Nordkirche gratuliert dem neuen Hamburger Erzbischof
26. Januar 2015
Von seiner eigenen Ernennung sei er überrascht worden, sagt Hamburgs neuer katholischer Erzbischof Stefan Heße. Die Nordkirchen-Bischöfe gratulierten dem 48-Jährigen und lobten die beispielhafte Ökumene im Norden.
Papst Franziskus hat den Kölner Generalvikar Stefan Heße zum neuen Erzbischof von Hamburg ernannt. Zeitgleich ist die Personalentscheidung in Hamburg und Rom bekanntgegeben worden. Bereits am Freitag hatte der "Kölner Stadtanzeiger" den Name vorab vermeldet. Heße ist mit 48 Jahren der jüngste katholische Bischof in Deutschland. Er wird am 14. März im Hamburger St. Marien-Dom zum Bischof geweiht und in sein Amt eingeführt. Heße ist Nachfolger von Werner Thissen, der im März 2014 mit 75 Jahren in den Ruhestand gegangen war.
Die Ernennung zum Erzbischof von Hamburg habe ihn überrascht und "innerlich sehr aufgewühlt", sagte Heße in einer ersten Stellungnahme. Für ihn sei es ein Aufbruch in eine Gegend, "die mir bisher nur aus Urlaubszeiten bekannt ist". Er wolle die 2011 von Thissen angestoßene Reform der Gemeinden weiterführen. Vorbild für die Arbeit sei ihm der Patron des Erzbistums Hamburg: "Der heilige Ansgar war ein Mann mit Innerlichkeit und Mut zum Aufbruch."
Nordkirche freut sich auf Zusammenarbeit
Sie freue sich auf eine gute Zusammenarbeit, sagte die evangelische Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs. Der christliche Glaube werde in Hamburg in vielen Konfessionen gelebt. "Unsere gute Ökumene ist ein Schatz, den wir nun gemeinsam bewahren werden." Der evangelische Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin) nannte das Verhältnis von Nordkirche und Erzbistum eine "privilegierte Partnerschaft". Im ökumenischen Miteinander mache den Christen im Norden Deutschlands kaum jemand etwas vor.
Der neue Erzbischof habe ein Herz für die Menschen und suche das Gespräch, erklärte der Kölner Kardinal Woelki. Es tue ihm auch für Köln leid, dass er nach so kurzer Zeit einen sehr zuverlässigen Mitarbeiter verliere. "Hamburg kann froh sein, ihn zu seinem neuen Erzbischof zu bekommen." Nach den Worten des Diözesanrats des Erzbistums Köln zeichnet sich Heße durch seine Nähe zu den Menschen aus. Er sei eine Vertrauensperson, die stets die Belange der Laien im Blick habe.
Der katholische Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode nannte Heße "einen besonnenen, kompetenten und offenen Priester". Dass ein rheinisch-katholisch geprägter Priester in den Norden komme, "wird uns auch gut tun". Sein Hildesheimer Amtsbruder Norbert Trelle sagte, Heße passe "mit seiner kommunikativen Art und seinem aufgeschlossenen Wesen" sehr gut in das Erzbistum Hamburg.
"Gestanden und theologisch versiert"
Gratulationen kamen auch aus der Politik: Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) schrieb, er freue sich, den künftigen Erzbischof bald persönlich kennenzulernen. Heße werde mit seinen Erfahrungen "neue und starke Impulse" im Erzbistum setzen, erklärte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD). Der Kieler Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) nannte Heße einen "gestandenen und theologisch versierten Hirten", der auf Menschen zugehen könne. Als Rheinländer werde er die zurückhaltenden Norddeutschen schnell für sich gewinnen. Die für Kirchen zuständige Schweriner Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) würdigte seine "große seelsorgerische Erfahrung". Die Seelsorge sei im Justizvollzug ein wichtiger Stützpfeiler der Resozialisierung.
Heße hat im vorigen Jahr bereits erste Erfahrungen als Bistumsleiter gesammelt: Nach dem Rücktritt von Kardinal Joachim Meisner am 28. Februar 2014 leitete er das Erzbistum Köln als Diözesanadministrator bis zur Einführung von Kardinal Rainer Maria Woelki im September. Mit Heße wird wieder einmal ein Theologe aus Nordrhein-Westfalen Erzbischof im Norden: Ludwig Averkamp (1927-2013), erster Erzbischof nach der Gründung 1995, stammte aus dem westlichen Münsterland, Thissen aus Kleve am Niederrhein.
Heße wurde am 7. August 1966 in Köln geboren und studierte Theologie und Philosophie in Bonn und Regensburg. Nach seiner Priesterweihe und vierjähriger Tätigkeit als Kaplan übernahm er verschiedene Aufgaben im Erzbistum Köln. 2001 promovierte er mit einer Arbeit über den Schweizer Theologen Hans Urs von Balthasar (1905-1988). Seit März 2012 war er als Generalvikar Verwaltungschef des mit mehr als zwei Millionen Katholiken größten deutschen Bistums.
Oberhaupt für 400.000 Katholiken
Hamburg ist das flächenmäßig größte Bistum in Deutschland. Von den knapp 400.000 Mitgliedern leben rund 185.000 in Hamburg, 170.000 in Schleswig-Holstein und 40.000 in Mecklenburg. Es ist das einzige Bistum über die ehemalige innerdeutsche Grenze hinweg. Bezogen auf die Mitgliederzahl ist Hamburg allerdings das Viertkleinste unter den 27 deutschen Bistümern.
Vor allem in Hamburg ist das Erzbistum international: Insgesamt werden hier 171 Nationen gezählt. 77.000 haben einen nicht-deutschen Pass. Die größte Gruppe stellen die Polen (34.500) vor den Portugiesen (6.900) und den Italienern (6.700). 157 Priester sind aktiv im Dienst, 81 Priester im Ruhestand. Zum Erzbistum zählen außerdem 29 Orden mit 48 Niederlassungen, in denen 72 Nonnen und Ordensmänner leben.