Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt ist ein Jahr im Amt
23. Mai 2020
Als Kristina Kühnbaum-Schmidt Anfang April 2019 Nachfolgerin von Landesbischof Gerhard Ulrich wurde, war sie mal wieder eine "Import-Bischöfin" von außerhalb. Über viele Jahre lang hatten zuvor die evangelische Nordkirche und ihre Vorgängerkirchen ihre Spitzenämter vor allem an "Eigengewächse" vergeben. "KKS", wie sie alsbald intern genannt wurde, tauschte das thüringische Städtchen Meiningen gegen das norddeutsche Schwerin.
Ihr neuer Wirkungskreis reichte von der dänischen Grenze bis nach Hamburg, von Helgoland über Sylt, Rügen und Usedom bis nach Gartz in der brandenburgischen Uckermark. "Ich bin gut gelandet", befand sie gleich nach ihrer Wahl und versprach, Menschen, Land, Kirche und Gemeinden erst einmal kennenlernen zu wollen. Viele Wochen lang tourte sie intensiv durch Norddeutschland und nahm sich tagelang Zeit für Kennenlern-Gespräche. Gerühmt wird ihr Namensgedächtnis: Wer ihr nur einmal ordentlich vorgestellt wurde, den begrüßt sie noch Wochen später mit persönlicher Anrede.
"Kirche für andere, mit anderen und inmitten anderer sein"
Am Pfingstmontag wurde die damals 54-Jährige im Schweriner Dom in ihr Amt eingeführt. "Die Nordkirche ist lebendig und auch durchaus quirlig, das ist doch toll", sagte sie damals. Es gebe ein "hohes Maß an Unterschieden - das hat mich angesprochen". Das Credo der neuen Landesbischöfin, die in Braunschweig geboren wurde und Theologie in Göttingen und Berlin studierte, klang ganz simpel: "Kirche für andere, mit anderen und inmitten anderer zu sein."
Kühnbaum-Schmidt war nach Studium und Vikariat Pfarrerin in Braunschweig, wurde später auch pastoralpsychologische Beraterin und Supervisorin sowie Dozentin für Seelsorge am Predigerseminar. Wichtig seien ihr "Zeitfenster für aktuelle Themen und Gespräche", sagte sie. Und versicherte glaubhaft, "ein Stück Humor" mitzubringen - das helfe auch bei möglichen Konflikten, Streit und Ärger.
Weltweite Verbundenheit der Kirchen "ein Geschenk"
Hohe Bedeutung hat für sie die Ökumene, also die weltweite Verbundenheit der Kirchen. Gerade in einer Welt, in der immer mehr Grenzen gezogen werden, sei dies ein Geschenk. Eine Spielart der Verbundenheit sieht Kühnbaum-Schmidt auch in den sozialen Medien: "Kirche soll da sein, wo die Menschen sind. Dann ist Kirche auch unterwegs in der digitalen Welt." Folgerichtig betreibt KKS einen eigenen Facebook-Account und twittert höchstpersönlich.
Digital verbunden
Medienkompetenz geht oft einher mit Schnelligkeit. Als Mitte März 2020 die Corona-Pandemie zur Absage der Gottesdienste zwang, sammelte KKS auf Twitter bereits Möglichkeiten, sich digital zu treffen. Sie initiierte Online- und Videokonferenzen und rief per Facebook dazu auf, Verantwortung in der Krise zu übernehmen. Sie sammelte "Ideen und Best-Practice-Beispiele" für Andachten, Abendgebete, Seelsorge-Hotlines und vieles mehr. Es gehe darum, gefährdete Menschen zu schützen und zugleich "geistlich verbunden" zu bleiben, sagte sie.
"Ich bin nicht allein unterwegs", hatte die Landesbischöfin zu ihrem Start gesagt. Und hinzugefügt: "Die Verantwortung für so eine große Kirche passt nicht auf zwei Schultern." Wer immer sie persönlich getroffen hat in ihrem ersten Amtsjahr, wird ihr jetzt bescheinigen, wie gut es ist, dass ihre Schultern für die Nordkirche da sind.