Neue Bestattungsform

"Reerdigung": Nach 40 Tagen ist der Mensch Erde

Ein Substrat aus getrockneten Wiesenblumen, Klee, Heu und Stroh kann zur Reerdigung verwendet werden.
Ein Substrat aus getrockneten Wiesenblumen, Klee, Heu und Stroh kann zur Reerdigung verwendet werden.© filmfoto, iStock

05. April 2022 von Kristina Tesch

Ein Verstorbener wird auf Heu, Blumen und Stroh gebettet. 40 Tage später ist sein Körper fruchtbare Erde. "Reerdigung" heißt diese neue Bestattungsart, die bundesweit bisher nur in Mölln angeboten wird.

Es ist ein Pilotprojekt in einem sensiblen Bereich: Reerdigung heißt eine neue Bestattungsart, die das Berliner Unternehmen Circulum Vitae entwickelt hat. Initiator Pablo Metz berichtet, dass das Team für die Entwicklung des Verfahrens bei der Natur in die Lehre gegangen sei: „Wir helfen ihr, das geplante noch schneller umzusetzen“.

Für das Verfahren wird der Leichnam auf pflanzlichen Materialien gebettet und in einen zweieinhalb Meter langen, sargähnlichen Behälter aus Edelstahl gelegt, erklärt Metz. Dort geschehe eine „natürliche Transformation“, bei der körpereigene Mikroorganismen den Inhalt des Kokons innerhalb von 40 Tagen zu Erde verwandeln. „Ähnlich dem Verfahren der Feuerbestattung werden auch bei der Reerdigung übrig gebliebene Knochen- und Zahnreste gemahlen und der Erde wieder zugefügt“, teilt das Unternehmen mit.

Nachhaltige Bestattungsform

Die aktuelle Diskussion um den Klimawandel habe Metz zur Entwicklung der Reerdigung inspiriert. Es würden keine fossilen Brennstoffe benötigt, „der Prozess ist erdgasfrei“, so der Initiator. Unter Berücksichtigung aller Emissionen werde im Vergleich zu einer Feuerbestattung rund eine Tonne CO2 eingespart. Der benötigte Kokon werde nach einer Reerdigung gereinigt und erneut verwendet, „das ist Teil des Nachhaltigkeitsaspektes“, dass nicht jedes Mal die Ressourcen für einen Sarg verbraucht werden.

Die Reerdigung gilt als Erdbestattung

„Wir wollten einen Ansatz finden, der zu uns Menschen passt“, erklärt Pablo Metz, dafür habe das Unternehmen unter anderem mit verschiedenen Religionsvertretern und Mitgliedern des Ethikrats gesprochen. Die Reerdigung gilt als Erdbestattung, es werde keine Gesetzesänderung benötigt.

Die entstehende Muttererde wird auf dem Friedhof in einem klassischen Erdgrab beigesetzt. Sie sei zudem eine Alternative für Menschen, die sich mit dem Gedanken an eine Feuerbestattung eben so wenig anfreunden können, wie mit einer klassischen Erdbestattung im Sarg.

„Erde zu Erde“

Seit Februar wird die Reerdigung in Mölln angeboten. „Die Idee der Nachhaltigkeit hat uns überzeugt“, sagt Hilke Lage, Pastorin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Mölln. Dieser Gedanke passe ebenso zum Auftrag, die Schöpfung zu bewahren, wie zu den traditionellen Bestattungsformeln: „Erde zu Erde“ oder „Von der Erde bist du genommen, und zur Erde kehrst du zurück“.

Begleitung für Angehörige während der Wartezeit

In der Kapelle des Möllner Friedhofs ist für das Pilotprojekt ein sogenanntes Alvarium eingerichtet worden. Diese Bezeichnung sei im Möllner Pastorenkollegium entstanden, erklärt Hilke Lage. „Alvarium ist das lateinische Wort für Bienenstock“, das passe gut zum Prozess, in dem der Leichnam in den sogenannten Kokon gebettet wird, der in einer Wabe steht. „Zuerst kamen uns 40 Tage auch sehr lang vor“, gesteht Hilke Lage, doch ein Endtermin helfe den Angehörigen. Außerdem finde die Begleitung auf Wunsch am Kokon statt, mit Andachten, Musik oder Gesprächen.

Weitere Friedhöfe im Norden haben Interesse

Bisher ist Mölln bundesweit der einzige Standort, an dem die Reerdigung angeboten wird. Circulum Vitae teilte mit, dass auch andere Friedhöfe der Nordkirche bereits Interesse und Bedarf an der Reerdigung angemeldet hätten. Dazu bestehe zur Zeit ein reger Austausch mit den zuständigen Personen der Nordkirche. Genaue Daten gebe es noch nicht.

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