Schon wieder geschlossen: das Drama um die Kirche von Hademarschen
16. September 2014
Hanerau-Hademarschen. Die Arbeiter nahmen falschen Mörtel, und der produzierte Risse in der Kirche von Hanerau-Hademarschen. Deshalb klagt der Kirchenkreis gegen die Architekten. Jetzt leidet die Gemeinde, die für lange Zeit auf die Kirche verzichten muss - schon wieder.
Falscher Mörtel ist "mit hoher Wahrscheinlichkeit" die Ursache für die Rissbildung in der St. Severin-Kirche in Hanerau-Hademarschen (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Dies geht aus einem Gutachten hervor. Die evangelische Kirchengemeinde wird jetzt eine gerichtliche Klage gegen das beauftragte Architekten-Team sowie gegen ein Ingenieurbüro erheben, teilte der Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde mit. Besonders bitter: Erst vor sieben Jahren ist die Kirchen nach einem Feuer wieder aufgebaut worden.
Streitwert: 84.000 Euro plus Folgeschäden
Der vorläufige Streitwert liegt bei 84.000 Euro plus einer noch unbekannten Summe für die Folgeschäden, sagte Kirchenkreissprecherin Olivia Schneider. Die Kirchengemeinde wird auf Übernahme der Schadenskosten und "Feststellung der Eintrittspflicht" vor dem Landgericht Kiel klagen. Ein erster Anhörungstermin ist für Ende November vorgesehen.
Wegen der Schäden ist die 800 Jahre alte Feldsteinkirche seit einem Jahr geschlossen, das Hauptportal musste zugemauert werden. Die Kirche war am 27. Dezember 2003 bis auf die Grundmauern niedergebrannt, Ursache war ein technischer Defekt. Danach wurde sie mit Hilfe der Versicherungssumme von rund zwei Millionen Euro neu aufgebaut und am 24. August 2007 eingeweiht. Erste Risse waren bereits kurz danach zu sehen und wurden mit der Zeit immer größer. Das Beweissicherungsverfahren beim Landgericht Kiel wurde 2011 in die Wege geleitet und ist nun abgeschlossen.
Gutachten: Falscher Mörtel führte zu "Sprengwirkung"
Darin hat der gerichtlich bestellte Gutachter die Mängelursache beschrieben. Danach wurde der eigentlich vorgesehene Verpressmörtel für gipshaltiges Mauerwerk nicht verwendet. Stattdessen wurde mit einem anderen Mörtel gearbeitet, der zu erheblichen Neubildungen des Treibminerals Thaumasit führte. Dieses Mineral dehnte sich dann aus und entfaltete geradezu eine Sprengwirkung, so das Gutachten.
Propst Matthias Krüger würdigte die Geduld der Kirchengemeinde mit ihren 3..800 Kirchenmitgliedern, die auch weiterhin in der Kirche keine Gottesdienste feiern kann. Frühestens Mitte 2015 könnten Sanierungsarbeiten beginnen, vermuten Kirchengemeinderat und Propst.