ohne sie geht es nicht. Das sieht man sofort, wenn man ihn zu Hause besucht: Im Garten und an der Eingangstür stehen seine Werke. Skulpturen und Bronzen hinterm Haus, Reliefs an der Hauswand, und sogar der Türgriff ist vom ihm gestaltet.

Auf dem Tisch im Atelier liegt seine Geige neben einem Skizzenblock und Bleistiften. Im Wintergarten stehen kleine Skultpuren zwischen großen Pflanzen, Notenständer neben Kunstbüchern. An einem Heimtrainer klebt ein Zettel "Bewegung tut gut". Bis zum letzten Sommer spielte Assmann regelmäßig Golf.

Erste Aufträge in Hamburger Kirchen

Die Kirchenfenster haben sich "ein bisschen so ergeben", sagt Assmann. Viele im Krieg zerstörte Kirchen wurden in den 1950er Jahren wieder aufgebaut. Seine ersten Aufträge hatte er in Hamburger Kirchen: eine Fensterrose im Seitenschiff der Hauptkirche St. Petri (1952), den versinkenden Petrus für ein rundes Fenster in der St. Petri-Kirche Altona und schließlich ein Auftrag für mehrere Fenster samt Kanzel, Taufstein und Altar in der Kreuzkirche Ottensen (1954). Von dem Lohn baute sich Assmann sein Haus mit Atelier und Werkstatt in Großhansdorf, in dem er noch heute lebt.

"Die Atmosphäre einer schönen Kirche hat mich schon immer fasziniert", sagt Assmann. Er wurde religiös erzogen, sein Vater war Religionslehrer. Dem Sohn fiel es leicht, biblische Themen umzusetzen. "Das Schöne an Kirchenfenstern ist, dass sie so viele Menschen wahrnehmen. Das ist wie eine ständige Ausstellung." Er versuche immer, das Thema der Fenster dem Gebäude und der Umgebung anzupassen: "Das muss stimmig sein."

1974 gestaltete Assmann den Innenraum der Kapelle im Kloster Nütschau (bei Bad Oldesloe). Drei der vier Wände bestehen aus Bleiverglasung in leuchtenden Farben, die wie eine Welle von außen auf den Altar zulaufen. Die Farben greifen die Umgebung auf: das Blau von Trave und Himmel, die Brauntöne von Sand, Moorerde und Feldsteinen. Altar, Lesepult und die Altarwand sind aus klarem Kunstharz gegossen.

Sein neuestes Werk: Der "Jung mit'n Tüdelband"

Ab den 60er Jahren machte sich Assmann auch als Bildhauer einen Namen im Norden. In Gudendorf (Kreis Dithmarschen) schuf er eine Gedenkstätte für die sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter. In Heide findet man seine Skulpturen gleich mehrfach. So "sitzt" etwa in der Straße Schumacherort ein bronzener Schusterjunge, und in der Süderstraße steht der "Hahnbeermann" (traditionelles "Hahnenfest"). Sein neuestes Werk ist der "Jung mit'n Tüdelband" (2019) in der Hamburger Neustadt am Wohnhaus des Musikers Ludwig Wolf (1867-1955), dem Komponisten des gleichnamigen Gassenhauers.

Geburtstagfeier mit "Gottesdienst für Jedermann" 

Assmann lebt noch selbstständig in seinem Haus. Tochter Stefanie hilft ihm im Alltag und bei der Organisation von Aufträgen. Momentan versucht sie, ein Werkverzeichnis zu erstellen und ist auf der Suche nach Masterstudierenden oder Doktoranden, die das ganze Werk ihres Vaters erfassen könnten. Die Gemeinde Großhansdorf feiert den 95. Geburtstag von Siegfried Assmann am Sonntag (2. Februar) um 10 Uhr mit einem "Gottesdienst für Jedermann" in der Auferstehungskirche - natürlich mit viel Musik.

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