Nordkirche zum Weltflüchtlingstag: "Fatale Auswirkungen der Pandemie finden kaum Beachtung"
18. Juni 2021
Jedes Jahr am 20. Juni erinnert das UN Flüchtlingskommissariat (UNHCR) an das Schicksal von Millionen Menschen, die auf der Flucht sind, weil in ihrer Heimat Elend, Unterdrückung und Tod drohen. Die Nordkirche macht anlässlich dieses Tages auf die schweren Folgen der Corona-Krise für Geflüchtete aufmerksam und lädt zu verschiedenen Solidaritätsveranstaltungen ein.
Während Urlaubsreisen für viele Menschen im vergangenen Jahr tabu waren, gingen die Flüchtlingsdramen an den Grenzen weiter: Die Pandemie hat die Not vieler Menschen verschlimmert und Fluchtursachen verstärkt. Die Folge: Die Zahl der Menschen, die ihre Heimat verlassen, ist nach bisherigen Einschätzungen der UNHCR eher noch gestiegen. Nur ist uns der Blick dafür verloren gegangen.
Corona-Kummer überlagert Flüchtlingsfragen
Die Pandemie hat hierzulande "alle anderen sozialen Fragen überlagert, es gibt kaum Aufmerksamkeit für das Flüchtlingsthema, auch die fatalen Auswirkungen der Pandemie auf Geflüchtete finden kaum Beachtung", beschreibt Katherine Braun, Referentin für kirchliche Flüchtlingsarbeit der Nordkirche, das Problem.
Der Corona-Ausnahmenzustand gestaltete die Versorgung der Ankommenden nicht leicht. So war ein Schutz vor Ansteckung in Gemeinschaftsunterkünften anfangs kaum zu gewährleisten. Ebenso stellte die mangelnde technische Ausstattung der Unterkünfte die Bewohner und Flüchtlingshelfer in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Homeschooling vor große Herausforderungen, so Braun.
Abschiebungen laufen wieder an
"Auch der Zugang zu rechtlicher Beratung ist nach wie vor stark eingeschränkt. Zwar wurden Abschiebungen 2020 für einige Monate ausgesetzt und negative Bescheide nicht zugestellt. Unter immer noch stark eingeschränkten Bedingungen wird aber inzwischen selbst in Staaten mit sehr hoher oder völlig unklarer Inzidenz- und Sicherheitslage wie Afghanistan wieder abgeschoben", bemängelt die Referentin der Nordkirche.
Solidarität und Sensibilisierung gefordert
Neben der Aufrechterhaltung der Beratung und Unterstützung Geflüchteter gehöre vor allem die Sensibilisierung für menschenrechtliche Themen zu den Zielen der nordkirchlichen Flüchtlingsarbeit. Um auf die Situation Geflüchteter aufmerksam zu machen, veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Flüchtlingsarbeit in Hamburg im September eine Migrationswoche unter dem Motto "zu-recht-kommen". Nähere Infos gibt es online auf hamburgasyl.de.
Am Wochenende wird es zum internationalen Flüchtlingstag zudem mehrere Veranstaltungen in den einzelnen Kirchenkreisen und Gemeinden geben. So pant die Diakonie auf dem Rendsburger Theaterplatz am Samstag, 19. Juni, von 11 bis 13 Uhr eine Lesung.
Die Gottesdienste am 20. Juni finden sich in unserer digitalen Gottesdienst-Übersicht.
In Lübeck wird die Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, Elisabeth Hartmann-Runge, bei einer Veranstaltung vor dem Theater Lübeck sprechen. Vorgesehen ist dort am Samstag, 19. Juni, ab 11 Uhr eine Lesung aus dem Werk "Bernsteyn und Rose" des Wiener Schriftstellers Samuel Mago. Begleitet wird sie von Streichern des Philharmonischen Orchesters der Hansestadt Lübeck. Parallel dazu kann dort eine Ausstellung der Künstlergruppe Esperanzazu besucht werden.
Themengottesdienst am Husumer Binnenhafen
Das Husumer Aktionsbündnis aus dem Diakonische Werk Husum, dem Kirchenkreis Nordfriesland und der Kirchengemeinde Husum laden am Weltflüchtlingstag (Sonntag, 20. Juni) zu einem Themengottesdienst um 11 Uhr am Husumer Binnenhafen ein. Mitwirken werden daran unter anderem der Flüchtlingsbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Kapitän Stefan Schmidt, sowie Kai Anders vom Team der zivilen Seenotrettungsorganisation Seawatch.
In Kühlungsborn ist am Weltflüchtlingstag ein Open-Air-Gottesdienst um 10 Uhr vor der Pfarrscheune geplant, bei der zwei geflüchtete Frauen von ihren Erfahrungen erzählen werden.