"Sperrgebiet St. Pauli": 50 Jahre Beratung für Sexarbeiterinnen
02. Juni 2023
Sein 50-jähriges Jubiläum hat am Freitag das „Sperrgebiet St. Pauli - Fachberatungsstelle Prostitution“ der Diakonie Hamburg gefeiert. Das Projekt startete 1973 unter dem Namen "Kaffeeklappe" in den Räumen der evangelischen Kirchengemeinde auf St. Pauli.
Die Beratungsstelle verzeichnet jährlich rund 1.500 Kontakte mit Menschen in der Sexarbeit, wie das Diakonische Werk Hamburg mitteilte. Der 2. Juni ist zugleich der Internationale Sex Worker Day.
"Menschen in der Sexarbeit erleben viel Stigmatisierung, teilweise auch Bedrohung und Gewalt", sagte Korinna Heimann, Fachbereichsleitung Migrations- und Frauensozialarbeit des Diakonie Hilfswerks Hamburg. Aus diesem Grund seien Straßensozialarbeit und gut erreichbare Beratungsstellen im Kiez so wichtig. "So lernen uns die Frauen mit der Zeit kennen, fassen Vertrauen und nehmen Hilfe in Anspruch.“
Die Beratungsangebote sind anonym und kostenlos.
Die Gespräche mit den Frauen fänden in den Räumen des "Sperrgebiets" oder vor Ort auf der Straße statt, hieß es. Ein Team aus Sozialpädagoginnen biete Gesundheitsprävention an und unterstütze bei Schulden oder beim Wunsch nach Ausstieg aus dem Milieu. Sämtliche Beratungsangebote sind anonym und kostenlos.
Nach seinem Start in den 70er-Jahren stand das Projekt laut Diakonie zunächst allen Menschen in der Sexarbeit offen. 1981 erfolgte ein Umzug auf den Hamburger Berg, die Öffnungszeiten verlagerten sich von der Nacht in den Tag und die "Kaffeeklappe" war fortan nur noch für Frauen als Anlaufstelle gedacht. Seit 1985 ist das Projekt in seinen heutigen Räumen in der Seilerstraße 34 beheimatet.
Zwischenzeitlich hätten sich auch die politischen Rahmenbedingungen für die Prostitution geändert, erinnerte die Diakonie: 1987 seien die medizinischen Zwangsuntersuchungen für Sexarbeitende abgeschafft worden, 2002 sei das Prostitutionsgesetz und 2017 das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft getreten.
Das Prostitutionsgesetz regelt die rechtliche Stellung von Prostitution als Dienstleistung. Es schreibt unter anderem vor, dass nach Erbringung sexueller Dienste ein Anspruch auf die vereinbarte Bezahlung besteht. Das Prostituiertenschutzgesetz verlangt, dass Prostituierte ihre Tätigkeit behördlich anmelden. Es schreibt außerdem eine Kondompflicht vor.
Internationaler Sex Worker Day
Der Internationale Sex Worker Day soll an die Diskriminierung von Sexarbeitenden und deren oftmals ausbeuterischen Lebens- und Arbeitsbedingungen erinnern.
Weitere Angebote der Fachberatungsstelle Prostitution der Diakonie Hamburg sind das "Sperrgebiet St. Georg" sowie das Projekt "Fair Love" zur Prävention der Prostitution Minderjähriger und zur Aufklärung über die sogenannte Loverboy-Methode. Loverboys täuschen Mädchen und jungen Frauen Liebe vor, um sie so zur Prostitution zu bringen.