NS-Zeit

Spätes Umdenken - Hamburger Deserteur-Denkmal eingeweiht

25. November 2015 von Klaus Merhof, Simone Viere

Hamburg. In Hamburg gibt es jetzt ein Denkmal für Deserteure. Nach knapp fünfmonatiger Bauzeit wurde der Gedenkort am Stephansplatz (Bahnhof Dammtor) von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) eröffnet. Anwesend waren auch der Hamburger Denkmal-Erbauer Volker Lang und Ludwig Baumann, Vorsitzender der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz und einst selbst Deserteur. Mit dem Denkmal soll ein politisches Zeichen für Zivilcourage und Gerechtigkeit gesetzt werden.

"Das Umdenken kam spät", sagte Scholz, "nicht zu spät, aber doch beschämend spät." Erst 2002 seien die Urteile der Militärgerichte gegen Deserteure der Wehrmacht aufgehoben worden. Doch mit der Platzierung des Denkmals zwischen dem umstrittenen 76er-Denkmal und dem Fragment gebliebenen Gegendenkmal von Alfred Hrdlicka setze Hamburg" an einer zentralen Stelle in der Stadt ein unmissverständliches Zeichen", so der Bürgermeister.

Ort soll zum Nachdenken motivieren

Nach den Worten von Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) sei es in der Ausschreibung darum gegangen, einen Ort zu schaffen, der mit zeitgenössischen ästhetischen Mitteln zum Nachdenken motiviert und zu einem lebendigen Erinnerungsprozess beiträgt. Dieser Aufgabe sei der Künstler Volker Lang mit dem transparenten, offenen und begehbaren Denkmal "hervorragend gerecht geworden".

Indem die Opfer der Wehrmachtjustiz beim Namen genannt und damit aus der Anonymität geholt werden, erhielten sie die Würde zurück, die ihnen das NS-Regime genommen habe. Der Gedenkort solle Anstöße liefern und zur Auseinandersetzung über Fragen der Gerechtigkeit, der Menschenwürde und der Zivilcourage einladen. Kisseler: "Er fordert Reflektion über die Ursachen von Kriegen und ihren Folgen wie Zerstörung, Vertreibung und Flucht. Damit erweist er sich als sehr aktuell."

Der Bau des Gedenkortes zwischen Stephansplatz und Dammtor basiert auf einem einstimmigen Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft und ist Ergebnis einer langen Diskussion unter Beteiligung der Opferverbände, des Bündnisses für ein Hamburger Deserteursdenkmal, der Wissenschaft und der Fachöffentlichkeit. 2013 lobte die Kulturbehörde einen internationalen Wettbewerb aus. Im Juni 2014 wurde dem Hamburger Volker Lang der 1. Preis zugesprochen.

Gedenkort in Form eines gleichseitigen Dreiecks 

Lang entwarf einen transparenten Baukörper in der Form eines gleichseitigen Dreiecks zwischen dem 76er-Denkmal von Richard Kuöhl und dem Gegendenkmal von Alfred Hrdlicka. Zwei der drei Wände werden aus bronzenen Schriftgittern gebildet. Eine geschlossene Wand schließt den Raum zum Dammtordamm ab. Die Texte der Schriftgitter sind dem Werk "Deutschland 1944" des Autors Helmut Heißenbüttel entnommen, das auch als Audioinstallation am Ort zu hören ist.

Die historischen Informationen zum Gedenkort für Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz werden als Text auf der Betonwand angebracht. Der Gedenkort wird durch acht großformatige Informationsstelen ergänzt, die in den nächsten Tagen und Wochen an den historischen Stätten der Wehrmachtjustiz, den ehemaligen Gerichtsgebäuden, den Haft- und Vollstreckungsorten und auf dem Ohlsdorfer Gräberfeld errichtet werden.

 

Info

In einer kostenlosen Broschüre informieren die Landeszentrale für politische Bildung und die Kulturbehörde über den Gedenkort, seine Entstehung und seine Geschichte.

Die Publikation ist erhältlich im Info-Laden der Landeszentrale für politische Bildung (Dammtorwall 1, montags bis donnerstags von 12.30 bis 17 Uhr und freitags von 12.30 bis 16.30 Uhr). 

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