Pop Up Church spendet Segen auf dem Christopher Street Day
03. August 2019
„Du bist wunderbar gemacht“ war das Motto der Pop Up Church Aktion auf dem Hamburger Christopher Street Day. Sechs Pastorinnen und Pastoren segneten an der Hauptkirche St. Petri die Menschen – unter den ausgestreckten Armen eines Regenbogen-Jesus.
„Sind Sie wirklich Pastor oder ist das nur eine Verkleidung?“ Die Frage müssen sich die Sechs von der „Kirche, die dort ist, wo du bist“ an diesem Tag öfter anhören. Zu überraschend scheint es zu sein, sechs Geistliche im schwarzen Talar zwischen Regenbogen-Flaggen und Regenbogen-Minipool zu sehen, die dazu auch noch ein Schild mit „free blessings“ – freiem Segen - um den Hals tragen. „Ich komme vom Land und unsere Kirche ist einfach noch so weit davon weg, sich mit einem Regenbogen zu präsentieren“, sagt eine Besucherin. „Ich finde es toll, dass es das hier gibt.“
Heiliger Raum direkt auf der Straße
Ein Selfie vor dem drei mal zwei Meter großen Regenbogen-Jesus trauen sich viele – aber auch einen Segen? Und was heißt das überhaupt? „Einen Segen zu geben, hat eine hohe Intimität“, sagt Pastorin Emilia Handke von der „Kirche im Dialog“, unter deren Dach die Aktionen der Pop Up Church veranstaltet werden. Denn man stellt eine Nähe, eine Verbindung her. „Die Frage ist, wie kann man das anschaulich und fühlbar machen, wie kann man einen heiligen Raum direkt auf der Straße eröffnen?“
Erst Selfie, dann Segen
Manche machen erst ein Foto, kommen dann aber noch mal zurück und sagen: „Ich möchte gern den Segen, ich brauche das jetzt.“ Mit evangelischen Kirchenmitgliedern kommen die "Pop Up Churchies" an diesem Tag genauso ins Gespräch wie mit Katholiken, Buddhisten und Menschen ohne Konfession. „Das ist die Gelegenheit, den Menschen zu zeigen: Wir sind hier; wir sind ansprechbar, wir hören zu“, sagt Pastor Matthias Liberman. „Und dass Menschen aus der LGBTIQ-Community ebenso willkommen sind.“
Transitionsfeier im Gottesdienst
Liberman hat vor kurzem jemanden begleitet, der nach seiner Transition vom einem Geschlecht zum anderen fragte: Auch wenn ich meinen Namen geändert habe, gilt dann meine Taufe immer noch? „Namenswechsel in der Bibel gab es ständig“, antwortete der Pastor. „Wir haben die Transition mit einem Gottesdienst gefeiert.“ Und das ist es, was er zeigen möchte: „Wir als Kirche haben auch so etwas anzubieten – die meisten wissen das nur nicht.“
„Ich bin wunderbar gemacht“ – mit diesem Regenbogen-Bändchen ums Handgelenk verlassen jedenfalls an diesem Tag viele den Vorplatz von St. Petri in der Mönckebergstraße. Und haben einen Eindruck davon bekommen, wie sich ein Segen anfühlen kann.