"Schiff ahoi": Hamburger "Flusi" ist zum Kirchentag abgefahren
21. Mai 2017
Hamburgs Flussschifferkirche hat am Sonntag im Binnenhafen die Leinen losgemacht: Über die Elbe geht es nach Magdeburg zum Kirchentag. Bischöfin Kirsten Fehrs erteilte der "Flusi" an Bord den Reisesegen. "Drei Tage Fahrt die Elbe rauf, / so ist geplant der Reise Lauf", sangen die rund 70 Gottesdienstbesucher zum Abschied: "Die Flusi geht auf Pilgertour / und uns bleibt ihr zu wünschen nur: / Hab' eine gute Reise".
Für die Bischöfin ist die Flussschifferkirche "mehr als eine waschechte und einmalige Hamburgensie mit Hafenromantik und La Paloma ohé". Sie sei vielmehr "die gute Botschaft auf Reisen", sagte Fehrs. Sie wünschte dem Kirchenkahn "hoffentlich immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel".
Ohne eigenen Motor ans Ziel
Deutschlands einzige schwimmende Kirche muss geschoben werden, weil sie keinen eigenen Motor hat. Geplant waren drei Zwischenstopps auf dem Weg - in Marschacht, Uelzen und Wolfsburg. Doch vermutlich wird das nichts: Die "Flusi" fährt nun doch direkt über die Elbe, sagte der Hamburger Propst Thomas Drope, Vorsitzender des Landesausschusses der Nordkirche für den Kirchentag.
Start mit Schwierigkeiten
Der Start hatte nämlich einen kleinen Schönheitsfehler: Es fehlte das technische Gutachten eines Sachverständigen für die Flusskilometer bis zum Ziel. Dies kann erst am Montag (22. Mai) nachgeholt werden. Der "Aufbruch" am Sonntag führte die "Flusi" von ihrem angestammten Liegeplatz lediglich in den Peute-Hafen an der Norderelbe. Erst von dort wird die Flussschifferkirche im Laufe des Montags endgültig starten.
Sie war schon auf dem "Kirchentag der Schiffe"
Drope hatte gemeinsam mit einem Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen seit fast einem Jahr an der Umsetzung des Projekts gearbeitet. Mit der Flussschifferkirche aus Hamburg setzten der Landesausschuss und der Verein der Flussschifferkirche ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit mit dem Kirchentag: "Wir sind Botschafterin der Kirchentagsbegeisterten aus der Nordkirche." Schon einmal (2009) hatte sich die "Flusi" über den Mittellandkanal und die Weser zum "Kirchentag der Schiffe" nach Bremen aufgemacht.
Thema "Flucht- und Flussgeschichten"
Am Mittwoch (24. Mai) solle die "Flusi" in Magdeburg, der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt eintreffen und im Hafen mit Blick auf den Dom liegen. Doch ob sich der Termin halten lässt, ist jetzt ungewiss. Aber am Donnerstag (25. Mai) soll der "Seemannssonntag" gefeiert werden. Bis Sonnabend stehen Bibelarbeiten und Musik sowie Gottesdienste und Podiumsdiskussionen auf dem Programm - alles zum Thema "Flucht- und Flussgeschichten". Höhepunkt wird eine Schiffsprozession am Abend (26. Mai) auf der Elbe sein, die von der illuminierten Flussschifferkirche angeführt wird.
Der Kirchentag
Der Deutsche Evangelische Kirchentag findet in diesem Jahr vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Wittenberg statt. Weil 2017 auch 500 Jahre Reformation gefeiert werden, gibt es parallel regionale Kirchentage - in Städten, in denen der Reformator Martin Luther (1483-1546) gewirkt hat. Darunter ist auch Magdeburg.
Hintergrund: Die "Flusi"
Einst war die schwimmende Kirche als Weserküstenleichter (Baujahr 1905) unterwegs. 1952 wurde der Schleppkahn zur Kirche umgebaut, mit Glockentürmchen, Kreuz, Orgel und Platz für 150 Menschen. Das Kirchweihfest fand am 7. Dezember 1952 statt. Im Juni 2007 übernahm ein Förderverein die Trägerschaft für Kirchenschiff. Erstmals wurde damit eine Kirche samt Gottesdiensten und Seelsorge "privatisiert".
Der Förderverein erhielt das Kirchenschiff als "unentgeltliche Dauerleihgabe", nur nominell blieb der Kirchenkreis Hamburg-Ost der Besitzer. Die Predigten halten Pastoren ehrenamtlich. Weithin sichtbares Erkennungszeichen ist ein fast vier Meter hohes Holzkreuz - ein Geschenk der Hamburger Tischlerinnung.